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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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erkennen. Sir Fowler stand auf einer kleinen Bühne, hinter ihm weitere Personen. Er entdeckte Prof. Foirenston, die Konrektorin, und Prof. Lichtenfels, den Mann mit den eiskalten Augen, unter ihnen.
    Der Rektor trat vor ein Mikrofon und begann zu sprechen: „Liebe Studierende! Ich möchte Sie alle aufs Herzlichste in Cromwell begrüßen!“
    Seinem warmen Empfang folgte ein begeisterter Applaus. Er wartete lächelnd, bis es wieder ruhiger wurde, und fuhr dann mit lauter Stimme fort: „Ich selbst bin jemand, der lange Reden verabscheut, und deshalb will ich mich kurzfassen.“
    Zustimmendes Nicken bestätigte den Redner.
    „Sie folgen einem Weg, der erst seit Neuestem beschritten wird. Cromwell wurde am 1. Januar des Jahres 2000 gegründet. Grund war die Einsicht, dass sich mit dem neuen Millennium die Tore zur Anderswelt immer weiter öffnen und der ‚Umbruch‘ immer näher rückt. Die Oberhäupter der deutschen Orden standen vor der Wahl, die Kräfte der einzelnen Konvente zu bündeln oder dem Untergang geweiht zu sein.“
    Schweigen. Blicke wurden ausgetauscht. Valerian erkannte Beunruhigung in den Mienen der anderen. Sein Blick schweifte zu Linda. Auch sie hatte die Brauen zusammengezogen. Im Gegensatz zu ihren Kommilitonen konnte er jedoch keine Überraschung über die düsteren Worte Sir Fowlers in ihrem Gesicht ablesen.
    Was redet der da eigentlich? Was sind Konvente?
    „3 Begabte sind mächtiger als einer, 5 sind mächtiger als 3, doch 7 ist die stärkste Zahl von ihnen – und deshalb haben sich 7 Orden vereint, um gemeinsam einen Ort zu schaffen, der mit gebündelten Kräften dem Chaos entgegentreten wird! Dieser Ort ist die Cromwell Hexenschule und Sie sind ihre neuen Lernenden! Mittlerweile sind noch andere Orden zu uns gestoßen und stärken das magische Bündnis von damals. Für Sie und für uns alle. Füllen Sie diese Hallen mit Stolz, Macht und Loyalität! Und bedenken Sie immer: Tu’, was du willst, solange es niemandem schadet! “
    Zu Valerians Überraschung erhob sich an dieser Stelle ein erneuter Applaus, jedoch nur von etwa der Hälfte der anwesenden Studenten.
    Hallo? Haben die alle nicht zugehört? Wir sollen Kanonenfutter im Kampf gegen diese Anderswelt werden! Was immer die Anderswelt auch ist … Wenn dieser Engländer tatsächlich glaubt, ich werde blindlings einen auf Magie-Soldat machen und ahnungslos einem „Kampf gegen das Böse“ beiwohnen, dann hat sich der Gute aber getäuscht!
    Valerian war kein Patriot. Wie sollte man auch nach dem „Genuss“ der deutschen Schulbildung zu einem gesunden Nationalstolz gelangen? Über zehn Jahre lang wurde das Thema Judenverfolgung immer wieder durchgekaut. Hatte man es in Geschichte hinter sich, wurde es in Deutsch wieder aufgegriffen. War das überstanden, kam das Thema in Gemeinschaftskunde auf – und natürlich genoss die Oberstufe eine Ehrenrunde zum Thema Zweiter Weltkrieg.
    Hatte man dann schließlich sein Abitur in der Tasche, konnte man nur froh sein, wenn man keinem Juden begegnete. Andernfalls hätte man vor Scham in den Boden sinken müssen. Es war wichtig, sich mit der Historie des eigenen Volkes auseinanderzusetzen (aus Fehlern soll man ja bekanntlich lernen), doch hatte Deutschland nicht mehr zu bieten als eine düstere Vergangenheit?
    Offenbar nicht. Zumindest wurde einem Heranwachsenden keine Liebe für sein Vaterland in die Wiege gelegt. In diesem Bereich versagte das deutsche Schulsystem seit Jahrzehnten.
    Doch das kümmerte den frischgebackenen Studenten nicht weiter. Er war bisher auch ganz gut ohne den Funken eines patriotischen Gefühls durchs Leben gekommen. Und wenn Valerian sich nicht einmal für sein Vaterland opfern würde, dann auch sicher nicht für irgendeine zusammengewürfelte Organisation. Eine Gruppe, die Ziele verfolgte, deren wörtliche Bedeutung er nicht einmal kannte.
    Anderswelt? Oh Mann! Wenn dir der Tag etwas gebracht hat, dann merkwürdige Wörter: „die Wandelung“, „der Umbruch“, „die Anderswelt“, „Konvente“ – zum Totlachen, echt!
    Prof. Foirenston hatte in der Zwischenzeit den Platz des Rektors eingenommen und mit ihrem Teil der Rede begonnen. Es ging wohl um die Hausordnung und Kurseinteilungen. Valerian hatte dem Gesagten keine Beachtung geschenkt. Formale Regelungen langweilten ihn aus Prinzip.
    Plötzlich aber kam die Menge um ihn herum in Bewegung und er sah sich verwundert um. Linda drückte leicht seinen Arm.
    „Wir sollen alle in unseren Kursraum gehen“, meinte sie

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