Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
Vom Netzwerk:
Professorin – und da fand sie ihn: den Typen, der sie angerempelt hatte, Valerian. Er war es, der sie schon die ganze Zeit über beobachtete.
    Du meine Güte! Sieht der gut aus!
    Die dunklen, mittellangen Haare hingen ihm auf eine coole Art unordentlich ins Gesicht. Seine dunkelbraunen Augen betrachteten sie interessiert. Linda wurde ganz mulmig zumute. Blindheit war doch ein Segen, da wusste man wenigstens nicht, wenn man so angestarrt wurde!
    Ich muss sofort woanders hinschauen! Immerhin sieht Professor Foirenston mit!
    Ihr Blick wanderte weiter durch den Raum. Die Sonne durchflutete das Zimmer und tauchte alles in einen warmen Gelbton. Sie brachte die Farben der Ölbilder zum Leuchten, die die cremefarbenen Wände zierten. Hier und da hingen oder standen Symbole der Macht, geformt aus Kristallen, Hölzern und Metallen. Der Raum war sowohl freundlich als auch mystisch eingerichtet. Es war angenehm, sich nicht nur darin zu befinden, sondern ihn auch einmal betrachten zu können.
    Linda ließ schließlich vom Mobiliar ab und musterte ihre Kommilitonen. Ihr wurde unwohl, als sie all die Gesichter ihrer Mitstudierenden sah, die sie erwartungsvoll anstarrten.
    Okay, also was beschreibe ich nun?
    Sie sah sich weiter um, sanft den Kopf Katlin Foirenstons zur Seite wendend. Dann entdeckte sie etwas. Ein Gemälde, das sie beschreiben würde. Es war umso eindrucksvoller, weil es sich genau in ihrem Rücken befand.
    „An der seitlichen Wand hängt ein großes Bild in einem alten Holzrahmen. Es stellt eine Waldlichtung dar und im Hintergrund kann man die Dächer eines Schlosses erkennen. Eine Frau mit langen roten Haaren kniet auf der Erde. Um sie herum befindet sich ein Pentagramm. Ihre Hände sind zur Seite gestreckt und die Handflächen deuten nach oben. Sie hat die Augen geschlossen, doch ein drittes Auge – auf ihrer Stirn – ist geöffnet. Es ist eine Seherin!“
    Den letzten Satz hatte sie voller Verwunderung und Freude ausgesprochen. Seher waren seltener als „gewöhnliche“ Hexen und sie wurden von diesen meist nicht sonderlich geschätzt. Seher galten nicht als „echte“ Begabte, weil sie nicht mittels Ritualen und Zaubersprüchen Magie wirkten. Einige behaupteten sogar, dass Seher gar keine Magiewirker seien, da sie ihre Kräfte passiv, intuitiv anwandten. Dieses Bild zeigte eindeutig, dass Prof. Foirenston dieses Vorurteil nicht teilte; das erleichterte Linda und stimmte sie fröhlich.
    Diese Frau wird mir immer sympathischer!
    Ein Murmeln war durch die Reihen der Studierenden gegangen.
    Scheint, als hätte ich genug Eindruck geschunden.
    Linda atmete erleichtert auf. Doch das Flattern in ihrem Magen wollte sich noch nicht richtig legen. Endlich hatte sie es hinter sich.
    Ein Glück!
    Langsam ließ sie ihre Hände sinken und Dunkelheit hüllte sie wieder ein.
    Prof. Foirenston strich ihr freundschaftlich über den Arm. „Vielen Dank, Marlinde! Sie haben bereits jetzt schon ein hohes Maß der Beherrschung Ihrer Kräfte erreicht. Ich bin sicher, dass Ihre Kommilitonen viel von Ihnen lernen können. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Sie im Hauptstudium einige Kurse überspringen dürfen.“
    Die Worte gingen runter wie Öl – heißes Öl, das die Schamesröte in die Wangen der jungen Frau trieb. Zum Glück hatte es die Dozentin eilig, mit der Begrüßungsrunde fortzufahren, so konnte sie sich wieder setzen und in der Masse untertauchen.
    Eine Seherin also … Na, dann hat sie wohl doch keinen Liebeszauber an dir ausprobiert, überlegte Valerian nicht ohne Erleichterung.
    Nicht, dass er viel von Hexen und Sehern wusste. Die fehlende Verzauberung war im Moment jedoch nur ein kleiner Trost. Eine Stunde lang ging diese Vorstellungsrunde jetzt bereits und einer war talentierter als der Nächste. Eine hatte die Größe ihres Rucksacks auf die Hälfte verringert, ein anderer ein schimmerndes Gebilde vor sich in der Luft erschaffen. Er war der Einzige, der nichts beitragen konnte – und je länger das Ganze ging, desto höher war der Anspruch an die Verbliebenen, die bisherigen Vorstellungen zu toppen.
    Was machst du eigentlich hier? Du bist der Einzige, der überhaupt nichts kann!
    Ärgerlich ballte er die Fäuste. W war einfach zu weit hinten im Alphabet!
    „Valerian Wagner.“
    Seufzend erhob er sich. Das würde eine sehr kurze Vorstellung werden.
    „Mein Name ist Valerian. Ich wohne seit Kurzem in Berlin und verfüge über keinerlei magische Fähigkeiten.“
    Er machte Anstalten, sich wieder hinzusetzen,

Weitere Kostenlose Bücher