Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen
nicht pünktlich fertig gestellt. Die Einführung der Maut musste verschoben werden …
… ein Riesenpolitikum. Ich sehe mich da noch mit Schröder und Schrempp, dem damaligen Daimler-Chef, vor dieser Bundespressekonferenz sitzen, und Schrempp sagte zu den Journalisten: Ja, das war ja nicht so richtig unser Metier. Wir können besser Autos bauen.
Dabei waren die ganz maßgeblich beteiligt.
Aber wie! Die haben das Konsortium angeführt. Nur wir waren diejenigen, die in der Öffentlichkeit am Ende den schwarzen Peter in der Hand hielten. Ich will uns ja gar nicht von jedem Fehler freisprechen.
Sind Ihnen Fehler, die Sie gemacht haben, eigentlich nachgegangen? Lagen Sie oft nachts wach und dachten: Mist?
Nein. Ich überlege gerade, was ich für Fehler gemacht habe. Vielleicht ein paar in der Personalpolitik. Aber grundsätzliche Fehler merkt man in so einem Riesenunternehmen wie der Deutschen Telekom erst spät. Das ist ja das Problem. UMTS …
… die Frequenzbereiche, die die Telekom im Jahr 2000 für 8 , 45 Milliarden Euro von der Bundesregierung ersteigerte …
… war das ein Fehler? Die Auktion fiel noch in die Amtszeit von Ron Sommer. Er musste sich in der Tagesschau rechtfertigen. Ich war damals für Mobilfunk verantwortlich, also mittendrin. Wir haben uns die Haare gerauft. Wir haben diskutiert. Tagelang. Aber was hätten wir machen sollen?
Wenn Sie aus der Auktion ausgestiegen wären, hätte man die Telekom als Technologiekonzern abgeschrieben.
Erschossen hätte man uns. Wir haben uns zeitweise überlegt, was passiert, wenn wir jetzt aussteigen. Was sendet das für ein Signal an alle anderen? Die Frequenzen waren natürlich völlig überteuert. Aber um 40 Millionen Mobilfunkteilnehmer zu bedienen, geht es nicht ohne. Das war schon eine unglaubliche Zeit. Was haben wir da für Riesenentscheidungen treffen müssen.
Hatten Sie da auch mal Angst?
Nie.
Der Anführer darf keine Angst haben?
Weiß ich nicht. Ich würde von mir behaupten, dass ich ein sehr angstfreier Mensch bin. Das hängt sicher auch mit meinen Eltern zusammen, die mir immer einen starken Rückhalt gaben. Ich hatte immer das Gefühl, ich brauche vor nichts Angst zu haben.
Nie mal Angst vor einer wichtigen Rede gehabt, Lampenfieber davor, frei zu sprechen?
Frei zu reden hat mir früher nie etwas ausgemacht, aber das wird einem als Vorstandschef ausgetrieben. Vielleicht habe ich mich auch zu sehr in das Korsett drücken lassen. Wenn die Quartalsberichterstattung ansteht, mailt man tagelang mit der Abteilung Investor Relations Texte hin und her. Der Stoff ist so wahnsinnig juristisch.
Ihre Scheu vor der Öffentlichkeit wurde Ihnen also eingepflanzt.
Ich sah jeden Pressetermin als lästige Pflicht, aber scheu war ich nie, anfangs sogar unbekümmert. Ich erinnere mich noch an die Pressekonferenz, auf der ich inthronisiert wurde. Mehr als 50 Fotografen, der ganze Saal voll, was mich erstaunte. Zum Schluss meiner Rede sagte ich: Und nur damit ihr es wisst, ich bin ich! Das war im Sinne gemeint von: So, jetzt lasst mich mal machen.
Eigentlich eine charmante Aussage …
… eine Aussage, die man nicht macht, wenn man zu viele Berater hat.
Hatten Sie Berater?
Es gab mal einen für den Umgang mit der Politik, die Kommunikation. Oft habe ich Berater auch abgelehnt. Man hat bei Beratern ja immer das Problem: Am Ende muss man es doch selber machen.
Haben Sie sich mit Ihrer Frau besprochen?
Wir haben sehr viel gesprochen, weniger über die Telekom. Da hat man dann keine Lust mehr zu.
Ist es nicht immer lohnend, sich bei wichtigen Entscheidungen zu besprechen?
Absolut. Das habe ich auch gemacht, meistens mit meinen Vorstandskollegen. Das nennt man dann kooperativen Führungsstil. Und dann war da noch mein Vater …
… er war Anfang der 1990 er Jahre ebenfalls Chef der Telekom. Sie riefen ihn oft an?
Wir mailten viel, doch meistens ging es um Grundsätzliches. Er hat mich zum Beispiel vor einigen Dingen gewarnt, als ich mir überlegte, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Nach dem Motto: Bist du dir darüber bewusst, dass …? Aber man muss seine Erfahrungen selbst machen. Ich war neugierig. Ich habe die Schwierigkeiten auf mich genommen und erst hinterher verstanden, was mein Vater meinte. Aber noch einmal: Aus meinem Innersten heraus will ich die Phase nicht missen. Wenn ich sie nicht gehabt hätte, würde ich sie wollen.
Wovor hat Ihr Vater Sie gewarnt?
Vor dem Interesse der Öffentlichkeit an der Nummer eins. Das heißt dann auch,
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