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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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man die Farbe herausgedreht. Telekom-Chef zwischen 2002 und 2006 . Ein junger Mann, beim Amtsantritt kaum über 40 , der alt wirkte. Heute, sieben Jahre später, sieht er fast ein bisschen jungenhaft aus. Jeans, blaue Windjacke. Schlaksig, sehr freundlich. Er ist zu spät dran. Stau auf der Autobahn. Von Zürich ist er gekommen, wohin er gerade gezogen ist. Es gebe dort sogar wieder Häuser am See zu kaufen, sagt er, lacht. Die Krise geht auch an den Reichen nicht vorüber.
    Kai-Uwe Ricke lässt sich in einen tiefen Sessel in der Bar des Hotels Bayerischer Hof in München fallen. Mit seinen langen Armen umschlingt er seine Knie und fängt an, begeistert von seinem Leben als freier Unternehmer zu erzählen. Bei ihm klingt das wie: von seinem Leben als freier Mann.
    Ricke hat sich in das Telefonunternehmen der libanesischen Familie Hariri eingekauft. Und einem älteren Familienunternehmer saniert er die Firma, was dem Unternehmer sichere Einnahmen fürs Alter und ihm vielleicht ein paar Anteile an der Firma einbringt. Hemdsärmelige unternehmerische Arbeit, die er wohl dosiert, damit ihm Zeit zum Sport und Meditieren bleibt. Er sitzt außerdem noch in mehreren Aufsichtsräten.
    Doch die Telekom, der er entronnen ist, so sieht er das selbst, lässt ihn nicht ganz los: 2008 wurde bekannt, dass in seiner Amtszeit Journalisten ausgespäht worden waren.

    War Manager Ihr Wunschberuf?
    Meine Frau erinnert mich heute noch gelegentlich daran, dass ich ihr – als wir uns mit 18 kennen lernten – bereits sagte, ich wolle Manager werden. Ich war immer so unterwegs. Und es wurde immer zielgerichteter.
    Mit nur 40 Jahren standen Sie an der Spitze der Telekom – ganz oben.
    Genau. Und dann war ich ganz unten.
    Am 12 . November 2006 , kurz nach ihrem 45 . Geburtstag, mussten Sie als Vorstandschef gehen. Das hat Sie sehr verletzt?
    Nein. Ich war enttäuscht vom Verhalten Einzelner, nicht verletzt. Dazu gehört mehr.
    Fühlten Sie sich zu Unrecht abgesetzt?
    Absolut. Zum Rücktritt gezwungen, wie man so schön sagt.
    Wie zwingt man denn jemanden zum Rücktritt?
    Da sagt einem der Aufsichtsratsvorsitzende: »Der Aufsichtsrat steht nicht mehr hinter Ihnen.« Was will man dann noch machen?
    Haben Sie nach den Gründen gefragt?
    Nein. Was soll man da noch diskutieren? Man ist ja Angestellter des Unternehmens, und wenn der Aufsichtsrat einem das Vertrauen entzieht, ist es vorbei.
    Sie tun so gelassen.
    Ich fühle mich enorm erleichtert. Keine durchgetakteten Tage mehr, keiner, der kuckt: Was macht der da oben gerade? Weder in der zweiten Reihe im Unternehmen noch in der dritten. Es kann einem völlig egal sein, wer was gerade denkt. Das Leben gehört wieder einem selbst. Ich habe mir seitdem ein Netz an Tätigkeiten zugelegt. Ein paar Aufsichtsratsmandate, an ein paar Unternehmen habe ich mich beteiligt – alleine oder zusammen mit Private-Equity-Firmen. Ich bin wieder ganz Unternehmer. Alles ist sehr lebendig. Der komplette Gegensatz zu dem, was ich vorher erlebt habe.
    Wie sah Ihr Alltag als Chef der Telekom aus?
    Mein Terminkalender war auf Monate durchstrukturiert: Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen, Roadshows irgendwo auf der Welt. Achtmal am Tag das gleiche erzählen. Dann zurück ins Hotel, wo ich mich nicht hinsetzen und ein wenig entspannen konnte, sondern erst einmal E-Mails aufarbeiten musste. Da leidet nicht nur die eigene Lebensqualität. Die ganze Familie verändert sich. Erst als ich nicht mehr bei der Telekom war, habe ich gemerkt, wie meine beiden Jungs mich damals geschont haben. Nach dem Motto: Lass den mal!
    Wie alt waren Ihre Söhne zu der Zeit?
    Sieben und elf. Ein ganz entscheidendes Alter, gerade für Jungs, weil sie sich dann am Vater orientieren. Die wollten von mir ganz banale Dinge, wie dass ich mit ihnen Fußball spiele. Das macht man dann auch noch. Und wo bleibt dann die Ehefrau? Man fängt nur noch an zu managen.
    Man managt selbst die eigene Beziehung.
    War bei mir tatsächlich so.
    Ist es ein großer Unterschied, ob man nun Chef der ganzen Telekom ist oder nur der Chef von T-Mobile? Das waren Sie die vier Jahre zuvor.
    Absolut. Der erste Mann ist immer derjenige, auf den alle fixiert sind. Diese Last sieht man den meisten Menschen in herausgehobenen Positionen auch körperlich an. Sie müssen mal darauf achten, wie die sich über die Zeit verändern, nicht nur bei der Telekom. Die einen werden dicker. Die anderen werden dünner. Man sieht es ihnen auch an den Augen an, im Wesentlichen an den

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