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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vollkommen Unerwartetes: Er drosch Gäus die Faust mitten in die Tasthaare, während dieser noch behäbig und vollständig dem eigenen Tempo verhaftet ausholte. Krach. Durch die Meute lief ein Zittern, als wäre sie von einem Speer getroffen worden. Gäus’ sämtliche Sinne erzitterten und kegelten durcheinander. Geruch wurde Klang. Töne zu Geschmacksnuancen. Irathindur nutzte den Augenblick, den Gäus’ ausholende Fäuste sich verzögerten. Krach. Krach. Links. Rechts. Licht. Dunkel. Immer wieder in die Tasthaare. Mit jedem Treffer verzögerte sich Gäus’ Ausholbewegung und gab Irathindur neue Zeit für einen weiteren Schlag. Es war, als würde Irathindur einen einzigen Moment zu einer Stunde dehnen, in das Gesetz der Zeit hinein einen Tunnel treiben.
    Krach. Krach. Krach. Krach. Krach. Krach. Krach.
    Nach dem fünften Treffer war Gäus schon stehend bewusstlos, aber es dauerte noch drei weitere, bis seine Knie endlich einknickten. Der Koloss fiel wie ein kalbender Gletscher.
    Rrrrrummmms.
    Stille setzte ein.
    Dann ohrenbetäubendes Geschrei.
    Das Geschrei änderte abrupt die Tonhöhe.
    Gäus barst wieder in die Höhe, Bodenbretter mit sich reiβend wie an ihm klebendes Klettengestrüpp. »Esist noch nicht zu Ende«, brüllte er mit bluttriefendem Maul. »Noch bin ich nicht geschlagen! Hörst du? Ungeschlagen!«
    Die Menge röhrte, als sei dort bereits eine Prügelei im Gange. Tatsächlich gab es im Umfeld, als Irathindur genauer hinschaute, eine Art Rahmenprogramm: Menschen droschen sich gegenseitig die Seelen aus dem Leib, ohne Sinn, ohne Hoffnung, ohne Regeln. Sie kämpften für Götter, Grenzen, Familien und Futter, doch es sah alles ungelenk aus. Wie bei Kindern, die Erwachsene nachahmen.
    Der Tonkrug zerbrach.
    Irathindur kehrte auch gedanklich in den Ring zurück und griff unverzüglich an wie ein Rasender. Seine Fäuste trafen, erzielten aber kaumWirkung. Gäus schlug zurück. Sechs Fäuste gegen zwei. Schatten durchbohrten das Gold einer Waldlichtung. Irathindur merkte, dass er ganz ohne Deckung nicht lange durchhalten würde. Er deckte, wo es möglich war, schlenkerte ansonsten den Oberkörper in der Hüfte hin und her und wackelte zusätzlich noch mit dem Kopf. Klatsch. Klatsch. Krach. Klatsch. Seine Schläge prasselten wie Hagel. Körpertreffer, um Gäus die Luft zu nehmen. Kopftreffer, um ihn mürbe zu machen. Gäus ging tatsächlich rückwärts durch den Ring. Alleine das schon war ein groβer Erfolg für Irathindur. Keinen der Zuschauer hielt es noch auf den Bänken. Die Leute sprangen durcheinander, drückten sich gegenseitig runter, um besser sehen zu können, spielten die Schläge nach, feuerten krakeelend an. Irathindur rackerte, als gälte es, einen Berg abzutragen. Gäus waren seine eigenen Arme im Weg, er war zur Passivität verdammt. Irgendwann zerplatzte ein weiterer Krug.
    Meridienn den Dauren, schön und gekleidet in reinstes Brautweiβ, tauchte neben Irathindur auf, drückte ihm einen nassen Schwamm aufs Gesicht. Als Irathindur das Wasser betrachtete, das ihm über die Brüste abwärts rann, fielen ihm die rötlichen Schlieren auf.
    »Ich blute? Woher? Und weshalb bin ich wieder weiblich? «, fragte er undeutlich.
    »Das hast du von mir«, lächelte die schöne Baroness. »Alle Frauen bluten, wenn sie nicht gerade ein Kind unter dem Herzen tragen. Gib auf dich acht, mein Dämon. Du möchtest doch gewinnen.«
    »Ich versuch’s.«
    »Los jetzt. Lass ihn nicht atmen.«
    Neben Gäus stand der junge Tenmac III. und gab ihm taktische Ratschläge, aber seine Stimme war so leise und schüchtern und das Geheul der tosenden Zuschauer dermaβen ohrenbetäubend, dass Gäus nichts verstehen konnte.
    Der Krug zur sechsten Runde. Wieder stürmte Irathindur auf Gäus zu. Wieder hatte Gäus nicht mit so viel Wut gerechnet, hatte zumindest jetzt eine ruhigere Runde erwartet. Irathindur absolvierte einen Trommelwirbel an Schlägen. Viel auf die Deckung. Einiges auch daneben. Aber das meiste kam. Viele Rippentreffer. Ab und zu die Ohren. Zweimal sogar, als kleine Höhepunkte innerhalb dieses Hagelsturms, voll die Tasthaare. Irathindur schwitzte und ächzte. Seine Arme schmerzten, als würden tonnenschwere Gewichte an ihnen hängen. Gäus wollte sich wehren, wollte seinerseits zuschlagen, aber immer, wenn er Anstalten dazu machte, wurde er dreimal getroffen. Treffer imTakt eines hämmernden Spechtes. Gäus’ nächtliches Gesicht begann, einen jämmerlichen Ausdruck anzunehmen. Es kann klappen, es kann

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