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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Unterschied vonTag und Nacht. Die Jahreszeiten. Die Farben, die der Himmel haben kann.«
    Jetzt lächelte sogar Irathindur. »Was weiβt du denn schon von Farben, Augenloser?«
    »Ich kann sie schmecken. Rot schmeckt viel süβer als Blau. Grün schmeckt scharf und frisch, Gelb sauer, Schwarz leicht bitter und Weiβ ein wenig nach Salz.«
    »Das erfindest du nicht nur?«
    »Nein, das ist wahr.«
    Sie schwiegen wieder. Irathindur sah den Wolken beim Werden und Vergehen zu. »Und was meinst du – wenn der Himmel an sich Lebenskraft enthält: Was ist dann mit dem Meer?«
    »Ebenfalls.«
    »Den Bereichen tief unter der Erdoberfläche?«
    »Gut möglich.«
    »Den leuchtenden Städten des Himmels?«
    »Mit Sicherheit.«
    »Dann reicht es doch für uns beide!«
    »Ach, Irathindur.« Gäus stemmte sich mit einem Ächzen auf vieren seiner sechs Arme hoch. »Jetzt willst du mir den Frieden anbieten, die brüderliche Verbundenheit, das Verständnis. Ich glaube, als Orison sagte, es könnten nur alle oder keiner entkommen, meinte er nicht, dass es von der Lebenskraft her unmöglich wäre, zwei oder sogar mehr als zwei Dämonen frei in Orison herumlaufen zu lassen. Ich glaube eher, er meinte damit, dass unsere Temperamente es uns nicht erlauben werden, uns auf längere Zeit friedlich oder auch nur tolerant zueinander zu verhalten. Wir sind Dämonen, Irathindur. Keine Rindviecher. Wir sind wie Feuer undWasser. Unsere Bestimmung ist es, zu herrschen – und um diese Herrschaft zu kämpfen.«
    »Wir könnten es doch zumindest … versuchen.«
    »Das haben wir schon einmal getan. Und als Ergebnis liegt nun Orison in Trümmern, der Gramwald ist Asche, und Tausende von Menschen frieren in ihren frischen Gräbern. Wir haben es versucht. Wir haben es doch aufrichtig versucht.«
    Die Wolken veränderten sich weiter. Langsam nahm der Himmel abendliche Farben an, die für Gäus süβlich schmeckten.
    Die beiden Dämonen stiegen majestätisch in die Lüfte. Um den Himmel An Sich zu spüren, drangen sie in ihn ein wie in ein kühles, wogendes Gespinst.
    Der Himmel An Sich hieβ sie mit grandioser Aura willkommen, so als hauche er: »Wo seid ihr so lange geblieben? Ihr habt mich zwar durchquert und durcheilt, aber wirklich wahrgenommen habt ihr Eilfertigen mich nie. Dabei braucht ihr weder Tasthaare noch Augen, um mich zu erkennen. Ihr braucht lediglich Seelen, durch die ich wehen und die ich sanft berühren kann!«
    Die beiden Dämonen rotierten beim Aufsteigen um ihre Längsachsen. Irathindur hatte zwei Arme ausgebreitet, Gäus alle sechs. Sie bewegten sich, als befänden sie sich unter Wasser.
    »Hier ist tatsächlich alles voller Spuren!«, lachte Irathindur. »Spürst du den Vogelschwarm, der vor vielen Monaten hier vorbei nach den Inseln zog? Spürst du den Sturm, der sich genau an dieser Stelle aufzulösen begann, vor zwei Jahren? Und dort, dort drüben – kannst du das ertasten? Wie dort warme Luft aufsteigt – warme Lust , wollte ich beinahe sagen – und kalte Luft absinkt und beides sich mischt, wieder und wieder an derselben Stelle, jedes Jahr zur selben Jahreszeit, weil die Brüchigen Berge hier den Wind abfangen.«
    »Ja, ich spüre.«
    »Und dort? Was ist das? Dieses … Schattenfunkeln? Wie Tore im Himmel?«
    »Nachwehen von Regenbögen. Die wucherten hier wie Ziergewächse.«
    »Und das dort? Diese Mohnblumenspritzer?«
    »Hier haben wohl Raubvögel Tauben gejagt. Lebenskraft wurde hier frei.«
    »Und was ist dieses Knistern? Überall ist es! Als wäre der ganze Himmel gepunktet, in seine Einzelteile aufgelöst!«
    »Das sind Erinnerungen an Regen, Irathindur. Überall hat es geregnet, vielmals, jedes Jahr. Die Bewegung jedes einzelnen Tropfens, jedes Hagelkorns, jeder Schneeflocke ist wie eingezeichnet in das niemals fertiggeschriebene Buch der Wolken.«
    Mit weit aufgerissenem Mund sauste Irathindur durch ein Nebelfeld und erfrischte sich. »Herrlich!«, entfuhr es ihm. »So viel Lebenskraft. Und wir zu blind und dumm und bodenverhaftet, um das alles zu begreifen. Wollen wir noch ins Meer, Gäus? Komm, lass uns noch ins Meer fliegen!«
    Gäus schüttelte lächelnd den Kopf. »Keine Verzögerungen mehr. Wie hast du das doch so schön formuliert auf der InselKelm? Lass es uns endlich zu Ende bringen. «
    »Aber warum? Es gibt genug nie versiegende Lebenskraft für uns!«
    »Wir brauchen neue Körper, um sie aufzunehmen. Dann beginnt das ganze Unheil wieder von vorne.«
    »Glaubst du nicht daran, dass man sich bessern

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