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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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zweite jedoch hielt genau auf sie beide zu.
    Im Sanddock, vor einem besonders gefährlichen Sprung, hatte Koaron schon mehrmals einen solchen Augenblick erlebt. Dass der Tod sehr nahe war, sehr fassbar, sehr viel präsenter eigentlich als das Leben. Dem Leben musste man sich immer hinterherstrecken, für den Tod jedoch bedurfte es nur eines einzigen Atemzugs der Trägheit.
    Er spürte das auch jetzt wieder. Tod war einfach. Leben bedeutete Mühsal.
    Er stieß Glai so weit wie möglich von sich. Dadurch prallte auch er nach hinten. Der Stachel fuhr knirschend zwischen sie beide und blieb zitternd stecken wie das schwarz manifestierte Symbol einer Trennung.
    Auch die anderen Stacheln prasselten nun ins Weiß. Koaron revidierte seine Meinung über Gilgel, den Poseur, den Schmierendarsteller, den ritualisierten Wichtigtuer. Gilgel lenkte, als sei er selbst ein Dämon, seinen Schlitten durch alle um ihn herum einschlagenden Projektile hindurch und behielt dabei immer noch Fahrt bei, obwohl niemand ihm mehr das Segel ausrichtete. Bakenala wurde beinahe getroffen, aber nur beinahe. Sie hatte nun Koarons Harpune ergriffen und warf sie mit einem wütenden Schrei dem Gäus abermals Richtung Kopf. Und diesmal traf sie. Die Harpune blieb im Nasenbereich des riesigen Ungetüms stecken.
    Der Gäus brüllte. Dieses Geräusch klang, als würde die winterliche Wüste zerreißen.
    Glai kam wieder zu sich. »Tsesin?«, stöhnte sie. »Ist er …?«
    »Wir haben andere Probleme«, antwortete Koaron nur, denn der brüllende Riese packte nun seine Fesseln und riss an ihnen, sodass das Beiboot des Kapitäns aus seiner Bahn gezerrt wurde. Gilgel und der Kapitän sprangen heraus, Voy jedoch schien eingeklemmt zu sein. Vielleicht hatte sich der Rahmen durch die vorherigen Kollisionen mit den Stacheln verzogen. »Voy!«, entfuhr es dem Kapitän. Das Schiffsmädchen hob sich mitsamt dem Beiboot in die Luft, als der rasende Gäus sich zu schütteln begann. Sie schrie nicht mehr. Vielleicht hatte sie schon die Besinnung verloren.
    Bakenala musste sich abermals ducken. Diesmal war es nicht nur eine Harpune, sondern ein ganzes Beiboot, das, von Leinen gehalten, über sie hinwegrauschte. Ihre Harpune kam noch hinterdrein – wie ein kläffendes und nach allem schnappendes Hündchen kapriolte sie wild durch die Luft.
    Kapitän Renech gellte Befehle und zeigte mit den Armen rudernde Kommandos: »Alle über die Düne dort! Taktischer Rückzug!« Und er deutete auf ebenjene Düne, an der Koaron und Glai kauerten. Bakenala zögerte noch, ihre wächserne Gesichtsmaske schimmerte schön und unbewegt als Nachformung ihres eigentlichen Gesichts. Gilgel setzte sich bereits in Bewegung. Der Kapitän deckte Gilgels Rückzug und warf dann die einfache Beibootsharpune, die er immer noch in Händen hielt. Er warf sie hart und genau dem Dämon in die Kehle. Wieder spürte das der Riese, denn diese Harpune drang über die Hälfte ihrer Länge in ihn ein. Aus dem schüttelnden Brüllen wurde ein blubberndes Röcheln. Für einen Moment verschwanden die Konturen des Riesen. Dann bildeten sie sich neu. Er strauchelte, von Fesseln behindert, auf den Kapitän zu, der viel zu langsam rückwärts ging.
    Gilgel rannte nicht genau in Richtung Koaron und Glai, sondern hin zu deren gekentertem Beiboot, dem graublauen, in dem noch immer Tsesin am Steuer saß und ausblutete, vermischt mit Gift. Gilgel sang etwas, während er die Beibootharpunen aus ihren Verankerungen klaubte und aus ihren Fesselleinen ausklinkte. Dieses Singen – so hatte Glai erst vor ein paar Tagen, als die Stunden noch langsam vergangen waren, erläutert – war eine Art Beten. Koaron hörte es zum zweiten Mal, das erste Mal war bei der Abfahrt aus dem Hafen gewesen. Gilgel warf ihm und Glai zwei leinenlose Harpunen hin, zwei behielt er selbst. Dann lief der Sammler singend zu seinem Kapitän zurück, um diesen gegen den Riesen in Schutz zu nehmen.
    »Das ist Irrsinn«, ächzte Glai. »Die beiden haben doch keine Chance gegen das Viech. Und zu viert haben wir immer noch keine Chance!«
    »Aber Voy ist noch da oben. Wir können Voy nicht im Stich lassen.« Koaron versuchte, sich an seine wenigen Begegnungen mit dem Schiffsmädchen zu erinnern. Sie war – wie alle Schiffsmädchen – ausgesprochen hübsch und ausgesprochen knapp bekleidet, aber als Neuester und Unerfahrenster unter den Sammlern hatte Koaron keinerlei Anrechte auf ihre vielfältigen Dienstleistungen gehabt. Sie waren immer nur in engen

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