Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
Steilküsten, denn die Insel Kelm besaß keinen Strand. Orogontorogon tollte im Hintergrund herum und jagte hechelnd durchs Unterholz.
»Ich habe über dein Bepflanzungsvorhaben nachgedacht«, sagte der Dämonenkönig zu Paner Eleod. »Ich möchte es fortsetzen, aber woanders, nicht in der Nähe der Bescheidenen städte, sondern an der Westküste, dort, wo es früher den Gramwald gab.«
»Aber dort ist nichts.«
»O doch. Dort schlummert etwas im Boden, das es im Osten so nicht gibt. Meinst du, dein krummgewachsener Freund wird es verkraften, wenn ich ihn verpflanze?«
»Wenn Eschennek dort Bedingungen vorfindet, die dem Vorhaben zuträglich sind, sicherlich. Er macht sich nichts aus der Nähe von Menschen. Sie spotteten zu viel über ihn.«
Orison nickte. »Ich möchte ihn aber nicht ganz ohne Menschen belassen. Die Einsamkeit würde seinen Erfolgen eine bittere Note verleihen und dadurch zunichtemachen. Ich will Voy und Koaron zu ihm tun. Drei Menschen, zwei davon ein Pärchen, die einen neuen Garten bestellen, wie es ihn noch niemals zuvor gab. Einen Garten ohne Gram.«
»Das klingt schön«, sagte Adain mit tiefer Stimme und schmiegte sich an Paner Eleod. »Und wir bleiben hier?«
»Ja. Vorerst. Du, ich, Paner, Blannitt, Orogontorogon. Diese Insel bietet viele Wunder. Nicht nur die Zeit, auch der Raum wurde hier zermalmt. Ich glaube, dass man von hier aus jeden Punkt der Welt erreichen kann, wenn man nur die richtigen Übergänge findet.«
»Und wie sind Eure Pläne für die Wüste und für Coldrin, mein König?«, fragte Paner Eleod.
»Ich werde mich nicht in Coldrins Belange einmischen. Coldrin gehörte mir nie und soll mir nie gehören. Dies ist ein Vorrecht der Insekten. Aber für die Wüste habe ich Ideen. Ich werde das Land wieder Orison nennen und neun Linien ziehen, um neun Baronate zu erzeugen. Ich werde Menschen aus Aztrivavez, Kirr, Cer und Tjet nehmen und mit ihnen neue Städte an den Küsten erschaffen. Ich sehe das schon vor mir: wie ein Schmuckstück mit zwanzig Perlen an den Rändern, und jede dieser Perlen trägt einen Namen. Eugels, Akja, Ziwwerz, Ulw, Ekuerc, Feja, Cilsdokh, Vakez, Aztreb, Icrivavez, Kurkjavok, Saghi, Tjetdrias, Cerru, Kirred, Werezwet, Keur, Zetud, Zarezted und Ferretwery. Und in der Mitte werde ich Orison-Stadt wieder aufbauen und – wenn die Zeit gekommen ist – von dort aus auch wieder einen menschlichen König regieren lassen.«
»Oder eine Königin«, schlug Adain vor.
»Oder eine Königin«, bestätigte Orison.
»Ihr wollt nicht selber König sein?«, fragte Paner Eleod besorgt.
»Nein. Sag selbst: War es denn schön, König zu sein?«
»Es war, als müsste man das Los aller auf seinen Schultern tragen.«
»Genau. Es ist viel befriedigender und ergiebiger, so wie Blannitt zu sein. Sich treiben zu lassen und zu schauen, was geschieht. Ah, eines darf ich nicht vergessen: Ich muss eine Familie namens Liago erschaffen, damit es in all meinen Plänen eine kleine Ungewissheit gibt, einen möglichen Störenfried, der in der Lage ist, mich zu überraschen, und an dem ich mich messen lassen kann.«
Paner Eleod und Adain verstanden nicht, worauf Orison zuletzt angespielt hatte, aber er hatte sicherlich seine Gründe dafür.
»Und die Dämonen?«, fragte Adain. »Werdet Ihr neue Dämonen zeugen?«
»Sie werden kommen, ganz von alleine. So, wie die Blumen in der Wüste. Du selbst hast die Geburten in der Mitte gesehen. Das ist der erste Schritt. Und sie werden wieder über die Stränge schlagen, und ich werde sie wieder maßregeln müssen. Aber das ist der Lauf der Dinge, und auch ich selbst bin in diesem großen Werk nur ein einzelnes Rädchen.«
Sie schauten auf die grünen Wellen, die sich tief unter ihnen stetig brachen und wieder neu aufbauten. Alles war in Bewegung. Alles erschuf sich jederzeit restlos neu. Nichts fehlte. Alles war vorhanden.
»Und wann fangen wir an?«, fragte Adain.
»Jetzt«, sagte Orison. »Lasst mich euch ein kleines Zauberkunststück vorführen. Schließlich nannte man mich einmal einen Magier.« Er legte eine Hand an seine Maske. »Ein Kunststück, das man nur mit einer Welt machen kann, niemals mit ihren Bewohnern. Lasst, meine beiden Kinder, diesen Augenblick den allerletzten sein.«
Er nahm seine Maske ab.
»Und diesen Augenblick den allerersten.«
Wer ist der Dritte der dir immer zur Seite geht?
Wenn ich zähle sind nur du und ich beieinander
Aber wenn ich vorschaue auf die weiße Straße
Ist immer ein andrer der
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