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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vom Fürsten höchstpersönlich ausgezeichneter Spitzensammler aufspielender Angeber wie Gilgel. Er war nur froh, für eine kurze Weile von dem Schiff runterzukommen und wenigstens halbwegs festen Boden unter die Füße zu kriegen. Das dauernde Ruckeln des Räderseglers machte ihm mehr zu schaffen als das allumfassende Weiß.
    Koaron ergriff ein Fallreepstau und schwang sich über die Reling. Alle, die ihn jemals bei solchen Verrichtungen gesehen hatten, bescheinigten ihm außerordentliche Geschicklichkeit. Zum Herablassen am Tau benutzte er kaum die Beine, einzig, um sich von der Schiffswand abzustoßen. Die mit Fischleder und -därmen umwickelten Räder eines Sandschiffes waren oftmals mit rasiermesserscharfen Steinchen gespickt, die sich während einer Fahrt einbohrten, und so mancher vom Wind hin und her geschlenkerte Sammler hatte sich auf ihnen schon schwer verletzt. Koaron sprang aus großer Höhe ab, flatterte durch den Wind wie ein Raubvogel und landete im aufstaubenden Sand. Sein Oberkörper klappte dabei vornüber, die Knie bogen sich durch, bis sein Hintern beinahe auf der Düne saß. Dann entfaltete er sich wieder und lief zum festgefressenen Anker, den Bakenala ihm bezeichnete. Die übrigen Sammler hingen inzwischen wie bunte Insekten im Netz einer Spinne zwischen den Segeln und hielten sich bereit. Wie immer würde das Schiff losrasen, sobald Koaron den Anker gelöst hatte, und er würde sich anstrengen müssen, um wieder an Bord zu kommen, aber ihm gefiel das, und es gefiel ihm auch, dass die anderen keine Rücksicht auf ihn nahmen, weil das bedeutete, dass sie ihm zutrauten, ein fahrendes Schiff wieder einholen zu können.
    Der Anker hing in einer felsigen Rinne fest. Die Segel der Miralbra Vii waren windgefüllt, das Schiff zerrte an dieser Leine, die Ankerkette hatte kein Spiel mehr, Koaron konnte sie nicht lösen. Also musste er den Anker am vorletzten Glied der Kette über eine Öse abnehmen und ihn dann einsammeln, während das Schiff bereits knirschend losschoss. Anschließend sprintete Koaron der schleifenden Kette hinterher, holte sie ein und ergriff sie. Bakenala ließ auf Deck die Kette durch eine Kurbel laufen, um ihn hochzuziehen, doch Koaron sprang, so weit es ging, hinauf und kletterte mit den Armen aufwärts. Der Moment, als seine Füße die Wüste zurückließen, war wie immer: Die Wüste bildete Arme aus, wie um Koaron zu halten oder ihn anzuflehen, aber dies war nur eine Illusion hochspritzenden Sandstaubs. Die Wüste hatte keine Macht über ihn, sondern er beherrschte sie.
    Bakenala stand bereit, um ihm über die Reling zu helfen, aber Koaron benötigte keine Hilfe. Mit einem kompletten Überschlag kam er über die Reling geturnt und drückte Bakenala den Draggenanker in die Hand. Sie zwinkerte ihm schmollend zu. Dann machte er sich unverzüglich hinauf in die Wanten, um Glai beizustehen. Gleichzeitig ersehnte er den besseren Ausblick von dort oben. Dies würde sein erster Dämon werden. Und gleich ein Großer! Seit ermüdenden acht Tagen kreuzte die Miralbra Vii nun schon durch die Wüste unterhalb der Zerbrochenen Berge, und bislang hatte sich noch nichts blicken lassen, nicht mal ein Mannshoher. Fürst Glengo Dihn und sein Schamane, Dereiferer, würden nicht erfreut sein, wenn Kapitän Renech mit leeren Händen von dort zurückkehrte, wo die Miralbras Cix , Xi und Xiv schon jeweils Beute gemacht hatten. Zehn Dämonen hatte der Fürst diesmal verlangt. Zehn Dämonen für einen neuen Vorstoß gegen die Bescheidenen . Zwölf Miralbras waren ausgeschwärmt. Insgesamt fünf Mannshohe hatten drei von ihnen erbeutet. Kapitän Renech hatte für sein Schiff und seine Besatzung das Ziel formuliert, diese Zahl um mindestens drei zu erhöhen. Ein Großer jedoch war deutlich mehr wert als drei oder sogar fünf Mannshohe. Ein Großer war ein Glücksfall. Glai hatte ihn in voller Fahrt gehört. Glai war ebenfalls ein Glücksfall. Ein Großer würde die Miralbra Vii auf einen Schlag in den Augen des Fürsten hervortun, sie vielleicht sogar zu seiner Lieblings miralbra des Jahres machen. Ein Großer! Und bald würde Koaron ihn mit eigenen Augen erblicken können, unverringert, in seiner ganzen Pracht, und nicht nur gebunden in einem der Gatterdocks oder übertrieben gigantisch in den Schilderungen halbbetrunkener Sammler in den Sanddockkaschemmen.
    Die Wüste war weiß wie Schnee.
    Der Sand war genau genommen Asche.
    Die Asche all dessen, was vor der großen Weiß-Sagung hier existiert haben

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