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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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blickte er mich verzweifelt an und murmelte:
    »Ich bin verloren!
Cher,
« (er setzte sich auf einmal neben mich und sah mir mit unendlich kläglicher Miene starr in die Augen),
»cher,
ich fürchte mich nicht vor Sibirien, das schwöre ich Ihnen,
o, je vous jure«
(es traten ihm sogar die Tränen in die Augen), »ich fürchte etwas anderes ...«
    Ich vermutete nach seiner Miene, daß er mir endlich etwas Außerordentliches mitteilen wolle, was mitzuteilen er sich bisher noch nicht hatte entschließen können.
    »Ich fürchte die Schande,« flüsterte er geheimnisvoll.
    »Was für Schande? Aber ganz im Gegenteil! Glauben Sie mir, Stepan Trofimowitsch, die ganze Sache wird noch heute ihre Aufklärung finden und zu Ihren Gunsten enden ...«
    »Sind Sie so fest davon überzeugt, daß man mir verzeihen wird?«
    »Was reden Sie denn von Verzeihen! Was sind das für Ausdrücke! Was haben Sie denn begangen? Ich versichere Ihnen, daß Sie nichts begangen haben!«
    »
Qu'en savez-vous?
Mein ganzes Leben war ...
cher ...
Man wird sich an alles erinnern ... und wenn man nichts findet, um so schlimmer,« fügte er überraschend hinzu.
    »Wieso ›um so schlimmer‹?«
    »Um so schlimmer.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Mein Freund, mein Freund, nun, mag man mich meinetwegen nach Sibirien oder nach Archangelsk verschicken und mich der bürgerlichen Rechte berauben; wenn ich zugrunde gehen soll, nun gut! Aber ... ich fürchte etwas anderes« (wieder Flüstern, ängstliche Miene und geheimnisvolles Wesen).
    »Aber was denn, was denn?«
    »Man wird mich auspeitschen,« sagte er und blickte mich mit ganz verstörtem Gesichte an.
    »Wer wird Sie auspeitschen? Wo? Warum?« rief ich; ich ängstigte mich, ob er auch nicht den Verstand verliere.
    »Wo? Nun, hier ... wo so etwas ausgeführt wird.«
    »Aber wo wird denn so etwas ausgeführt?«
    »Ach,
cher,
« flüsterte er ganz dicht an meinem Ohre, »da geht auf einmal unter einem der Fußboden auseinander, und man sinkt bis zur Mitte des Leibes hinein ... Das weiß ja jeder Mensch.«
    »Fabeln!« rief ich, indem ich die Fortsetzung erriet; »alte Fabeln! Haben Sie das wirklich bis jetzt geglaubt?« Ich lachte laut auf.
    »Fabeln! Diese Fabeln müssen doch einen Ursprung haben; ein Durchgepeitschter erfindet keine Fabeln. Ich habe mir das schon viele tausend Male im Geiste vorgestellt!«
    »Aber wofür sollte man Sie, gerade Sie so bestrafen? Sie haben ja doch nichts getan?«
    »Um so schlimmer; sie werden sehen, daß ich nichts getan habe, und mich durchpeitschen.«
    »Und Sie sind davon überzeugt, daß man Sie zu diesem Zwecke nach Petersburg bringen wird?«
    »Mein Freund, ich habe schon gesagt, daß ich mich um nichts mehr gräme;
ma carrière est finie.
Seit jener Stunde in Skworeschniki, als sie von mir Abschied nahm, ist es mir um mein Leben nicht leid ... aber die Schande, die Schande;
que dira-t-elle,
wenn sie es erfährt?«
    Er blickte mich ganz verzweifelt an; der Ärmste war dunkelrot geworden. Ich schlug ebenfalls die Augen nieder.
    »Sie wird nichts erfahren, weil Ihnen nichts zustoßen wird. Mir ist, als ob ich zum erstenmal in meinem Leben mit Ihnen spräche, Stepan Trofimowitsch, in solches Erstaunen versetzen Sie mich heute.«
    »Mein Freund, das ist bei mir nicht Furcht. Aber selbst wenn man mir verzeiht, selbst wenn man mich wieder hierher zurückbringt und mir nichts tut, auch dann bin ich zugrunde gerichtet.
Elle me soupçonnera toute sa vie ...
mich, mich, den Dichter, den Denker, den Menschen, den sie zweiundzwanzig Jahre lang verehrt hat!«
    »So etwas wird ihr gar nicht in den Sinn kommen!«
    »Doch, doch!« flüsterte er aus tiefster Überzeugung. »Wir beide, ich und sie, haben mehrmals darüber in Petersburg gesprochen, in den Großen Fasten, vor unserer Abreise, als wir beide unsere Besorgnisse hatten.
Elle me soupçonnera toute sa vie ...
und wie kann ich sie vom Gegenteil überzeugen? Alles, was ich sagen könnte, wird unwahrscheinlich klingen. Und wer wird es überhaupt hier in dieser elenden Stadt glauben?
C'est invraisemblable ... Et puis les femmes ...
Sie wird sich freuen. Sie wird als wahre Freundin betrübt sein, aufrichtig betrübt; aber im geheimen wird sie sich freuen ... Ich habe ihr damit fürs ganze Leben eine Waffe gegen mich in die Hand gegeben. Oh, mein Leben ist zugrunde gerichtet! Zwanzig Jahre eines vollkommenen Glückes im Zusammenleben mit ihr ... und nun!«
    Er verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Stepan Trofimowitsch, wäre es

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