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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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nicht das beste, wenn Sie Warwara Petrowna jetzt gleich von dem Vorgefallenen benachrichtigten?« schlug ich vor.
    »Gott soll mich bewahren!« erwiderte er zusammenfahrend und sprang von seinem Platze auf. »Um keinen Preis, niemals; nach dem, was zwischen uns beim Abschiede in Skworeschniki gesprochen worden ist, ist das ganz unmöglich. Niemals!«
    Seine Augen funkelten.
    Wir blieben so noch eine Stunde oder länger, glaube ich, zusammen, er immer etwas erwartend; denn diese Vorstellung hatte sich nun einmal in seinem Kopfe festgesetzt. Er legte sich wieder hin, schloß sogar die Augen und lag etwa zwanzig Minuten lang da, ohne ein Wort zu sagen, so daß ich sogar glaubte, er schliefe oder habe kein Bewußtsein. Plötzlich richtete er sich ungestüm in die Höhe, riß sich das Handtuch vom Kopfe, sprang vom Sofa auf, stürzte zum Spiegel, band sich mit zitternden Händen ein Halstuch um, rief mit lauter Stimme Nastasja und befahl ihr, ihm den Überzieher, den neuen Hut und den Stock zu bringen.
    »Ich kann das nicht länger aushalten,« sagte er mit stockender Stimme. »Es ist mir unmöglich, ganz unmöglich! ... Ich will von selbst hingehen.«
    »Wohin?« fragte ich, ebenfalls aufspringend.
    »Zu Lembke.
Cher,
ich muß das tun; das ist meine Pflicht. Ich bin ein Bürger und ein Mensch und kein willenlos im Strudel herumgewirbeltes Holzspänchen; ich habe Rechte und will auf meinen Rechten bestehen ... Ich habe zwanzig Jahre lang nicht auf ihnen bestanden, sondern sie mein ganzes Leben lang freventlich vergessen ... aber jetzt werde ich auf ihnen bestehen. Er soll mir alles sagen, alles. Er hat ein Telegramm erhalten. Er darf mich nicht quälen; lieber mag er mich arretieren, mich arretieren, mich arretieren!«
    Er schrie das mit kreischender Stimme und stampfte dabei mit den Füßen.
    »Ich stimme Ihnen ganz bei,« sagte ich, absichtlich möglichst ruhig, obgleich ich sehr um ihn in Sorge war. »Das wird in der Tat besser sein als in Kummer und Angst hier zu sitzen; aber Ihre Stimmung kann ich nicht billigen; sehen Sie nur, wie entstellt Sie aussehen, und ob Sie so dorthin gehen können.
Il faut être digne et calme avec
Lembke. Sie wären wirklich jetzt imstande sich dort auf jemand zu stürzen und ihn zu beißen.«
    »Ich werde mich freiwillig ausliefern. Ich werde geradeswegs in den Rachen des Löwen gehen.«
    »Ich werde mit Ihnen mitkommen.«
    »Ich habe von Ihnen nicht weniger erwartet; ich nehme Ihr Opfer an, das Opfer eines aufrichtigen Freundes, aber nur bis zum Hause, nur bis zum Hause; Sie sollen und dürfen sich nicht durch meine Gesellschaft noch weiter kompromittieren.
O, croyez-moi, je serai calme!
Ich fühle mich in diesem Augenblicke
à la hauteur de tout ce qu'il a de sacré ...
«
    »Ich werde vielleicht mit Ihnen auch ins Haus hineingehen,« unterbrach ich ihn. »Gestern hat mich das dumme Festkomitee durch Wysozki benachrichtigt, man zähle auf mich und fordere mich auf, bei dem morgigen Feste einer der Festordner, oder wie sie das nennen, zu sein, das heißt einer von den sechs jungen Leuten, die dazu da sind, auf die Präsentierbretter aufzupassen, den Damen den Hof zu machen, den Gästen ihre Plätze anzuweisen und eine Schleife aus weißen und roten Bändern an der linken Schulter zu tragen. Ich wollte es eigentlich ablehnen; aber jetzt kann ich es ja in der Weise benutzen, daß ich in das Haus komme unter dem Vorwande, mit Julija Michailowna selbst darüber reden zu wollen. Da kann ich also mit Ihnen zusammen hingehen.«
    Er hörte es an und nickte mit dem Kopfe, schien aber nichts davon verstanden zu haben. Wir standen auf der Schwelle.
    »Cher,«
sagte er und streckte die Hand nach der Ecke aus, wo sich das Heiligenbild mit dem Lämpchen davor befand, »
cher,
ich habe nie daran geglaubt; aber ... meinetwegen, meinetwegen!« (Er bekreuzte sich.)
»Allons!«
    »Na, um so besser,« dachte ich, als ich mit ihm vor die Haustür trat. »Unterwegs wird die frische Luft das Ihrige tun; wir werden uns beruhigen, nach Hause zurückkehren und uns schlafen legen ...«
    Aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gerade unterwegs mußte uns ein Abenteuer zustoßen, das Stepan Trofimowitsch noch heftiger erschütterte und ihm endgültig die Richtung für sein Verhalten gab ... so daß ich, offen gestanden, von unserem Freunde gar nicht eine solche Bravour erwartet hätte, wie er sie plötzlich an diesem Vormittage bewies. Armer Freund, braver Freund!
     
Fußnoten
     
    1 Ehemals angesehener

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