Die Dämonen
Gesichte, als ob er betete, und konnte kein Wort herausbringen.
»Er hat mich erkannt und freut sich! Mawriki Nikolajewitsch, er ist entzückt darüber, daß er mich wiedersieht! Warum sind Sie denn die ganzen zwei Wochen nicht zu uns gekommen? Die Tante wollte mir einreden, Sie wären krank und dürften nicht aufgeregt werden; aber jetzt sehe ich, daß sie mich belogen hat. Ich habe immer mit den Füßen gestampft und auf Sie geschimpft; aber ich wollte unbedingt, unbedingt, daß Sie von selbst zuerst kommen sollten; darum habe ich nicht zu Ihnen geschickt. O Gott, und er hat sich gar nicht verändert!« fügte sie hinzu, indem sie sich vom Sattel herabbeugte und ihn näher betrachtete. »Es ist ordentlich lächerlich, wie er unverändert geblieben ist! Ach nein, da sind Fältchen, viele Fältchen um die Augen und auf den Backen, und auch einige graue Haare sind da; aber die Augen sind dieselben geblieben! Aber habe ich mich verändert? Ja? Habe ich mich verändert? Aber warum reden Sie denn gar nicht?«
In diesem Augenblicke erinnerte ich mich an die Erzählung, daß sie ordentlich krank geworden sei, als man sie als elfjähriges Kind nach Petersburg brachte. Sie habe in der Krankheit geweint und nach Stepan Trofimowitsch verlangt.
»Sie ... ich ...« stammelte er jetzt; aber die Stimme versagte ihm vor Freude. »Ich habe soeben gerufen: ›Wer wird mir meine Ruhe wiedergeben?‹ und da ertönte Ihre Stimme ... Ich halte das für ein Wunder,
et je commence à croire.
«
»
En Dieu? En Dieu, qui est là haut et qui est si grand et si bon?
Sehen Sie, ich weiß alles, was Sie mir beigebracht haben, noch auswendig. Mawriki Nikolajewitsch, was hat er mich damals für einen Glauben
en Dieu, qui est si grand et si bon,
gelehrt! Erinnern Sie sich an Ihre Erzählung davon, wie Kolumbus Amerika entdeckte, und wie alle schrien: ›Land, Land‹? Meine Wärterin Alona Frolowna sagt, ich hätte nachher in der Nacht phantasiert und im Schlafe ›Land, Land!‹ gerufen. Und wissen Sie noch, wie Sie mir die Geschichte vom Prinzen Hamlet erzählten? Und wissen Sie noch, wie Sie mir beschrieben, wie die armen Auswanderer von Europa nach Amerika transportiert werden? Es war alles unwahr; ich habe es nachher alles erfahren, wie sie transportiert werden; aber wie hübsch hat er mir damals alles vorgelogen, Mawriki Nikolajewitsch; es war beinah schöner als die Wahrheit! Warum sehen Sie denn Mawriki Nikolajewitsch so an? Das ist der beste, treueste Mensch auf dem ganzen Erdball, und Sie müssen ihn unbedingt ebenso lieb gewinnen wie mich!
Il fait tout ce que je veux.
Aber mein Täubchen, Stepan Trofimowitsch, Sie sind also wieder unglücklich, wenn Sie mitten auf der Straße ausrufen: ›Wer wird mir meine Ruhe wiedergeben?‹ Sie sind unglücklich, nicht wahr, nicht wahr?«
»Jetzt bin ich glücklich ...«
»Hat die Tante Ihnen etwas zuleide getan?« fuhr sie, ohne auf ihn zu hören, fort. »Sie ist noch immer dieselbe böse, ungerechte und uns allen ewig teure Tante! Wissen Sie noch, wie Sie sich im Garten mir in die Arme warfen und ich Sie tröstete und weinte? Fürchten Sie sich nur nicht vor Mawriki Nikolajewitsch; er weiß über Sie alles, alles, schon lange; Sie können an seiner Schulter weinen, soviel wie Ihnen beliebt; er wird, solange es Ihnen beliebt, stehen bleiben! ... ... Schieben Sie Ihren Hut ein bißchen zurück, oder nehmen Sie ihn für einen Augenblick ganz ab, strecken Sie den Kopf vor, und stellen Sie sich auf die Zehen; ich will Sie gleich auf die Stirn küssen, wie ich Sie das letztemal geküßt habe, als wir voneinander Abschied nahmen. Sehen Sie nur, jenes Fräulein da beobachtet uns aus dem Fenster ... Nun, näher, näher! O Gott, wie grau er geworden ist!«
Sie beugte sich im Sattel herunter und küßte ihn auf die Stirn.
»Nun, jetzt will ich Sie bei Ihnen zu Hause besuchen! Ich weiß, wo Sie wohnen. Ich werde gleich bei Ihnen sein. Ich werde Ihnen den ersten Besuch machen, Sie eigensinniger Mensch, und Sie dann für den ganzen Tag zu mir schleppen. Gehen Sie, und bereiten Sie sich auf meinen Besuch vor!«
Dann sprengte sie mit ihrem Kavalier davon. Wir kehrten nach Hause zurück. Stepan Trofimowitsch setzte sich auf das Sofa und brach in Tränen aus.
»Dieu, Dieu!«
rief er.
»Enfin une minute de bonheur!«
Schon nach zehn Minuten erschien sie ihrem Versprechen gemäß, und zwar in Begleitung ihres Mawriki Nikolajewitsch.
»Vous et le bonheur, vous arrivez en même temps!«
sagte er, indem er
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