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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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aufstand und ihr entgegenging.
    »Da haben Sie ein Bukett; ich bin eben zu Madame Chevalier herangeritten; die hat den ganzen Winter über Buketts für Damen, die ihren Namenstag feiern. Und da ist auch Mawriki Nikolajewitsch; bitte, machen Sie sich mit ihm bekannt. Ich wollte Ihnen schon eine Pastete statt des Buketts mitbringen; aber Mawriki Nikolajewitsch versichert, das sei in Rußland nicht Ton.«
    Dieser Mawriki Nikolajewitsch war Artilleriehauptmann, ungefähr dreiunddreißig Jahre alt, hochgewachsen, von schönem, tadellos anständigem Äußern, mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der auf den ersten Blick sogar streng erschien, trotz seines bewundernswerten Zartgefühls und seiner großen Herzensgüte, Eigenschaften, von denen sich ein jeder fast vom ersten Augenblicke der Bekanntschaft an überzeugte. Er war übrigens schweigsam, schien sehr kaltblütig zu sein und drängte sich niemandem als Freund auf. Viele erklärten später, er sei ein beschränkter Kopf; aber das war durchaus nicht zutreffend.
    Lisaweta Nikolajewnas Schönheit zu beschreiben will ich nicht unternehmen. Die ganze Stadt redete bereits von ihrer Schönheit, obgleich mehrere unserer verheirateten Damen und unserer jungen Mädchen unwillig widersprachen. Es gab unter ihnen sogar einige, die Lisaweta Nikolajewna bereits haßten, erstens wegen ihres Stolzes: Drosdows hatten bisher kaum angefangen, Besuche zu machen, was man als eine Kränkung empfand, wiewohl tatsächlich Praskowja Iwanownas schlechter Gesundheitszustand die Schuld an der Verzögerung trug. Zweitens haßte man sie deswegen, weil sie eine Verwandte der Frau Gouverneur war; drittens deswegen, weil sie täglich spazieren ritt. Bis dahin hatte es bei uns noch nie Amazonen gegeben; es war nur natürlich, daß die Gesellschaft sich durch Lisaweta Nikolajewnas Erscheinen, die spazieren ritt und noch keine Besuche gemacht hatte, beleidigt fühlte. Übrigens wußten alle bereits, daß sie auf ärztliche Verordnung ritt, und sprachen nun auch noch giftig über ihre Krankheit. Aber sie war wirklich krank. Was an ihr auf den ersten Blick auffiel, das war ihre beständige, krankhafte nervöse Unruhe. Ach, die Ärmste hatte viel zu leiden, und alles wurde in der Folgezeit klar. Wenn ich jetzt an die Vergangenheit zurückdenke, so kann ich nicht mehr sagen, daß sie die Schönheit war, als die sie mir damals erschien. Vielleicht hatte sie sogar überhaupt kein schönes Äußeres. Hochgewachsen und etwas dünn, aber biegsam und kräftig, fiel sie sogar durch die Unregelmäßigkeit ihrer Gesichtszüge auf. Ihre Augen standen kalmückenartig schief; sie war blaß und mager im Gesicht und hatte starke Backenknochen; aber es lag in diesem Gesichte etwas Anziehendes, Sieghaftes! In dem feurigen Blicke ihrer schwarzen Augen kam eine starke Macht zum Ausdruck; sie erschien »als Siegerin und mit dem Zweck zu siegen«. Sie schien stolz, mitunter sogar dreist; ich weiß nicht, ob es ihr gelang, gut zu sein; aber ich weiß, daß sie es sehnlich wünschte und sich quälte, um sich dahinzubringen, daß sie einigermaßen gut sei. In dieser Natur lagen sicherlich viele schöne Triebe, und es waren die besten Ansätze vorhanden; aber alles in ihr suchte fortwährend gewissermaßen ins Gleichgewicht zu kommen, ohne daß dies doch gelang; alles befand sich in Unordnung, in Aufregung, in Unruhe. Vielleicht stellte sie auch gar zu strenge Anforderungen an sich und fand in sich nicht die Kraft, diesen Anforderungen zu genügen.
    Sie setzte sich auf das Sofa und sah sich im Zimmer um.
    »Warum wird mir in solchen Augenblicken immer so traurig zumute? Erklären Sie mir das, Sie gelehrter Mann! Ich habe mein ganzes Leben lang gedacht, daß ich mich Gott weiß wie sehr freuen würde, wenn ich Sie wiedersähe und mir alles ins Gedächtnis zurückriefe, und nun bin ich eigentlich gar nicht froh, obgleich ich Sie liebe ... Ach Gott, da haben Sie ja mein Bild hängen! Geben Sie es einmal her! Ich erinnere mich daran, ich erinnere mich daran!«
    Vor zehn Jahren hatten Drosdows aus Petersburg an Stepan Trofimowitsch ein vorzügliches, kleines Aquarellporträt der zwölfjährigen Lisa geschickt. Seitdem hing es beständig bei ihm an der Wand.
    »Bin ich wirklich ein so hübsches Kind gewesen? Ist das wirklich mein Gesicht?«
    Sie stand auf und schaute mit dem Porträt in der Hand in den Spiegel.
    »Nehmen Sie es schnell hin!« rief sie, indem sie ihm das Porträt zurückgab. »Hängen Sie es jetzt nicht wieder auf; lassen

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