Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
ich
fast
vergessen«, sagte sie. »Warum sind die Bücher und Regale durch die Gegend geflogen?«
»Ich würde sagen, der Biblio hatte Verstärkung.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dad sagt, Dämonen arbeiten nicht zusammen und dass die Höheren die Niederen für lästige Plagegeister halten. Wie Kakerlaken.«
»So isses auch, aber ich wette, dass irgendwo in der Bibliothek noch ein zweiter Dämon steckte. Ist dir der Geruch von Schwefel aufgefallen?« Riley zuckte die Achseln. »Hast du bemerkt, ob dich jemand beobachtet hat?«
Sie lachte bitter auf. »Jeder, Beck. Alle, wie sie da waren. Ich stand da wie der letzte Trottel.«
Er war oft genug in der Unibibliothek gewesen, um zu wissen, was für ein Gefühl das war, aber in diesem Moment ging es um etwas anderes. Warum sollte ein erfahrener Dämon seine Scherze mit einer Dämonenfängerin in der Ausbildung treiben? Was für einen Zweck sollte das haben? Sie war keine ernsthafte Bedrohung für die Hölle.
Zumindest noch nicht.
Riley schwieg, starrte aus dem Fenster auf der Beifahrerseite und nestelte am Riemen ihrer Tasche herum. Es gab eine Menge Dinge, die Beck sagen wollte, wie zum Beispiel, dass er stolz auf sie war, weil sie sich wacker geschlagen hatte. Paul sagte immer, einen guten Dämonenfänger erkenne man daran, wie er mit Schwierigkeiten umgehe. Aber es würde nichts bringen, Riley das zu sagen. Sie würde es nur glauben, wenn es von ihrem Vater käme, nicht von jemandem, den sie für ihren Feind hielt.
Sie fuhren an einer langen Schlange abgerissener Leute vorbei. Sie warteten auf ihre Mahlzeit aus der Suppenküche, die man auf dem Gelände der Jimmy-Carter-Bibliothek eingerichtet hatte. Seit letztem Monat war die Schlange nicht kürzer geworden, was bedeutete, dass es mit der Wirtschaft immer noch nicht bergauf ging. Manche machten die Dämonen und ihren hinterhältigen Gebieter für die finanziellen Probleme der Stadt verantwortlich, doch Beck gab den Politikern die Schuld, die zu sehr hinter Schmiergeldern her waren, anstatt ihren Job richtig zu erledigen. In den meisten Bereichen ging Atlanta langsam zum Teufel. Und Beck glaubte nicht, dass Luzifer etwas dagegen hatte.
Kurze Zeit später hielt er auf dem mit Müll übersäten Parkplatz gegenüber des Tabernakels an und schaltete den Motor aus. Er war es gewohnt, fertiggemacht zu werden, das Mädchen dagegen nicht. Wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe, heute Abend ihren Platz einzunehmen, müsste er sich die Sache nicht zweimal überlegen. Aber so lief das nicht, wenn man zu den Fängern gehörte.
»Lass den Dämon hier«, riet er ihr. »Stell ihn unter den Sitz.«
»Warum? Ich will ihn nicht verlieren«, sagte sie stirnrunzelnd.
»Der Saal wird mit Weihwasser gesichert sein. Der Biblio würde sich selbst in Stücke reißen, wenn du versuchst, ihn mit reinzunehmen.«
»Oh.« Das hatte sie ganz vergessen. Vor jeder Zunftversammlung erzeugte ein Lehrling einen großen Schutzkreis aus Weihwasser, der als gesegnete Barriere gegen alles Dämonische diente. Die Mitglieder hielten ihr Treffen im Inneren dieses Kreises ab. Beck hatte recht, der Biblio könnte die Barriere nicht überwinden. Riley holte die Tasse heraus, drehte den Deckel noch einmal fest zu und tat, was er vorgeschlagen hatte.
»Und noch ein guter Rat: Verärgere sie nicht.«
Sie starrte ihn an. »Das machst du doch ständig.«
»Für mich gelten andere Regeln.«
»Weil ich ein Mädchen bin, ist es das?« Als er nicht antwortete, drängte sie ihn: »Ist. Es. Das?«
»Ja«, gab er zu. »Solange du das nicht vergisst, wird es schon gut gehen.«
Sie sprang aus dem Wagen, schlug mit der unverletzten Hand auf die Verriegelung und knallte die Tür so heftig zu, dass seine Zähne klapperten.
Sobald er ausgestiegen war, deutete ein grüner Finger in seine Richtung.
»Ich werde nicht klein beigeben. Ich bin Paul Blackthornes Tochter. Selbst die Dämonen wissen, wer ich bin. Eines Tages werde ich genauso gut sein wie mein Vater, und damit wird die Zunft klarkommen müssen. Gewöhn dich also am besten schon mal daran!«
»Die Dämonen kennen deinen Namen?«, fragte Beck verblüfft.
»Bist du taub? Das hab ich doch gerade gesagt!« Sie drückte den Rücken durch. »Lass es uns hinter uns bringen. Ich muss noch Hausaufgaben machen.«
3. Kapitel
Innerlich bebend blieb Riley auf dem Gehweg stehen. Der Ausbruch hatte sie ihre letzten Kraftreserven gekostet. Sie brauchte etwas zu essen und eine ausgiebige Runde Schlaf, aber zuerst war
Weitere Kostenlose Bücher