Die Daemonin des Todes
Gesicht schlaff und weiß, die Augen rot und blutunterlaufen.
»Oh Gott, Will, nein«, flüsterte Buffy.
Willow lächelte bei diesen Worten, wobei die Haut um ihre Mundwinkel aufplatzte, und als sie die Lippen zurückzog, quoll frisches Regenwasser aus ihrem Mund und lief an ihrem Kinn hinunter.
Buffy wollte sich nur noch abwenden und wegrennen oder einfach hier im Regen, inmitten der Toten, zusammenbrechen und schluchzen. Aber hinter Willow geriet ein weiteres Grab in Bewegung. Und noch eins und noch eins. Überall wühlten sich Wesen aus dem weichen, schmatzenden Erdreich.
Alles Frauen. Mädchen. Mit vertrauten Gesichtern.
Cordelia war dort, direkt hinter Willow. Und Amy Madison. Ihre alte Freundin Jennifer von der Hemery High in L.A. Chantarelle. Aber am grausigsten war eine Frau im Hintergrund, jene, die sich jetzt durch die Menge drängte, die wallende blonde Mähne vom Regen durchnässt.
»Mom«, wimmerte Buffy mit bebenden Lippen.
Sie streckte die Hand nach ihrer Mutter aus, in der Hoffnung, ihr irgendwie helfen zu können, und von plötzlichem Entsetzen erfüllt erkannte sie, dass sie jetzt ihre Hände sehen konnte. Demnach war es nicht länger nur ein Traum. Es war etwas anderes.
In diesem Moment der Erkenntnis lächelte Joyce. Sie alle lächelten, selbst jene, die so weit hinten im Dunkeln standen, dass Buffy in den Schatten ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Dann zuckten wieder die Blitze über den Himmel und tauchten den Friedhof in grelles Licht, das jedes Detail schmerzhaft deutlich hervortreten ließ.
Und all die Gesichter veränderten sich. Augen leuchteten gelb, Gesichtszüge verzerrten sich, Münder klafften weit, Regenwasser floss über hervorstehende Vampirzähne.
Buffy schrie und wollte zurückweichen, wollte fliehen, aber ihre Füße fanden keinen Halt im Schlamm. Sie rutschte aus und fiel nach hinten. Ihr Sturz dauerte sehr lange, und als sie auf dem Boden landete, flach auf dem Rücken, war sie von Wänden aus bröckelndem Erdreich umgeben. Sie lag in jenem offenen Grab, in einer zentimetertiefen Pfütze aus Regenwasser, und von allen Seiten rauschte Wasser auf sie nieder. Aber sie wusste, dass ihr keine Zeit zum Ertrinken bleiben würde.
Donner rollte über den Himmel und Blitze erhellten die Gesichter, die sich über dem offenen Grab abzeichneten, auf sie herabstarrten, in grausamer Absicht grinsten. Und dann, über ihnen, ein weiteres Gesicht. Böse, gelbäugig, ein Vampirgesicht. Aber es veränderte sich, wurde menschlich und schön. Wurde zu Angel.
»Buffy«, sagte er grimmig. »Es ist für immer und ewig.«
Bevor sie antworten konnte, riss der Nachthimmel plötzlich auseinander, und ihre Augen wurden von einem Blitz geblendet, der greller war als alles, was sie je zuvor gesehen hatte, und alle Vampire wurden eingeäschert, indem sie in Staubwolken explodierten. Für den Bruchteil einer Sekunde zeichnete sich ein missgestalteter Schatten vor dem Licht ab, und drei rote Augenpaare funkelten sie aus dem Schatten heraus an.
Dann wurden auch sie von dem Licht verbrannt. Buffy riss die Augen auf.
»Buffy, Schatz, wach auf.«
Für einen Moment konnte Buffy nicht atmen. Sie starrte ins besorgte Gesicht ihrer Mutter und fühlte sich von ihrem eigenen Körper getrennt, weit ab von der wachen Welt.
Dann, plötzlich, setzte ihr Atem wieder ein und sie schnappte gierig nach Luft, als wäre sie fast erstickt. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, und Buffy setzte sich auf und sah sich mit aufgerissenen Augen in ihrem Zimmer um. Sie nahm Mr. Gordo vom Nachttisch und klammerte sich an ihn.
»Wow«, flüsterte sie.
»Schatz, bist du okay?«, fragte Joyce und streckte die Hand aus, um Buffys zerzaustes Haar aus ihrem Gesicht zu streichen.
Buffy zuckte zusammen, als die Hand ihrer Mutter näher kam.
Joyce blinzelte, sah sie an und hustete. Ein Ausdruck der Verletztheit huschte über ihr Gesicht. Buffy schüttelte entschuldigend den Kopf, atmete tief aus und griff nach ihrer Mutter, um sie an sich zu ziehen. Sie umarmten sich kurz, und obwohl sie die Jägerin war, obwohl sich die bösesten Kreaturen der Welt allein bei der Erwähnung ihres Namens duckten, fühlte sich Buffy erst in den Armen ihrer Mutter richtig sicher.
Erst nach dem Frühstück ließ die Angst, die der Traum in ihr hinterlassen hatte, allmählich nach. Während sie duschte und sich für die Schule anzog, hatte Buffy das Gefühl, als würde sie schlafwandeln. Die grausigen Bilder des Albtraums verblassten nicht im
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