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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Sie nie gemerkt, daß Hartensteins Wohnung gegenüber der Firma Sondertronic dazu diente, nachrichtendienstliche Erkenntnisse zu erlangen und vor allem Ihre Firma auszuspähen? Haben Sie, Herr Kalisch, auch nie bemerkt, daß Sie für eine neue Mitarbeit beim KGB oder den Diensten anderer ehemaliger Bruderländer gewonnen werden sollten? Auch Silke Marino hatte in dieser Wohnung ihr Domizil – ihre Wäsche war es, die wir gefunden haben. Wollen Sie uns weismachen, daß Ihnen das alles nicht bekannt war?«
    »Von der Wohnung weiß ich nichts, aber daß die Marino Interesse an meinem Beruf hatte und mich immer wieder ausfragen wollte, habe ich ja schon gesagt.«
    »Frau Randolf«, fuhr Freiberg fort; »wußten Sie, daß Ihr Mann intime Beziehungen zu dieser Frau unterhalten hat?«
    »Ja, das wußte ich«, kam emotionslos die Bestätigung. »Aber es hat mich nicht interessiert. Unsere Ehe steht nur auf dem Papier. Darum sehen Sie mich auch nicht als trauernde Witwe.«
    »Es ist nicht auszuschließen«, erklärte Freiberg nüchtern, »daß Ihr Mann aus denselben Gründen sterben mußte wie Silke Marino.«
    »Dann hat Hartenstein ihn erschossen! Ja, sicher, Härtenstein muß ihn umgebracht haben«, rief sie geradezu freudig erregt.
    Auch Bernd Kalisch atmete erleichtert auf und sagte: »Na, Sie haben uns ja einiges zugemutet!«
    Beate legte die Hand auf seinen Arm. »Ach Bernd, laß die Vorwürfe; die Polizei tut nur ihre Pflicht. Mein Gott, wie fühle ich mich erleichtert, daß der Mörder gefunden ist.«
    »Nur langsam mit den Beschuldigungen«, dämpfte Freiberg die aufkommenden Euphorie. »Wir können unser Urteil nicht auf Vermutungen stützen. Tatsachen sind gefragt, und uns fehlen noch die Beweise, die Hartenstein auch als Mörder Ihres Mannes überführen.«
    Fräulein Kuhnert sah fragend von ihrem Stenoblock auf. Sie erhielt durch ein Kopfnicken das Zeichen, alles wörtlich festzuhalten.
    »Wir haben übrigens bei Frau Marino Aufzeichnungen gefunden, die uns in der Auffassung bestärken…«
    Ein kurzes, aber energisches Klopfen an der Tür unterbrach den Satz. Ahrens trat ein. »Ich muß leider stören – dringender Anruf vom Präsidenten. Sie möchten sich bitte ein paar Minuten freimachen.«
    »Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung«, sagte Freiberg. »Aber wenn der Präsident ruft… Ich hoffe, es wird nicht lange dauern.«
    Bernd Kalisch lächelte verständnisvoll.
    Freiberg ging ins Vorzimmer und zog energisch die Tür hinter sich zu. »Mensch, Ahrens, zu einem ungünstigeren Zeitpunkt konntest du aber auch nicht hereinplatzen. Hätte das Gespräch mit dem Chef nicht noch ein paar Minuten Zeit gehabt?«
    »Wieso Chef?« Ahrens lächelte unschuldig. »Unser Präsident will doch gar nichts von dir.«
    »Sag mal, spinnst du? Du hast doch gerade…«
    »Der Anruf kam aus Potsdam, von Don Carlos.«
    »Man sollte dich… und was wollte der so dringend?«
    Ahrens genoß die Spannung. Dann sagte er betont deutlich: »Noack hat wider Erwarten schnell aus dem alten Stasi-Archiv in der Normannenstraße Auskünfte in der Disziplinarsache des Obersten Randolf erhalten.«
    »Na und?«
    »Ich hab’s aufgeschrieben.« Er nahm einen Zettel und hielt ihn so, daß Freiberg lesen konnte:
    Waffe des Obersten Valentin Randolf Nr. 316249 Mordwaffe in Bonn Makarow Nr. 316249.
    Kommissar Freiberg riß das Papier hoch und gab seinem Kollegen einen Knuff in die Rippen. »Mensch, Ahrens – weißt du, was das für die Randolf bedeutet? So notwendig war eine Störung noch nie! Danke.«
    Um nicht zu schnell vom Gespräch mit dem Präsidenten zurückzukommen, nutzte Freiberg die Gelegenheit, sich etwas frisch zu machen.
    Als er wieder in sein Zimmer trat, wirkte die Gesprächsrunde recht aufgeräumt. Schweigend setzte er sich an seinen Schreibtisch und schob den Notizzettel von der einen auf die andere Seite. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis er den Blick hob. »Frau Randolf, ich habe hier eine sehr interessante Nummer: Dreihundertsechzehntausendzweihundertneunundvierzig! – Können Sie damit etwas anfangen?«
    »Nein – ist das eine Telefonnummer?«
    »Das ist keine Telefonnummer, sondern die Nummer der Makarow, die Oberst Randolf, also Ihrem Ehemann, gestohlen worden ist.«
    Fräulein Kuhnert hatte jedes Wort des Frage-und-Antwort-Spiels im Stenogramm festgehalten. Sie kannte ihren Chef und wußte, daß dieser Fall in ein neues Stadium trat.
    Lupus sah gespannt auf.
    Beate Randolf wirkte verunsichert. »Das mag schon stimmen;

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