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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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hinter einen festgeschraubten Nierentisch, das Plastikmosaik auf der Platte deutete Meereswellen an. Und Missis Palm suchte ihre Aufzeichnungen. Auf der Fahrt hierher hatte mir Julie eine kurze Erklärung gegeben – im übrigen sollte ich mich überraschen lassen. Mary Palm war das, was Parapsychologen ein Medium nennen. Sie hatte außersinnliche Fähigkeiten, das war bewiesen, auch große Zeitungen berichteten über ihr Talent. Als ein Kind in Rockledge verschwunden war, hatte Mary Palm genau den Platz beschrieben, wo die Leiche im Indian River auch tatsächlich gefunden wurde.
    Und nun legte sie ein schmieriges, zerfleddertes Schulheft auf den Tisch, in das sie immer dann Eintragungen machte, selbst beim Kochen und im Bad, wenn seltsame Bilder aus ihrem Unterbewußtsein auftauchten.
    Das meiste sei natürlich unwichtig, meinte sie, als sie die kleinbeschriebenen Seiten mit angefeuchtetem Finger absuchte. Aber oft habe sie schon wertvolle Hinweise gefunden. »Wertvoll? Für wen?«
    »Für meine Kunden!« Sie suchte weiter. »Was suchen Sie denn?«
    Julie gab mir unter dem Tisch einen Tritt, der Wohnwagen bebte in seiner Federung, Missis Palm blickte auf und sah mich an: »Ich denke, Sie wollen die Botschaft erfahren …« Eine Botschaft?
    Sie suchte weiter. In früheren Zeiten hätte sie eine Kristallkugel benutzt, auf ihrer Schulter hätte ein Rabe gesessen oder eine schwarze Katze oder eine Eule.
    Aber dann verging mir das Lachen, sie hatte den Eintrag gefunden, zeigte mit dem Finger darauf:
    »Hier. Da fing es an. Letztes Jahr. Das war der erste Kontakt. Am 9. September!«

 
63
 
    Die Eintragungen zogen sich hin über den ganzen September, den ganzen Oktober, bis zum 11. November. Vielleicht hatte sie in der Zeitung entsprechende Meldungen gelesen, wer weiß …
    Da war nun von glitzernden Scheiben die Rede, von Angst und Furcht und Erstaunen – und von jener Botschaft. Die, allerdings, ließ mich das erste Erstaunen schnell wieder vergessen: Wir sollen Frieden halten, wir Menschen dieser Erde, sollten unsere Aggressionen bezähmen, unsere Atomwaffen vernichten, mit Bodenschätzen sparsam umgehen, Erde und Meer nicht mit unseren Abfällen verseuchen. Richtig.
    Aber Predigttexte dieser Art finden sich in allen UFO-Büchern, in denen Kontakte mit Außerirdischen beschrieben werden. Das Heil und der Frieden und die Erlösung – Amen! »Das steht alles in Ihrem Buch, Missis Palm? Wie haben Sie diese Botschaft erhalten? Man hat sie Ihnen diktiert?« Missis Palm klappte das Heft zu. »Nein, ich habe Stimmen gehört, und das Gehörte habe ich mir später aufgeschrieben.« Ob sie die Bücher kenne, von Angelucci und Fry und Renaud, wollte ich wissen. Nein, die kannte sie nicht. Aber wer weiß, mit wem ein Medium dieser Art in geheimer Verbindung stand, ohne es zu ahnen …
    »Mit Roczinski vielleicht«, spekulierte Juliette, als Missis Palm in ihrer kleinen Wohnwagenküche den Tee aufgoß. Von einem Roczinski war in den Aufzeichnungen zwar nirgends die Rede, wohl aber von einer permanenten Verfolgung. Allerdings konnten damit auch die Phantom-Jäger und andere Überraschungen der Air Force gemeint sein. »Sie hatten Angst, ohne Zweifel, sie hatten Angst, von uns getötet zu werden.«
    Das war verschiedene Male im Text so angedeutet. »Ja, ja ich weiß: Entweder verehren wir sie wie Götter – oder wir bringen sie um!« Missis Palm sah mich verwundert an und stellte die Teekanne ab.
    »Also das, warten Sie mal, das steht hier irgendwo!« Und sie überließ Julie die Gastgeberpflichten, das Einschenken in die Tassen, und suchte und fand es auch. Am 25. 10. stand da wörtlich: ›Wie eine Gottheit angebetet oder getötet wie wilde Tiere.‹
    Sehr schön. Julie war begeistert und machte sich Notizen. Später stellte ich fest, daß an diesem 25. Oktober Roczinski in der Wüste meditiert hatte.
    Am 23. Oktober war von Signalen die Rede, von einer Antwort. Damals hatte Roczinski in Elkins am Fernsehgerät von Frank Nichols herummanipuliert, der die Signale angezapft hatte. Und am 2. 11. hatte Missis Palm notiert: ›Tod und Verderben, ein Angriff, Feuer und Rauch.‹ Das gab nun gar keinen Sinn, noch nicht, aber sehr bald schon. Und da war mir klar, daß eine Verbindung von Missis Palm zu den Außerirdischen zwar denkbar sei – sofern diese überhaupt existierten – , eher denkbar aber, weil wesentlich realer, war es jedoch, daß Missis Palm, aus welchem Grund und auf welchen Wegen auch immer, in Roczinskis

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