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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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schwarzen Polizisten. Die hören sich ungerührt und teilnahmslos seine Geschichte an. Dann verlangen sie seinen Paß, Arbeitserlaubnis, Presseausweis. Stumm und uninteressiert blättern sie in den Papieren.
     
    Eine Koppelstelle. Hier waren zwei Rollen aneinandergeklebt. Frau Beilke stoppte den Tisch, kontrollierte die Synchronität der Bänder.
    Dann griff sie zu ihren Zigaretten. »Stört es Sie, wenn ich rauche?« – Auf Routinefragen wie diese erwartet man keine Antwort.
    »Offen gesagt, sehr! Wenn Sie mich schon fragen.« Warum sollte ich heucheln und husten? Schade, daß der feuergefährliche Nitrofilm aus dem Verkehr gezogen worden ist. Seit nichts mehr in die Luft fliegen konnte, hatte die feuerpolizeilich geforderte Disziplin in den Schneideräumen stark nachgelassen.
    Und Frau Beilke hatte ich frustriert.
    »Dann müssen Sie auf meine Anwesenheit leider ein paar Minuten verzichten. Der Tisch läuft auch ohne mich. Sie wissen ja, wie’s geht.« Sie ging, ich war allein und fuhr, wie man sagt, weiter.

13
     
     
     
    Eine imponierende, souveräne Gestalt! Der schwarze Bart umrahmt ein schwarzes Gesicht. Ein hochmütiger Blick in die Kamera.
    Er sitzt hinter seinem Schreibtisch, einer gigantischen Louis-XVI.-Imitation aus Mahagoni. Neben ihm eine schwarze Schönheit mit geklebten Wimpern, Langhaarperücke und Minirock. Seine Sekretärin?
    Auf dem Schreibtisch: Bilder der Familie im Goldrahmen, ein Foto von Martin Luther King. Überall eine Spur zuviel Eleganz, zuviel Zierat, zuviel Gold.
    Roczinski sitzt in einem tiefen Besuchersessel, wendet sich um zur Kamera:
    »Mr. Bird ist Rechtsanwalt, hier in Washington, er residiert genau an der Grenze zwischen dem weißen und dem schwarzen Stadtteil. Er ist, beauftragt und ermächtigt, die Mailer-Story zu verbreiten. «
    Roczinski nickt Bird zu – der nickt zurück und lächelt – ein Flair von Arroganz. Er beginnt zu sprechen – dazu das beredte Spiel der Hände: Die Finger zeichnen Raumschiffe in die Luft, Flugbahnen, Ellipsen, Spiralen. Ein afrikanischer Märchenerzähler.
    Die Sekretärin nagt an ihren Lippen, blickt irritiert in die Kamera, wendet sich ab, versucht vergeblich, den Rocksaum tiefer über die nackten braunen Schenkel zu ziehen. Eine Gazelle. Bird fährt fort:
    »Appearing just above the hill was a hovering spot-light, sparkling, glittering over the highway…« Über Birds englischer Erzählung liegt nun Roczinskis Kommentar:
    »Die mysteriöse Geschichte geht dem Rechtsanwalt Bird so flüssig von den Lippen wie ein eingelerntes Gedicht. Er beschreibt sogar die modischen Details der Raumanzüge, die Schweigsamkeit der Astronauten, ihre Kahlheit. Die Schilderung des Raumschiffes, insbesondere der Inneneinrichtung, erinnert stark an alte Illustrationen zu Jules Vernes Zukunftsromanen: Plüsch mit Dampfmaschinenromantik.«
    Bird verstummt – ein Blick zur Sekretärin und auf seine Uhr. Sie hängt an einem Kettchen. Er zieht sie aus der Brusttasche seines Jacketts: Die bezahlte Zeit ist um! Er erhebt sich. Roczinski erhält von der Sekretärin einen Zettel mit einer Notiz und legt Geldscheine auf den Tisch.
    »Ich habe mir die Adresse des Hypnotiseurs geben lassen, der dem Unterbewußtsein des Ehepaares Mailer die Lösung des Rätsels und all diese blumigen Beschreibungen entlockt haben will.
    Das kostete noch einmal hundert Dollar, und damit verabschieden wir uns von Mr. Bird. – Thank you, Mr. Bird…« Bird reicht Roczinski die Hand, er überragt ihn um Haupteslänge. Zum Abschied eine majestätische Geste. Hannibal entläßt den Gesandten Roms…

14
     
     
     
    Die Rollen waren durchgelaufen, die freien Enden peitschten um die Teller. Ich stoppte den Tisch. Die Cutterin kam aus einem dunklen Nebenraum, zog den Vorhang zur Seite und machte Licht.
    Hinter mir saß Rüdiger.
    »Na, immer noch auf der Jagd nach den UFOs?«
    Ich hatte ihn nicht gehört, als er kam.
    »Du kostest unserem Sender viel Geld. Überstunden für Frau Beilke.«
    »Letzte Rolle, nur noch sechs Minuten!« Sie spannte die Bänder in den Tisch. Diesmal war es nur ein einziges Tonband zum Bild. »Überstunden gehören bei uns zur Tagesordnung, die sind sozusagen mit drin. Ich bin nur froh, daß meine Damen weg sind. Die kleinen Mädchen ziehn immer Gesichter, wenn’s mal ein bißchen länger dauert. Aber ich sitze hier oft bis zwölf, eins… So, fertig!«
     
    Roczinski auf einer Couch. Er spricht in sein Mikrofon:
    »Dr. Samuel Goldstone ist Psychotherapeut. Er

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