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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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Sein bissiger Kommentar war noch gut in Erinnerung.
    Frau Veit wechselte das Thema: »Was wir betreiben, ist ein faszinierendes Ringen um eine neue, universelle Weltanschauung an der Schwelle des dritten Jahrtausends. Der Mensch schickt sich an, ein bewußter Bürger des Kosmos zu werden…«
    »Und was war das Ergebnis des Kongresses?«
    »UFO-Proklamation und Resolution. Eine Petition an die Nationen. Eine Globalaktion: Einhunderteinunddreißig eingeschriebene Briefe an alle Staatsoberhäupter, an Papst, Kaiser und Könige, Königinnen, Staatspräsidenten, Generalstäbe, Luftwaffen, wissenschaftliche Akademien, Genralsekretariat der UNO, Zentralverwaltung der UNESCO und so weiter. Wir haben sämtlichen Mitgliedstaaten der UNO vorgeschlagen, ein internationales UFO-Institut auf exterritorialem Boden zu gründen, zur globalen Kontrolle und Kontaktaufnahme mit den Erkundungsfahrzeugen aus dem Weltenraum.«
    Mit einer Flut von Informationen beladen, verließ ich das Haus. Das alles war neu für mich und etwas verwirrend. Beiläufig hatte ich noch erfahren, daß die DUIST einem halben Dutzend internationaler Institute angeschlossen ist, sie ist auch Mitglied der AIAA, des ›American Institute of Aeronautics & Astronautics‹ in New York und der ›Hermann-Oberth-Gesellschaft‹ in Hannover. Die deutsche Forschungs- und Aufklärungsarbeit in Sachen UFO gilt, so wird mir erklärt, auch bei ausländischen Forschern als die umfassendste und reicht weit über die Grenzen Europas hinaus. Beim Abschied warf ich noch einen Blick auf die Galerie und machte Herrn Veit Komplimente über die gekonnten Bilder: »Malen Sie noch?«
    Veit schüttelte den Kopf. »Leider nein. Dafür läßt mir meine heutige Tätigkeit keine Zeit mehr!«
    Frau Veit ergänzte: »Mein Mann sagt, später hat er immer noch genügend Zeit, um zu malen!«
    Veit lachte: »Später, ja, im Jenseits!«
    Aber er meint das, glaube ich, nicht nur im Spaß.

11
     
     
     
    Sechzehn Uhr dreißig.
    Der Sturm im Schneideraum sieben hatte sich gelegt. Die Bänder aus den USA und aus Kanada waren eingespannt. Hinten das Bild, vorne zwei Tonbänder. Auf dem ersten war der Originalton, also das, was Roczinski aufgenommen hatte, auf dem zweiten Band lag die deutsche Übersetzung; diesen Text konnte man nach Wunsch über die englischen Texte einblenden.
    »Kann’s losgehen?« Frau Beilke sah sich um. Jetzt wirkte sie entkrampft und etwas friedlicher. Die Abnahmevorführung war wohl erfolgreich verlaufen. Ich nickte. Kufner sah auf die Uhr und verschwand.
     
    Auf der kleinen Mattscheibe des Schneidetisches erscheint eine Hand mit der Klappe: Eine schwarze Holztafel, gewissermaßen das Etikett für diese Szene: ›aktuelles forum / Rolle 33‹. Roczinski vor dem Pentagon in Washington: Massig steht der Bau in der grünen Parklandschaft. Roczinski legt die Klappe weg, wirft seine Zigarette ins Gras, greift zum Mikrofon, stellt sich in Positur.
    »Am 12. September wurden über Arizona drei unbekannte Flugobjekte geortet. Zwei Jagdflugzeuge vom Typ Phantom stürzten bei dem Versuch einer Verfolgung ab. Die Piloten fanden den Tod.
    Wer Antwort auf gewisse Fragen sucht, auf unbequeme Fragen, zugegeben, der findet hier im Pentagon, im Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten, nur verschlossene Türen. Schriftliche Anfragen kommen ohne Kommentar zurück.
    ›Wer weiß, schweigt.‹ Hinter dieser brahmanischen Philosophie verschanzt sich das Pentagon in Sachen UFO. Wieviel Berechtigung zum Schweigen besteht, wieviel man in diesem Gebäude tatsächlich weiß und welche Erklärungen man bereithält für das UFO-Phänomen, das hoffe ich von einem Oberst zu erfahren, einem alten Bekannten, der hier bei der Luftwaffe eine nicht unwichtige Position bekleidet.« Roczinski geht hinüber zur Straße. Ein dunkler Wagen hält neben ihm. Roczinski öffnet die hintere Tür für den Kameramann – er selbst steigt vorn ein. Am Steuer sitzt ein Offizier, ein Oberst der Air-Force in Uniform. Vermutlich ist es kein Zufall, daß sein Gesicht stets im Dunkeln bleibt. »Hallo, Colonel!«
    »Hallo, Will! – Nice to see you!«
    Der Wagen setzt sich in Bewegung, stoppt kurz an einem Rotlicht, biegt rechts ab in die Independent Avenue. Deutlich zu erkennen: links das NASA-Gebäude, rechts der pittoreske Ziegelbau des Art Industries Museum mit der Luftfahrtschau, den Apollo-Kapseln und dem ersten Mondstein. Roczinski beginnt das Verhör:
    »Herr Oberst, was ist Ihre Meinung – gibt es überhaupt

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