Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
und schwach fühlt, ist in Talana gut aufgehoben. Dort können ihm die verlorenen Jahre zurückgegeben werden. Aber wer sich hier heimisch fühlt, soll bleiben.«
Er stöhnte. Der Weltenstein war inzwischen so klein wie eine Walnuss, aber er sprühte noch immer, wenn auch schwächer.
»Was geschieht eigentlich mit den anderen Meereswandlern, die jetzt nicht hier sind?«, fragte Mario.
»Sie bleiben Menschen und verlieren ihre Fähigkeit, sich in Delfine zu verwandeln, sobald das Weltentor wieder geschlossen ist«, antwortete Irden leise.
»Sie können also nicht wählen?«, wollte Sheila wissen. »Sie dürfen nicht nach Talana?«
Irden schüttelte den Kopf. »Das Tor darf nicht … zu lange offen sein … Vielleicht irgendwann … später …«
Das Sprechen fiel ihm immer schwerer. Er wandte sich an Mario.
»Sag den Delfinen vor uns«, flüsterte er matt, »dass sie sich bald entscheiden müssen. Wer für immer ein Mensch sein will, soll uns in den Wal begleiten. – Ich kann nicht mehr!«
Sein Kopf sank herab. Sheila war sofort zur Stelle und stützte ihn, während Mario den Delfinen mitteilte, was Irden gesagt hatte.
Die Meereswandler fingen an zu murmeln. Etliche von ihnen hatten noch nie etwas von Talana gehört, und Mario erklärte ihnen, was er von Talana wusste: dass es eine Wasserwelt mit Delfinen war und dass Magie dort eine wichtige Rolle spielte.
»Und es soll eine Art Paradies sein«, fügte er hinzu, denn er erinnerte sich daran, was die Belugas in ihrem Lied über Talana erzählt hatten.
Sheila kümmerte sich unterdessen um Irden, der ganz schwach und kraftlos war. Spy unterstützte sie dabei.
»Es geht nicht länger, ich muss zurück«, presste Irden hervor, wobei nicht ganz klar war, ob er den Wal meinte oder Talana.
Spy und Sheila schoben ihn in Richtung Wal. Mario kam nach und half ebenfalls. Kurz bevor sie das riesige Maul erreichten, hatte sich Irden etwas erholt. Er sah Spy an, der noch immer den goldenen Gürtel um seinen Leib gewickelt hatte.
»Bitte gib mir jetzt die Steine«, sagte er. »Ich brauche sie für den Siebenmeerzauber.«
Spy beeilte sich, die Steine hervorzuwürgen, die Sheila und Mario auffingen.
»Du treuer Fisch«, sagte Irden liebevoll zu Spy und löste mit seinem Schnabel den goldenen Gürtel. »Wenn du willst, kann ich dich von deiner Technik befreien, denn jetzt hast du ja keinen Herrn mehr, dem du dienen musst.«
»Und was bin ich dann?«, fragte Spy, nachdem er kurz überlegt hatte.
»Ein ganz normaler Fisch – genau wie früher«, antwortete Irden.
»Das heißt, ich kann Krill fressen, so viel ich will? Und es werden mich keine Steine mehr im Bauch drücken? Und ich muss auf kein Signal antworten und auf Befehl den Nordäquatorialstrom oder so benutzen? Und durch meine Augen kann auch kein anderer mehr schauen?«
»Du bist in Zukunft völlig frei.«
Spy freute sich. »Ja, dann bitte … los!«
»Am besten verabschiedet ihr euch jetzt von Spy«, sagte Irden zu Mario und Sheila. »Hinterher werdet ihr nicht mehr miteinander reden können.«
Es fiel Sheila schwer, von Spy Abschied nehmen zu müssen. Sie rieb ihre Flosse an ihm.
»Du warst ein richtiger Freund für uns, Spy«, sagte sie. »Ich wünsche dir alles, alles Gute. Pass auf dich auf!«
»Und lass dich bloß nicht von einem Hai fressen, Sackfisch«, sagte Mario und stupste Spy kumpelhaft in die Seite.
»Ach, mir passiert schon nichts«, meinte Spy. »Euch auch viel Glück! Was werdet ihr machen? Geht ihr beide nach Talana?«
Mario und Sheila sahen einander an.
»Also … ich schon«, sagte Mario. »Hauptsächlich wegen meiner Mutter.«
»Das habe ich mir gedacht«, murmelte Sheila leise.
»Und wohin gehst du, Sheila?«, fragte Spy neugierig.
Sheila kämpfte mit sich. Sie hätte die Entscheidung gerne noch länger aufgeschoben und mehr Bedenkzeit gehabt. Es war so schwierig! Sie liebte es sehr, als Delfin durchs Wasser zu schwimmen. Aber für immer einer bleiben? Nie wieder in ihr altes Leben zurückkehren? Nie wieder mit ihrer Mutter reden?
Das gab den Ausschlag. Lange hatte Sheila ihre Gefühle verdrängt, aber inzwischen plagte sie immer öfter großes Heimweh. Sie wollte ihre Mutter wiedersehen, von ihr in den Arm genommen werden.
»Ich glaube, ich bleibe hier«, sagte sie.
Mario sah sie traurig an. »Dann wirst du Talana nie kennenlernen.«
»Ich gehöre in diese Welt«, sagte Sheila bestimmt.
»Okay«, sagte Mario traurig.
»Schade, dass ihr euch trennt«, meinte
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