Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
waren sie verabredet, aber er ist nicht gekommen …«
»Nein«, flüsterte Gavino, »ich konnte nicht mehr kommen. Einen Tag zuvor erhielt ich Zaidons Ruf und musste ihm folgen.« Er schluckte. »Dann bist du wohl wirklich meine Tochter.« Und er nahm Sheila in den Arm.
Sheila hielt einen Moment still, dann löste sie sich von ihm. Er roch fremd und nass, und sie würde sich erst daran gewöhnen müssen, dass er ihr Vater war. So schnell ging das nicht.
»Das ist vielleicht eine Geschichte«, sagte Gavino und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir haben uns noch viel zu erzählen. Wie heißt du eigentlich?«
»Sheila«, sagte sie.
»Sheila. Schöner Name für meine Tochter!« Es klang stolz.
Sheila rannte den ganzen Weg bis zum Bungalow. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Mutter wiederzusehen. Gavino hatte kurz gezögert.
»Soll ich dich wirklich begleiten? Meinst du, es ist deiner Mutter recht, wenn ich mitkomme? Soll ich nicht lieber erst morgen –«
»Natürlich ist es ihr recht!«, behauptete Sheila. »Was glaubst du, wie sie sich freuen wird, wenn sie dich wiedersieht?«
»Hier ist es«, sagte sie, als sie beim Bungalow ankamen. Die Tür stand offen. »Komm mit«, forderte Sheila Gavino auf, der draußen stehen bleiben wollte.
»Soll ich tatsächlich –«
»Ja, klar!«
Sheila stürmte schon durch den Flur.
»Hallo«, rief sie laut. »Ich bin’s! Mama!«
Die Tür ging auf, und Sheila stand einem fremden Ehepaar gegenüber.
Im ersten Moment wusste Sheila nicht, was sie sagen sollte.
»Entschuldigung«, murmelte sie dann. »Da hab ich mich wohl in der Nummer geirrt. Die Bungalows sehen alle so ähnlich aus.«
Und sie stürzte wieder hinaus.
Aber es war der richtige Bungalow gewesen, Sheila hatte sich nicht geirrt.
»Vielleicht ist Sabrina schon abgereist«, meinte Gavino. »Wie lange warst du fort?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Sheila verzweifelt.
Waren es zwei, drei oder vier Wochen? Oder sogar noch länger?
Wenn Mama mit Michael und Zoe tatsächlich schon heimgefahren war, was dann? An diese Möglichkeit hatte Sheila noch gar nicht gedacht.
»Aber sie kann doch nicht ohne mich heimfahren«, sagte sie. »Das geht doch nicht!«
»Vielleicht hatte sie keine Hoffnung mehr, dass du zurückkommst«, gab Gavino zu bedenken.
Jetzt erst wurde Sheila bewusst, was ihre Mutter möglicherweise durchgemacht hatte. Ihre Hände krampften sich zusammen.
»Komm«, sagte sie zu Gavino. »Wir fragen im Hotel an der Rezeption nach, ob sie noch da ist.«
Das Erste, was Sheila an der Rezeption auffiel, war ihr Bild. Es hing überall – an der Eingangstür, an der Tür zum Frühstückszimmer, an der Rezeption.
VERMISST WIRD DIE DREIZEHNJÄHRIGE SHEILA HERMES konnte man unter ihrem Foto lesen. Darunter stand das Datum ihres Verschwindens, eine genaue Beschreibung und dass man sich an die Polizei wenden sollte, wenn man Hinweise hatte.
Sheila stöhnte und hätte am liebsten kehrtgemacht. »Das ist ja schlimmer, als ich gedacht habe.«
Gavino legte ihr die Hand auf die Schulter. »Los«, sagte er. »Wir fragen nach deiner Mutter.«
Der Portier sah von seiner Zeitung auf, als sie an die Theke traten.
»Ist Sabrina Hermes noch da?«, fragte Sheila, und ihr Herz klopfte wie wild.
Der Blick des Portiers wanderte von Sheila zu dem Vermisstenfoto und dann wieder zurück. Er lächelte.
»Ich glaub es nicht!«, sagte er mehrmals. »Ja, deine Mutter wohnt noch hier – unterm Dach. Sie wollte um keinen Preis zurückfahren, bevor sie dich nicht gefunden hat.« Der Portier schüttelte den Kopf. »Wo hast du nur so lange gesteckt? Alle dachten, du wärst ertrunken!«
»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Sheila.
»Das ist sie wirklich«, bestätigte Gavino.
Sabrina war außer sich vor Freude, als sie Sheila wieder in die Arme schließen konnte. Sheila war ziemlich erschrocken darüber, wie ihre Mutter aussah: Sie war blass und ihre Augen waren rot vom Weinen.
»Ich habe gewusst, dass ich dich wiederfinde«, sagte Sabrina, drückte Sheila ganz fest an sich und küsste sie auf das nasse, salzige Haar. »Ich hab die Hoffnung einfach nicht aufgegeben.«
Sie erzählte, dass Michael und Zoe schon seit einiger Zeit zurückgereist waren. Michael hatte als selbstständiger Unternehmensberater dringende Geschäfte zu erledigen, und Zoe musste wieder in die Schule, weil die Ferien inzwischen vorbei waren.
»Sie wollten mich überreden mitzukommen«, erzählte sie. »Die Polizei würde sich schon um
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