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Die denkenden Wälder

Die denkenden Wälder

Titel: Die denkenden Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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überzeugt waren, daß sie ihre geheimnisvolle Station erreichen konnten, warum sollte er dann nicht ebenso zuversichtlich sein? Tatsächlich, warum, es sei denn . . .
    Was, wenn es keine solche Station gab? Wenn diese zwei Riesen Kobolde aus der Unteren Hölle waren, hierher geschickt, um ihn in Versuchung zu führen, das Heim zu verlassen?
    Aber Unsinn! Trotz ihrer Größe und ihrer seltsamen Kleidung waren sie Menschen wie er. Wie könnte es sonst sein, daß sie dieselbe Sprache sprachen? Freilich was für seltsame Worte und Begriffe sie gebrauchten! Und sie emfatierten nicht. Born konnte sich eine Person, die nicht emfatierte, einfach nicht vorstellen, also vergaß er es einfach. Er schob die Blattledertür auseinander und betrat sein Heim, schloß sie bedachtsam hinter sich. Dann löste er die Bänder seines Umhangs und warf ihn in die Ecke. Ein halb erstickter Laut kam aus der Dunkelheit. Sofort duckte er sich, und das Knochenmesser sprang ihm gleichsam reflexartig aus dem Gürtel in die Hand. Eine unbestimmte Gestalt wimmerte in der Düsternis. Vorsichtig zog er das kleine Päckchen mit brennbaren Pollen aus der Tasche und streute davon über den Stapel toten Holzes auf dem Boden. Sofort flammte das Holz auf, und jetzt konnte er die geduckte Gestalt von Geh Hell erkennen. Erleichtert schob er das Messer in die Scheide zurück. Nach einem neugierigen Blick auf das Mädchen setzte er sich neben das Feuer und schlug die Beine übereinander. Sie würden morgen abreisen, die Riesen und er, und er hätte gerne lange und tief geschlafen, aber. . . »Bist du gekommen, um mich auszulachen wie die anderen?« murmelte er.
    »Oh, nein!« Sie kroch scheu auf das Feuer zu. Der Lichtschein malte tiefe Schatten um ihre Augen, und Born merkte, wie seine Aufmerksamkeit sich vom Feuer abwandte, dem Mädchen zu. »Du kennst meine Gefühle, Born.«
    Er hustete und wandte sich nervös ab. »Losting magst du, Losting liebst du ... Mich . . . über mich machst du dich nur lustig, amüsierst dich!«
    »Nein, Born«, protestierte sie, und ihre Stimme hob sich. »Ja, ich mag Losting, aber . . . ich mag dich ebenso. Losting ist nett, aber bei weitem nicht so nett wie du. Bei weitem.« Sie sah ihn bittend an. »Ich möchte nicht, daß du das tust, Born. Wenn du mit den Riesen gehst, kommst du nie mehr zurück. Ich glaube das, was alle über die Gefahren so weit entfernt vom Heim sagen, und das, was man von den Orten berichtet, wo die beiden Höllen sich vereinigen.« »Geschichten, Legenden«, brummte Born. »Kindermärchen. Die Gefahren weit entfernt vom Heim sind auch nicht anders als jene, die man einen Speerwurf von hier entfernt findet. Ich glaube auch nicht, daß es einen Ort gibt, wo die beiden Höllen sich vereinigen. Aber wenn es einen gibt, dann werden wir um ihn herumgehen oder mitten hindurch.« Auf Händen und Knien kroch sie um das Feuer herum, bis sie neben ihm saß und ihm die Hand auf die Schulter legen konnte. »Geh nicht mit den Riesen, Born, bitte. Tu es nicht. Mir zuliebe.«
    Er sah sie an und wollte sich an sie lehnen, wollte ihr schon zustimmen, wollte nachgeben. Und dann griff das Ding ein, das ihn dazu trieb, Grasern aufzulauern und in die Tiefen von Schächten zu klettern. Es bedrängte ihn, und statt zu sagen: »Ich werde das tun, was du willst, Geh Hell, um der Liebe zu dir willen«, flüsterte er heiser, »ich habe vor dem ganzen Stamm mein Wort gegeben und gesagt, daß ich gehen werde. Und selbst wenn ich das nicht hätte, ich werde es tun.« Ihre Hand glitt von seiner Schulter. Sie murmelte: »Born, ich will nicht, daß du das tust«, dann beugte sie sich über ihn und küßte ihn, ehe er sich ihr entziehen konnte. Und dann sprang sie auf und verließ den Raum, ehe er reagieren konnte. Der nächtliche Regen verschlang sie.
    Lange saß er stumm da und dachte nach, während das Feuer sich verzehrte und die lauen Tropfen vom Blattlederdach tröpfelten. Dann murmelte er etwas, das niemand hören konnte, rollte sich auf seinem Schlafpelz zusammen und fiel in einen unruhigen, von Träumen erfüllten Schlaf. Ruumahums linkes Auge öffnete sich halb. Eine dunkle Silhouette stand unter seinem Ast. Er hustete, schüttelte sich die Tropfen vor der Schnauze und schnaubte in der zischenden Art, wie Pelziger das tun. »Junges, wo ist dein Mensch?«
    Muf deutete mit dem Kopf, so wie die Menschen das tun, auf die Äste unter ihnen. »Irgendwo dort. Er schläft.« »Was du auch tun solltest, du bist lästig.« Das Auge

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