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Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Nur sein schnelles Einschreiten und ein harter Schlag auf den Arm hatte sie im letzten Moment daran gehindert, sie zu berühren. Sie hatte ihn böse angefunkelt, bis er ihr die winzigen Unterschiede zwischen dem Zinnoberin und den sie umgebenden Zinnoberpflanzen gezeigt hatte: das Zinnoberin hatte zwei Extrablütenblätter, eine ungewöhnliche Verdickung unten am Kelch, ein etwas dunkleres Rot und auffällige Flecken an der Lippe des Zylinders kleine Fehler in der sonst perfekten Mimikry.
    Schließlich hatte er sein Messer gezogen. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß die beiden Riesen in Sicherheit waren, hatte er sich über die Pflanze gebeugt. Mit der Messerspitze hatte er den grünen Zylinder angestochen, so daß die klare Flüssigkeit in ih-rem Inneren ausrinnen konnte. Das Wasser der Zinnoberin war klar, aber es war kein Regenwasser. Der Strom berührte die meterdicke Liane darunter, zischte und kochte und bildete eine dichte Wolke, die dampfend aufstieg. Als sich der Nebel schließlich ver-zog, winkte er sie heran. Nachdem er ihnen eingeschärft hatte, nicht in die Feuchtigkeit zu treten, zeigte er ihnen das Loch, das die klare Flüssigkeit durch einen Meter massives Holz gefressen hatte. Dann hatte er vorsichtig die grüne Außenwand der falschen Bromeliade angetippt. Sie hörten das tiefe, fast metallische Hallen, ganz anders als das weiche Geräusch, das man hörte, wenn man eine echte Zinnoberpflanze berührte.
    Von diesem Augenblick an hatte keiner der beiden Riesen auch nur einen Finger gehoben, wenn sie ein neues Gewächs sahen, ohne vorher Born zu befragen. Das machte ihn nur wenig glücklicher, denn nun verlangsamten unzählige Fragen ihr Fortkommen ebenso, wie es sonst Wunden oder gebrochene Glieder getan hätten. Sie kamen mit vielleicht einem Drittel der Geschwindigkeit von der Stelle, die er alleine geschafft hatte. Mit einem kurzen Sprung ließ er sich auf den mächtigen Kabbl hinunterfallen, den er als Lager ausgewählt hatte. Vom ersten Tage an hatte es sich als problematisch erwiesen, ein Lager zu finden. Wie es schien, konnten die Riesen nicht viele Abende ohne ein schützendes Dach ertragen, das ihnen den nächtlichen Regen fernhielt. Sie bestanden trotz der Zeit und der Mühe, die das kostete, auf Schutz vor dem Regen, und Born hatte schließlich widerwillig zugestimmt. Sie hatten behauptet, das Übernachten im Freien führe eine seltsame Krankheit in ihnen herbei, die sie »Erkältung« nannten.
    Born begriff das nicht. Niemand konnte so empfindlich sein. Die einzige Krankheit, die er kannte, war eine
    Verdauungsstörung, und zu der kam es nur, wenn man etwas anderes als die Früchte des Heimbaumes aß. Aber die Beschreibung der Krankheit, die die Riesen ihm lieferten, war so schrecklich, daß er nicht umhin konnte, ihrem Wunsch zu entsprechen.
    »Da ist er«, hörte er Logan zu ihrem Gefährten sagen, als er sich ihnen näherte. Er fragte sich, warum sie so häufig ihre Stimmen senkten, leiser sprachen als sonst. Die Vorstellung, daß sie vielleicht versuchen könnten, irgend etwas vor ihm geheimzuhalten, kam ihm überhaupt nicht. Außerdem konnte er sie ganz deutlich verstehen, selbst wenn sie sich >im Flüsterton< unterhielten, wie sie das nannten. Aber wer war er schon, sich über die Eigentümlichkeiten jener zu wundern, die durch den Himmel fliegen konnten?
    Sie hätten mehr Zeit darauf verwenden können, sagte er sich, während er die Ladung Holz auf den Hauptzweig fallen ließ, ihre eigenen Körper zu verbessern und perfekt zu machen, statt neue künstliche zu konstruieren, die sie vor der Welt abschirmten.
    »Wir waren schon etwas nervös geworden, Born«, erklärte Logan und lächelte breit. »Du warst lange weg.« .. Er zuckte die Achseln und machte sich daran, aus den toten Asten und Blättern eine primitive Hütte zu bauen. »Es ist schwierig, geeignetes Material für den Unterschlupf zu finden«, erklärte er. »Das meiste tote Holz und die alten Blätter fallen in die Hölle, um dort aufgefressen zu werden wie alles andere, was hinunter-fällt.«
    »Aufgefressen, das kann ich mir denken«, nickte Cohoma und zog die Haut von einer großen Purpurspirale. »Dort unten dürfte Bakterien geben, die so groß sind wie deine Sommersprossen, Kirni. Was hier den ganzen Tag über an toten pflanzlichen Mate-rialien hinunterfällt. . .«
    Blätter raschelten, und er sprang auf. Logan griff nach dem Knochenspeer, den man ihr gegeben hatte, aber es war nur Ruumahum. Born lächelte, als

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