Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
gingen. »Im richtigen Maße verdünnt und mit anderen
    stabilisierenden Chemikalien vermengt, dient der kleine Behälter als Grundlage für einen völlig neuen Duft das, was wir Parfüm nennen, Born. Es ist eine Menge . . .« Erneut versuchte er, den Jägern den schwierigen Begriff >Geld< zu erklären.
    »Ich verstehe immer noch nicht. Wozu benutzt man so etwas ?«
    »Frauen gebrauchen es, Born, um sich attraktiver zu machen, damit sie schöner scheinen.« »Sie kleiden sich in den Geruch des Todes.«
    »Ist das nicht etwas hart ausgedrückt, Born?« fragte Hansen lächelnd, den die Bemerkung des Jägers erstaunte. Er versuchte, die Verständnislosigkeit des Kleinen
    nachzuempfinden. Aber seine Erklärung schien nicht viel auszurichten.
    Born versuchte zu begreifen, gab sich redlich Mühe. Ebenso
    Losting. Aber je weiter der Weg sie durch dieses Haus der Fremdheit führte, je mehr sie von seinen Zielen und Zwecken sahen, desto schwerer fiel es ihnen, zu begreifen. Da waren zum Beispiel die drei Kisten mit den verstümmelten Chaga. Die Zweige waren unemfatiert, einfach von den reifen Elternpflanzen abgerissen worden. Tausende mehr würden in ähnlicher Weise abgerissen werden, um ein wenig konzentrierten Chagageruch zu machen. Wozu? Um die Kranken zu heilen oder die Hungrigen zu nähren? Nein, zum Vergnügen würde es geschehen, eine Art Vergnügen noch dazu, das die Begriffe der beiden Jäger überstieg. Losung brauchte auch nicht länger als Born, um diese Dinge zu begreifen. Aber als der Größere schließlich begriffen hatte, war er in seiner Aussage weniger zurückhaltend als sein Begleiter. »Ihr tut da etwas Schreckliches!« Hansen hatte Borns Ausbruch bereits verarbeitet und sich von ihm erholt. Jetzt reagierte er auf diesen zweiten Tadel etwas ungnädig. »Ich kann das nachempfinden. Aber ihr seht doch die langfristigen Vorteile, oder nicht?« Er sah zuerst Losting, dann Born an. »Nicht?«
    »Es geht nicht darum, daß ihr die Blüten und Zweige der Chaga nehmt, schlecht ist die Art, wie ihr sie nehmt, und die Zeit«, erwiderte Born. »Wenn ihr die Chaga emfatiert hättet. . .«
    »Das Wort, das Logan mir gegenüber schon erwähnt hat. Ich weiß nicht, was es bedeutet, Born.«
    Der Jäger zuckte die Achseln. »Das ist nicht etwas, was man erklären kann. Man kann entweder emf atieren oder man kann es nicht.«
    »Das macht es uns nicht leicht, nicht wahr?« sagte Hansen. »Wenn ihr der Chaga ihre Jungen stehlt, kann sie keine Samen verbreiten, und das Elterngewächs wird sterben.« »Aber im Wald gibt es doch ganz bestimmt eine Menge Chaga, Born«, entgegnete Hansen ruhig, seltsam ruhig. »Man wird doch sicher nicht ein paar davon vermissen?« »Würdest du deine Arme und Beine vermissen?« Jetzt leuchtete in Hansens Gesicht Verstehen auf. »Ich verstehe. Ihr seid also um die Pflanze besorgt. Mir war nicht klargeworden, daß ihr in solchen Dingen so stark empfindet. Wir müssen natürlich sehen, was wir da machen können. Wir wollen natürlich die Blüten nicht abpflücken, wenn die Pflanze darunter leidet, oder?« »Nein«, pflichtete Born ihm vorsichtig bei.
    »Es ist eine Kleinigkeit, gar nicht notwendig«, fuhr Hansen fort und tat den erstaunten Blick der Chemikerin mit einem leichten Kopfschütteln ab. »Es ist ein unbedeutender Markt, auf den wir verzichten können.«
    Er führte sie hinaus zum nächsten und damit letzten Labor. »Ich möchte euch noch etwas zeigen, Born und Losting. Hier könnte uns das Wissen von Ortsansässigen, euer Wissen, ganz entschieden helfen. Hier geht es um die Knollen, die den lebensver-längernden Extrakt produzieren.« Sie bogen um eine Ecke. »Bis jetzt haben wir nur zwei solcher Knollen gefunden, obwohl wir sehr sorgfältig gesucht haben. Der Baum, der sie hervorbringt, ist nicht selten; wohl aber die Knollen selbst. Meine Pflanzenexperten sagen mir, daß sie ungemein selten sind. Entweder sind die Bäume
    ungewöhnlich gesund, oder sie reagieren gewöhnlich nicht durch Knollenbildung auf Infektionen. Wenn ihr eine größere Zahl solcher Knollen finden könntet, Born, dann kann ich euch versprechen, daß wir uns ganz genau an eure Wünsche halten würden, welche Pflanzen wir in Frieden lassen sollen und welche wir beschneiden dürfen.« Hansen bewunderte seine eigene Professionalität und die Geschicklichkeit, mit der er das Skalpell der Täuschung handhabte.
    Sie gingen zwischen zwei kräftig gebauten schweigenden Männern hindurch und betraten einen Raum, der etwas

Weitere Kostenlose Bücher