Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
heißen?“, regte er sich auf. „Mit der hab ich eben noch Pelze gekauft. Was ist das für ein Provinzladen!“ Sein Puls raste. Dies hier war der knifflige Teil der Sache. Moni deutete mit einer ungeduldigen Geste auf ihre Uhr.
„ Frau Petrova muss zu ihrer Probe!“, erklärte Karl. „Schicken Sie die Rechnung einfach an die Präsidenten-Suite im Hotel Vier Jahreszeiten, es ist ja wohl bekannt, dass Frau Petrova da logiert.“ Er musste schlucken vor Aufregung. „Die Schmuckstücke nehmen wir gleich mit.“
Die Juwelierin zögerte. „Ich muss alles noch gut verpacken“, sagte sie und trödelte unendlich lange herum. Karl schwitzte in seinem Anzug.
„Beeilen Sie sich, wir sind spät dran“, sagte Karl. Er wollte endlich weg mit der Beute! Doch sie bastelte noch an einer Schleife herum. Da öffnete sich die Tür und zwei Polizisten stürmten herein.
„ Hier wurde Alarm ausgelöst“, sagte der eine.
„ Ja.“ Die Juwelierin nickte. „Nehmen Sie diese Betrüger fest.“
„ Sind Sie verrückt?“, schrie Karl. „Das ist die berühmte Darja Petrova, die muss doch sogar die Polizei kennen!“ Zur Unterstreichung warf Moni stolz ihre lange rote Mähne über die Schulter.
Der Polizist sah Hilfe suchend zur Juwelierin. Die griff grinsend zur Zeitung.
„Sie haben beim neuen Engagement der Petrova eine Kleinigkeit übersehen“, sagte sie zu Moni und hielt ein Foto im Kulturteil hoch. Auf dem Bild prangt Darja Petrova – mit einem supermodernen Kurzhaarschnitt.
20. Eigentor für Konrad
Heute wird Konrad sich an dem Fußballspieler rächen, der ihm die Frau ausgespannt hat! Alles, was er dazu braucht, ist ein Tor der Gegenmannschaft …
Das Fußballmatch war in vollem Gange. Die ganze Fankurve feuerte die Spieler an. Auch Konrad, der Platzwart, fieberte vom Spielfeldrand aus mit. Doch ihm war der Ausgang der Partie völlig egal. Er hatte heute nur ein einziges Ziel: Er würde sich rächen an dem Mann, der sein Leben zerstört hatte.
Die Gegner stürmten auf das Tor der Heimmannschaft zu. Konrads Hände waren nass. Genau das war es, was er benötigte: Ein Tor der anderen Mannschaft! Dann würde sein Plan endlich aufgehen.
Da flog der Ball schon, direkt aufs Tor zu, doch die Fäuste des Torwarts waren schneller und wuchteten ihn zurück. Die Zuschauer hinter Konrad schrien erleichtert auf. Er jedoch biss sich ärgerlich auf die Unterlippe. Mist!
Dieser Gockel von Torwart sonnte sich im Applaus. Fabrizio hieß er, dabei kam er aus Magdeburg. Jede Woche legte der sich für seine falsche Italo-Bräune unters Solarium, das wusste Konrad. Wie konnte seine treue Steffi nur auf so einen Bastard abfahren? Er hatte es nie verstanden. Auch nicht, dass sie ihn verlassen hatte, um zu diesem Fabrizio zu ziehen. Doch der würde heute bezahlen dafür!
Das Spiel lief weiter. Als Konrads Freund Uwe einen Ellbogen in die Rippen bekommt, schrie Konrad entsetzt auf. Uwe war Verteidiger und außerdem Konrads einziger Freund. Er war alles, was er noch hatte, seit Steffi weggegangen war.
Sie war nicht zurückgekommen, nachdem ihr toller Fabrizio sie abgelegt hatte. Einfach fallen gelassen hatte der sie, fast wie die Kaugummis, die er so gerne hinter das Tor spuckte. Einen ganzen Vorrat davor hatte er immer in einer silbernen Dose hinter dem Netz stehen.
„ He Platzwart, mach hier endlich sauber!“, hatte ihm Fabrizio mal mit diesem arroganten Grinsen zugerufen. Und Konrad war nichts anderes übrig geblieben. Mühsam hatte er die Kaugummis aus den Halmen gezogen. Einen für jedes kassierte Tor.
Und dabei war ihm zum ersten Mal diese Idee mit dem Gift gekommen. Keiner hier wusste, dass er ein abgebrochenes Pharmaziestudium hinter sich hatte.
Konrad sah wieder aufs Spielfeld. Ein gegnerischer Stürmer war auf dem Weg zum Tor. Konrad hielt die Luft an. Würde es jetzt passieren? Der Spieler trat mit voller Wucht gegen den Ball. Der flog hoch und segelte über den heranpreschenden Fabrizio hinweg. Und direkt rein ins Netz.
Endlich! Konrad jubilierte innerlich. Nun war es soweit!
Tatsächlich - Fabrizio griff durchs Netz und angelte sich einen Kaugummi aus der silbernen Dose. Konrad wusste, dass der Tormann den Kaugummi stets nach ein paar Minuten wieder ausspuckte. Ein Gift zu finden, das schnell vom Körper aufgenommen wurde, aber erst nach einigen Minuten wirkte, war dank seiner alten Studienbücher kein Problem gewesen. Genauso leicht war es, vor dem Spiel die tödliche Kaugummipackung gegen die andere in der Dose
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