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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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einen riesigen Raum zu schweben, dessen Wände aus Bildern bestanden, eines neben dem andern, Hunderttausende von ihnen in ständiger, wirbelnder Bewegung. Er selbst befand sich nirgendwo. Er hatte keinen Boden unter den Füßen, noch sonst irgendwo. Er konnte nicht feststellen, ob er lag, stand oder saß. Er befand sich im Zentrum des gewaltigen Raums, dessen Wände aus Bildern gemacht waren.
    Er staunte.
    Er sah eine Schneelandschaft, aus der kahle, trostlose Baumstümpfe aufragten, und ihn fror. Er hörte den Wind über die Ebene streichen und sah ihn den Schnee pulvrig vor sich herwirbeln. All das sah er nicht in einem einzigen Bild, sondern in einer Serie von Darstellungen, die sich wie eine zeitliche Folge aneinanderreihten, während er sie überflog.
    Er sah eine rote Wüste, über der eine riesige Sonne von ungeheurer Größe leuchtete, und die Haut begann ihm zu brennen. Sand stob ihm ins Gesicht und schmerzte in den Augen. Ein großes Reptil, wie eine Kreuzung von Frosch und Iguan, kroch träge durch die Hitze.
    Er sah andere Dinge – gischtendes Meer unter einer grünlichen Sonne, Städte, die aus grotesken, schwankenden Türmen bestanden, eine Landschaft am Ufer eines Sees, in der sich das Schilf wie unter einem brausenden Sturm beugte, während sich an den Bäumen kein Ästchen regte. Er sah einen eruptierenden Vulkan im Boden versinken und Wasser in grellem, heißem Sonnenschein zu Eis erstarren. Er sah Gruppen von menschenähnlichen Wesen, von denen jedes genauso aussah wie die andern. Er hörte sie rufen, in eintönigem, klagendem Tonfall. Er sah Sonnen und Planeten durch den Weltraum rollen, er sah Körper von grotesken, ausgefallenen Formen sich neben regelmäßigen, kugelförmigen bewegen. Er sah Sterneninseln sich in rasendem Reigen drehen, jede Drehung Jahrmilliarden lang.
    Er sah ... er sah ... er sah.
    Und während er sah, fing er an zu begreifen.
    Was er sah, war ein Teil des Kosmos, ein Teil jenes Gebildes, das aus so vielen Universen bestand, wie sich die Gesamtzahl der Volumquanten und der Elementarteilchen in verschiedenen Kombinationen zueinander anordnen ließen. Sein Ausblick war nicht mehr beschränkt. Er hatte die Grenzen überwunden und nahm nicht mehr nur ein einziges Universum wahr. Er sah sie alle, alle simultan – oder wenigstens so viele, wie der Perzeptionssektor seines Gehirns, von dem zersplitternden Mikropunktor bis in die hinterste Zelle aufgeputscht, wahrzunehmen vermochte.
    Das, was er sah, war das ultimate Ziel jedes Perzeptionsforschers – die simultane Wahrnehmung aller Universen, die der Wahrnehmungssektor des menschlichen Gehirns zu erfassen vermochte.
    Er erschrak.
    Wenn dies das Ziel war, dann waren ihre Bemühungen sinnlos, denn die Erreichung des Ziels brachte niemand Nutzen. Der Kosmos mit seinen simultanen Universen war zu kompliziert, als daß das menschliche Gehirn ihn fassen könnte. Mehrere Universen auf einmal wahrzunehmen, diente nicht zum Vorteil, es verwirrte.
    Während er über diesem Problem grübelte, begann seine Umgebung sich zu verändern. Bilder verschwanden. Der Raum, in dem er schwebte, schien enger zu werden. Die Wände kamen in demselben Maße auf ihn zu, wie die Bilder sich auflösten.
    Die rollenden Sonnen und Planeten verschwanden und mit ihnen die grotesk geformten Himmelskörper. Die Gruppe von eineiigen Zehnlingen löste sich auf, und ihr Gejammer verstummte. Der Froschiguan verdampfte und mit ihm die Wüste unter der riesengroßen Sonne. Der Schnee verschwand und die traurigen Baumstümpfe.
    Schließlich blieb nur noch ein Bild übrig. Es war ein kleines Bild mit unregelmäßigen Rändern, als wäre es aus einem größeren herausgeschnitten worden. Ein Stück Sandstrand, der größte Teil im Halbdunkel liegend, nur ein Kreis von ein paar Metern Durchmesser von rotem Licht übergossen wie aus einer unsichtbaren Lampe hoch über der Szene. Ein einsamer, palmenähnlicher Baum, und am Rand des Bildes ein schmaler Streifen unbewegten Wassers.
    Das Bild kam mit rasender Schnelligkeit näher. Kens Muskeln verkrampften sich. Er schloß unwillkürlich die Augen und wartete auf den unvermeidlichen Aufprall.
    Das Gefühl sanften Schwebens hörte plötzlich auf. Er fühlte sein Gewicht wieder. Er hatte etwas Hartes unter sich, und es war ihm heiß. Er öffnete die Augen und sah, daß er im Sand saß. Neben ihm war der Rand des Kreises, den die unsichtbare Lampe mit rotem Licht übergoß. Der Sand war heiß. Er brannte durch den Umhang

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