Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
nicht beendet. David ist nicht das einzige Kind, das gestohlen wurde.“
„Woher weißt du das?“
„Es ist eine logische Schlussfolgerung. Eine Operation, die so gut vorbereitet ist und so reibungslos abläuft, deutet auf eine Organisation hin, die sich nicht mit einem einzigen Deal begnügt.“
„Nein.“ Er schenkte ihre Gläser nach und goss Wein über das Hühnchen. „Du hast recht.“
„Ich stelle mir das folgendermaßen vor: Die Frosts hatten eine Kontaktperson. Entweder sie haben die Bundesbeamten auf seine Spur gesetzt, oder aber er ist längst untergetaucht. Ich bin sicher, Letzteres ist der Fall.“
Sebastian nickte. „Mach weiter.“
„Also, das ist eine bundesweite Sache. Wie eine richtige Firma. Man braucht einen Anwalt, der sich um die Adoptionspapiere kümmert. Vielleicht auch einen Arzt, oder zumindest jemanden, der Verbindungen zu den Kliniken hat, die Fruchtbarkeitstests machen. Die Frosts zum Beispiel haben zahllose solcher Tests hinter sich. Ich hab’s nachgeprüft.“
Sebastian rührte und würzte und schmeckte ab. „Ich bin sicher, das FBI hat auch Nachforschungen angestellt.“
„Sicher. Unser Freund Devereaux ist voll bei der Sache. Aber ich schließe gern ab, was ich angefangen habe. Stelle dir vor – da sind überall diese Paare, die eine Familie gründen wollen. Sie würden alles dafür tun.
Sie haben Sex nach Plan, essen nur noch bestimmte Sachen, tanzen sogar bei Vollmond nackt auf der Waldlichtung. Und sie zahlen. Zahlen für Medikamente, Hilfsmittel, Operationen, Tests. Wenn alles nichts hilft, zahlen sie auch für das Baby.“ Mel kam an die Anrichte und schnupperte an dem Topf. „Riecht gut. Ich weiß“, fuhr sie fort, „der größte Teil geht den legalen Weg. Eine renommierte Adoptionsagentur, ein renommierter Anwalt. In den meisten Fällen ist es auch eine gute Sache. Das Baby bekommt ein liebevolles Zuhause, die leibliche Mutter eine zweite Chance und die Adoptiveltern ihr kleines Wunder. Aber dann gibt es da noch die miese Kanaille, die aus dem Unglück anderer Profit schlagen will.“
„Warum deckst du nicht den Tisch am Fenster? Ich höre dir zu.“
„Gut.“ Mel folgte Sebastians stummen Hinweisen und holte Teller, Besteck und Servietten aus den Schränken, während sie ihre Theorie weiter ausbaute. „Aber dieser Typ ist nicht irgendein kleiner Gauner, sondern sehr clever. Clever genug, um eine Organisation aufzubauen, die ein Kind an der Küste verschwinden lässt und wie ein Paket weiterreichen kann, bis es schließlich Tausende von Meilen entfernt irgendwo in einem netten sauberen Heim wieder auftaucht.“
„Bis jetzt habe ich dem nichts hinzuzufügen.“
„Er ist derjenige, den wir finden müssen. Parkland haben sie zwar noch nicht festgesetzt, aber sie werden ihn sicher bald erwischen. Er ist kein Professioneller, nur ein kleiner Stümper, der wahrscheinlich dringend Geld brauchte, um Schulden abzuzahlen und seine Kniescheiben zu retten. Er wird nicht viel wissen, aber es ist immerhin ein Ansatzpunkt. Ich nehme an, das FBI wird ihn bald hinter Gitter bringen.“
„Gegen deine Annahme ist nichts einzuwenden. Nimm die Flasche und setz dich an den Tisch.“
Mel tat, wie ihr geheißen. „Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die Bundesbeamten einem Privatdetektiv einen Tipp geben.“
„Nein, eher unwahrscheinlich.“ Sebastian servierte das Essen – Pasta mit Tomaten-Kräuter-Sauce, in Wein gebratene Hühnchenbrust und dicke Scheiben frischen Brots.
„Bei dir ist das etwas anderes. Sie schulden dir was.“
„Schon möglich.“
„Dir würden sie eine Kopie von Parklands Aussage geben. Vielleicht lassen sie dich sogar mit ihm reden. Wenn du ihnen sagst, dass du an dem Fall interessiert bist, werden sie dich sämtliche Akten einsehen lassen.“
„Mag sein.“ Sebastian probierte und befand das Essen für gelungen.
„Aber bin ich denn an dem Fall interessiert?“
Mel fasste sein Handgelenk, bevor er sich noch ein Stück von dem butterweichen Hühnchen abschneiden konnte. „Bringst du nicht gern zu Ende, was du angefangen hast?“
Er blickte auf und sah sie so durchdringend an, dass ihre Finger zu zittern begannen, bevor sie ihre Hand wegzog. „Doch.“
Plötzlich nervös geworden, brach sie ein Stück Brot ab. „Also?“
„Ich helfe dir. Ich werde meine Verbindungen spielen lassen.“
„Danke.“ Obwohl sie darauf achtete, ihn nicht mehr zu berühren, schenkte sie ihm ein warmes Lächeln. „Wirklich. Dafür bin ich
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