Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
Ausweichmanöver – sollten solche überhaupt nötig werden. Aber es schien albern und feige, nicht mit ins Haus zu gehen.
„Ich möchte mit dir über etwas reden.“
„Das dachte ich mir. Hast du schon zu Abend gegessen?“
„Nein.“
„Gut. Wir reden beim Essen.“
Sie gingen an der Seite des Hauses entlang bis zu einer Terrasse, auf der in großen Terrakottatöpfen üppiges Springkraut blühte. Durch eine deckenhohe Glasschiebetür betraten sie die Küche, ganz in Blau und Weiß gehalten und perfekt eingerichtet wie aus einem exklusiven Wohnmagazin.
Sebastian ging zum Kühlschrank, holte eine Flasche Wein hervor und nahm zwei Gläser aus dem Regal.
„Setz dich ruhig.“ Er deutete auf einen hohen Hocker an der gefliesten Arbeitsfläche in der Mitte des Raumes und goss zwei Gläser ein. „Ich werde eben duschen und mich umziehen. Fühl dich ganz wie zu Hause.“
„Sicher.“
Kaum hatte er die Küche verlassen, rutschte sie vom Hocker. Mel hätte es nie als unhöflich betrachtet. Sie folgte nur ihrer natürlichen Neugier. Am besten konnte man Menschen kennenlernen, wenn man ein wenig in ihren persönlichen Sachen herumstöberte. Und sie wollte unbedingt einen Einblick bekommen, was den Menschen Sebastian Donovan antrieb.
Die Küche war makellos sauber, blitzblanke Schränke und Geräte.
Trotzdem roch der Raum nicht nach Putzmitteln, sondern eher nach … Sie schnupperte und entschied, dass es frisch roch und leicht nach Kräutern.
Da hingen auch getrocknete Kräuter, kopfüber, im Fenster über der Spüle. Mel roch an ihnen und empfand das Aroma als angenehm und geheimnisvoll.
Sie zog eine Schublade auf und fand darin Backutensilien. In einer anderen noch mehr Dinge, die in einer Küche nötig waren, ordentlich sortiert.
Wo ist der Krimskrams?, fragte sie sich. Die Unordnung, in der sich oft des Rätsels Lösung finden ließ?
Weniger entmutigt denn verwundert, glitt sie wieder auf den Hocker und nippte gerade an ihrem Wein, als Sebastian in die Küche zurückkam.
Er trug jetzt Schwarz – schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd, die Ärmel aufgekrempelt. Er war barfuß. Als er nach seinem Glas griff, fiel Mel auf, dass er wie der aussah, der er angab zu sein.
Ein Zauberer.
Lächelnd stieß er mit ihr an und schaute ihr in die Augen. „Vertraust du mir?“
„Was?“
Sein Lächeln wurde breiter. „Bei der Wahl des Menüs.“
Sie blinzelte und trank hastig noch einen Schluck. „Sicher. Ich esse sowieso fast alles.“
Als er Zutaten und Töpfe und Pfannen herauszuholen begann, stieß sie erleichtert und kaum hörbar den Atem aus. „Du kochst?“
„Ja. Warum?“
„Ich dachte, du würdest etwas bestellen.“ Sie runzelte die Stirn, als er Ol in eine kleine Schale goss. „Das ist doch ziemlich viel Aufwand.“
„Ich koche gern.“ Er schnitt Kräuter hinzu. „Es entspannt mich.“
Mel kratzte sich verlegen am Knie. „Brauchst du Hilfe?“
„Du kannst nicht kochen.“
Sie hob eine Augenbraue. „Woher weißt du das?“
„Ich habe deine Küche gesehen. Knoblauch?“
„Ja, gern.“
Sebastian zerdrückte die geschälte Zehe. „Worüber wolltest du mit mir sprechen, Mel?“
„Uber mehrere Dinge.“ Sie stützte die Hand aufs Kinn. Komisch, aber es machte ihr Spaß, ihm beim Kochen zuzusehen. „Für Stan und Rose und David ist alles wieder in Ordnung gekommen. Was gibst du denn jetzt noch dazu?“
„Rosmarin.“
„Das riecht gut.“ Genau wie er, dachte sie. Der erregende Geruch nach Leder, Schweiß und Pferd war verschwunden und durch einen anderen, nicht minder sinnlichen und männlichen Duft ersetzt worden. Erneut nippte sie an ihrem Wein. Mittlerweile fühlte sie sich so entspannt, dass sie die Stiefel von den Füßen streifte. „Für Mr. und Mrs. Frost unten in Georgia aber sehen die Dinge weit weniger rosig aus.“
Sebastian rührte die Masse und gab Tomatenwürfel hinzu. „Wenn jemand gewinnt, muss logischerweise ein anderer verlieren.“
„Das ist mir auch klar. Wir haben getan, was getan werden musste, aber wir sind noch nicht fertig.“
Er bestrich Hähnchenbrustfilets mit der Marinade und legte sie in die Pfanne. Er mochte es, wie sie dasaß und mit den Beinen schlenkerte, während sie seinen kulinarischen Vorbereitungen genauestens folgte. „Ja?
Und?“
„Wir haben den, auf den es ankommt, nicht gefunden. Den Drahtzieher, der, der alles arrangiert. Wir haben David zurück, und das war vorerst das Wichtigste, aber die Angelegenheit ist noch
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