Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
heraus vor ungefähr sechs Monaten. Sebastian hatte dabei keine Miene verzogen.
Zufall oder Hexerei?, fragte Mel sich jetzt mit einem schiefen Lächeln.
„Bereit, dich in das Nachtleben der Stadt zu stürzen, Liebling?“
Das schiefe Lächeln verschwand und machte einem bösen Stirnrunzeln Platz, als sie sich zu Sebastian umdrehte. „Du wirst auf keinen Fall damit anfangen, mich mit diesen lächerlichen Kosenamen zu belegen, nur weil wir angeblich verheiratet sind.“
„Der Himmel bewahre!“ Er trat neben sie auf die Terrasse. Und sah so gut aus – wie Mel sich eingestehen musste –, wie ein Mann in einem Smoking nur aussehen konnte. „Lass dich mal ansehen.“
„Ich habe alles angezogen.“ Sie bemühte sich redlich, nicht zu schmollen. „Bis hin zu den Dessous, die du ausgesucht hast.“
„Ach, Sutherland, auf dich kann man sich eben verlassen.“ Die Ironie war leicht und freundschaftlich und brachte immerhin ein kleines Lächeln auf Mels Lippen. Er nahm ihre Hand und drehte sie einmal um die eigene Achse. Ja, die rote Abendhose war eine exzellente Wahl gewesen.
Der silberne Bolero passte hervorragend dazu, so wie auch die hängenden Rubinohrringe. Er hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Du siehst großartig aus. Versuch nur noch so auszusehen, als würdest du auch daran glauben.“
„Ich hasse hohe Absätze. Hast du eigentlich eine Ahnung, was sie alles mit meinem Haar angestellt haben?“
Er lächelte, als er die Hand hob und ihr leicht über den kühn gestylten Bob strich. „Sehr schick.“
„Du hast leicht reden. Du musstest ja auch keine Irre mit französischem Akzent ertragen und dir klebriges Zeug ins Haar schmieren, an dir zerren und ziehen lassen, bis du am liebsten laut geschrien hättest.“
„Harter Tag, was?“
„Und das ist nicht einmal die Hälfte. Ich musste mir die Nägel machen lassen. Du ahnst nicht, wie das ist. Sie kommen mit diesen kleinen Scheren und Nagelfeilen und Polierfeilen und scharf riechenden Tinkturen, und dann erzählen sie dir bis ins Detail von ihren Freunden und fragen dich nach deinem Sexleben. Das Schlimmste ist, du musst auch noch so tun, als würde dir das alles ungeheuren Spaß machen. Fast hätten sie mir eine Gesichtsbehandlung aufgedrängt.“ Mel schüttelte sich entsetzt. „Ich will gar nicht wissen, was sie alles mit mir gemacht hätten. Ich bin geflüchtet, mit der Ausrede, dass ich nach Hause muss, um das Abendessen vorzubereiten.“
„Knapp entkommen.“
„Wenn ich jede Woche regelmäßig in einen Schönheitssalon gehen müsste, würde ich mich umbringen.“
„Halt die Ohren steif, Sutherland. Du schaffst das schon.“
„Ja.“ Mel seufzte und fühlte sich besser. „Nun, auf jeden Fall war es nicht schwer, meine Geschichte anzubringen. Dass ich diesen wunderbaren Mann habe, dieses große neue Haus und wie wir uns seit Jahren ein Kind wünschen, um das Glück vollkommen zu machen. Die verschlingen solches Zeug geradezu. Dann habe ich schön berichtet, wie wir die Tests durchgemacht und alle möglichen Medikamente ausprobiert haben, die fördernd für die Empfängnis sein sollen, und wie schrecklich lang die Wartelisten der Adoptionsagenturen sind. Alle waren sehr mitfühlend.“
„Gute Arbeit.“
„Es kommt noch besser. Ich habe die Namen von zwei Anwälten und einem Arzt. Dieser Arzt soll ein wahrer Wunderwirker auf dem Gebiet der Gynäkologie sein. Einer der Anwälte ist der Cousin der Maniküre. Der andere hat im letzten Jahr der Schwägerin der Frau, die sich die Dauerwelle hat legen lassen, geholfen, zwei rumänische Kinder zu adoptieren.“
„Das werde ich mir mal genauer ansehen“, sagte Sebastian nach einem Moment des Nachdenkens.
„Ich dachte mir, dass wir dem nachgehen sollten. Morgen gehe ich zu der Beauty-Farm. Und während sie an mir herumfummeln, werde ich wieder meine Story zum Besten geben.“
„Es gibt kein Gesetz, das dir verbietet, Sauna und Massage zu genießen.“
Sie fühlte sich unsicher und verlegen und war froh darum, dass die großen Taschen der Abendhose ihr genügend Platz ließen, um die Hände zu verstecken. „Ich komme mir dabei vor wie … Ich weiß, dass du eine Menge Geld in diese Sache investierst.“
„Ich habe ja auch genug.“ Er hob ihr Kinn mit einem Finger an. „Wenn ich mein Geld nicht für diese Sache ausgeben wollte, würde ich es nicht tun. Ich erinnere mich nur zu gut daran, wie Rose ausgesehen hat, als du sie zu mir brachtest, Mel. Und an
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