Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
spürte.
Einmal war sie sicher, in Anas Blick Schmerz zu erkennen, eine wilde, tiefe Qual, die erst verschwand, als Sebastian sie scharf anherrschte.
„Ich wollte ihr nur für einen Moment Erleichterung verschaffen“, hatte Ana daraufhin gesagt, und Sebastian hatte den Kopf geschüttelt.
Danach war alles sehr schnell gegangen. Und Mel hatte ihr Bestes gegeben, um zu helfen.
„Wow“, war alles, was sie herausbrachte, als die Stute sich daranmachte, ihren neugeborenen Sohn trockenzulecken. „Ich kann’s nicht glauben. Er ist da. Einfach so.“ Mel betrachtete gerührt das junge Leben.
„Es ist immer wieder ein Wunder.“ Ana schnürte ihre Beutel zu und sammelte ihre Instrumente ein. „Psyche geht es gut, dem Fohlen auch. Ich komme heute Abend noch mal vorbei und sehe mir die beiden an, aber so wie ich es sehe, sind Mutter und Sohn bei bester Gesundheit.“
„Danke, Ana.“ Sebastian zog seine Cousine in die Arme und drückte sie fest an sich.
„Keine Ursache. Sie waren wirklich gut, Mel. Für Ihre erste Geburt.“
„Es war einfach unglaublich.“
„Ich werde mich waschen gehen und dann nach Hause fahren. Morgen werde ich bis Mittag schlafen.“ Ana küsste Sebastian auf die Wange und mit der gleichen Selbstverständlichkeit auch Mel. „Herzlichen Glückwunsch.“
„Was für eine Nacht“, murmelte Mel und lehnte den Kopf an Sebastians Schulter.
„Ich bin froh, dass du hier warst.“
„Ich auch. Ich war noch nie bei einer Geburt dabei. Da wird einem erst richtig bewusst, wie fantastisch die ganze Sache ist.“ Sie gähnte ausgiebig.
„Und wie anstrengend. Ich wünschte, ich könnte auch bis Mittag schlafen.“
„Warum solltest du das nicht tun können?“ Er beugte den Kopf, um sie zu küssen. „Warum schlafen wir nicht einfach beide so lange?“
„Ich habe ein Geschäft zu führen. Und da ich die nächsten beiden Wochen nicht zu erreichen sein werde, muss ich vorher noch ein paar Dinge erledigen.“
„Du hast hier auch noch was zu erledigen.“
„So?“
„Aber natürlich.“ Er hob sie schwungvoll auf seine Arme, trotz des blutverkrusteten Hemds und der verschmierten Hände. „Es ist noch gar nicht so lange her, da lag ich im Bett und überlegte mir, ob ich mich in deinen Traum schleichen oder dich aufwecken sollte.“
„Dich in meinen Traum schleichen?“ Da Sebastian sie trug, schob Mel die Stalltür auf. „Kannst du denn so was?“
„Sutherland, bitte. Du kannst mir ruhig etwas mehr zutrauen.
Nun, auf jeden Fall“, er trug sie durch die Küche und den Korridor hinunter, „da wir unterbrochen wurden, konnte ich weder das eine noch das andere tun. Also, bevor du in dein Büro gehst und dort Dinge erledigst, wirst du erst hier die angefangenen Sachen zu Ende bringen.“
„Interessanter Vorschlag. Nur … vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber wir beide sind fürchterlich verdreckt.“
„Doch, ist mir aufgefallen.“ Er war jetzt im Schlafzimmer angelangt und ging direkt weiter ins Bad. „Deshalb werden wir vorher auch duschen.“
„Gute Idee. Ich glaube, wir … Sebastian!“
Sie quietschte lachend, als er mit ihr in die Duschkabine stieg, beide in voller Montur, und das Wasser andrehte.
„Du Trottel. Ich habe noch meine Stiefel an!“
Er grinste. „Aber nicht mehr lange.“
10. KAPITEL
M el war sich keineswegs sicher, ob es ihr zusagte, Mrs. Donovan Ryan zu sein. Denn Mary Ellen Ryan, die Identität, in die sie geschlüpft war, schien ihr eine äußerst oberflächliche und zudem langweilige Person zu sein, deren einziges Interesse in Mode und Maniküre lag.
Natürlich war es die perfekte Tarnung, wie sie zugeben musste, als sie auf die Terrasse des großen Hauses am Lake Tahoe trat und über die im Mondlicht schimmernde Wasseroberfläche blickte.
Das Haus dagegen war wahrlich nicht zu verachten. Zwei geräumige Geschosse modernsten Komforts, geschmackvoll eingerichtet und in klaren Farben gehalten, um den Stil seiner Besitzer widerzuspiegeln.
Denn Mary Ellen und Donovan Ryan aus Seattle waren ein modernes Paar, das genau wusste, was es wollte.
Und was sie am meisten wollten, war ein Kind. Natürlich.
Bei ihrer Ankunft war Mel beeindruckt von dem Haus gewesen. So beeindruckt, dass sie sich zu einem Kommentar hatte hinreißen lassen. Nie hätte sie vom FBI erwartet, so schnell mit einer solchen Vil a aufwarten zu können. Erst da hatte Sebastian ihr wie nebenbei mitgeteilt, dass es eines seiner Häuser sei, gekauft aus einer Laune
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