Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
überglücklich verheiratetes Ehepaar …“
„Ja. Und?“
„… das völlig verliebt und total verrückt nacheinander ist, oder?“
„Ich kenne die Story, Donovan.“
„Nun, ich bin der Überzeugung, dass man Meisterschaft nur durch entsprechende Übung erreicht. Deshalb, denke ich, sollten wir unsere Vorführung perfektionieren, indem wir so viel Zeit wie möglich damit verbringen, uns zu lieben.“
„Ich verstehe.“ Sie drehte sich ein wenig, schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn ins Schlafzimmer. „Wie du schon sagtest: die Dinge, die man für seinen Beruf über sich ergehen lassen muss …“
Mel war sicher, eines Tages würde sie zurückblicken und lachen können.
Oder zumindest stolz darauf sein, dass sie es überlebt hatte.
Auf der Polizeischule war sie herumgestoßen, mit Schimpfnamen belegt, beleidigt worden. Man hatte ihr Türen vor der Nase zufallen lassen oder schwere Akten auf den Fuß. Sie war bedroht worden, hatte sich anzügliche Bemerkungen anhören müssen, und einmal war sogar auf sie geschossen worden.
Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was man ihr im „Silver Woman“ antat, was sie sich für ihren Beruf antun lassen musste.
Der exklusive Schönheitssalon des Hotels bot alles – vom simplen Haarewaschen bis hin zur Ganzkörper-Thermopackung.
Dafür brachte Mel zwar nicht den Mut auf, aber sie bekam die Komplettbehandlung – angefangen von den Zehen bis zu den Haarspitzen.
Sie war vor Linda angekommen und fiel automatisch in ihre Rolle, als Linda dazu stieß. Sie begrüßte die andere Frau wie eine gute alte Freundin.
Während der Enthaarungsprozedur – es tat grässlich weh, das wusste Mel jetzt mit Bestimmtheit – redeten sie über Mode und Frisuren. Und während Mel mit wie eingefrorenen Wangenmuskeln lächelte, war sie doch froh, dass sie gestern Abend noch die Modemagazine durchgelesen hatte und auf dem neuesten Stand war.
Später, während die Paste, die die Kosmetikerin ihr aufs Gesicht geschmiert hatte, immer härter wurde, plauderte Mel begeistert davon, wie sehr ihr das Leben in Lake Tahoe gefiel.
„Unser Ausblick auf den See ist einfach fantastisch. Ich kann es gar nicht mehr abwarten, endlich ein paar Leute kennenzulernen. Ich liebe es, Gesellschaften zu geben.“
„Durch das Hotel kennen Jasper und ich eigentlich jeden, den man kennen muss“, meinte Linda, während die Pediküre an ihren Zehen arbeitete. „Wenn Sie möchten, können wir Sie ja ein wenig in die Gesellschaft einführen.“
„Das wäre einfach wunderbar.“ Mel sah an sich herunter und schaffte es mit übermenschlicher Anstrengung, begeistert und nicht entsetzt auszusehen, als sie feststellte, dass ihre Zehennägel in kräftigem Pink leuchteten. „Donovan hat mir übrigens erzählt, dass Jasper und er sich im Golfclub getroffen haben. Donovan ist ein passionierter Golfspieler.“ Sie hoffte, dass sie ihm mit dieser Bemerkung noch mehr Stunden auf dem Golfplatz eingebracht hatte. „Es ist schon fast eine Besessenheit und kein Hobby mehr.“
„Jasper ist genauso. Ich kann diesem Spiel jedoch nichts abgewinnen.“
Linda plauderte über die Leute, die Mel unbedingt kennenlernen müsse und ob sie sich nicht irgendwann mal zum Tennis oder zum Segeln treffen sollten.
Mel stimmte begeistert zu und sorgte sich im Stillen, ob man wohl vor Langeweile sterben konnte. Nie würde sie mit so einem Leben tauschen wollen.
Dann wurde ihr Gesicht von der krustigen Paste befreit und mit einer dicken Schicht Creme belegt. Irgendein Ol wurde ihr aufs Haar gegossen und verteilt, dann ein Turban aus Zel ophanfolie straff darum gewickelt.
„Ich liebe es, so verwöhnt zu werden“, murmelte Linda mit einem Seufzer. Beide Frauen lagen jetzt auf Liegen, während ihre Fingernägel an die Reihe kamen.
„Ja, es ist herrlich, nicht? Ich könnte hier ewig so liegen bleiben“, stimmte Mel zu und flehte inständig, dass das Programm bald zu Ende sei.
„Wahrscheinlich passt mein Job deshalb so gut zu mir. Ich arbeite nachts, und am Tag kann ich tun und lassen, was ich will, und die Anlagen des Hotels benutzen.“
„Arbeiten Sie schon lange hier?“
„Seit fast zwei Jahren.“ Linda seufzte zufrieden. „Nicht eine Minute davon war langweilig.“
„Vermutlich treffen Sie alle möglichen interessanten Leute.“
„Ja, und zwar die, die ganz oben stehen. Das gefällt mir ja so. Aber nach dem zu urteilen, was Sie mir letztens erzählt haben, gehört Ihr Mann auch nicht unbedingt zu
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