Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
inbrünstig zu. „Du weißt, was das bedeutet, nicht wahr?“ Sie tigerte unruhig im Zimmer auf und ab. „Sie werden irgendwo ein Baby stehlen, vielleicht sogar direkt aus einem Krankenhaus.“
„Logisch wie immer“, murmelte er und beobachtete sie aufmerksam.
„Das halte ich nicht durch.“ Sie presste die Hand auf den Magen, weil ihr übel wurde. „Ich ertrage es nicht, dass irgendwo eine arme Frau in einem Wöchnerinnenbett liegt und sich sagen lassen muss, dass ihr Baby verschwunden ist.“
„Es wird ja nicht für lange sein.“ Er wäre zu gern in ihre Gedanken eingetaucht, um zu erfahren, was sich in ihrem Kopf abspielte, aber er hatte sein Wort gegeben. „Uns bleibt nichts anderes, als es durchzuziehen.“
„Ja.“ Und genau das würde sie tun. Er würde es nicht gutheißen, genauso wenig wie die FBI-Leute. Aber es gab Zeiten, da musste man einfach seinem Herzen folgen. Sie atmete tief durch. „Lass uns nachsehen, ob die Jungs oben auch alles schön aufgenommen haben. Und dann lass uns das tun, was ein glückliches Paar in einer solchen Situation tun würde.“
„Was denn?“
„Wir gehen aus und laden unsere besten Freunde ein, um die guten Neuigkeiten gebührend zu feiern.“
Mel saß in der Lounge des „Silver Palace“, ein Glas Champagner in der Hand und ein Lächeln auf den Lippen. „Auf neue und hoch geschätzte Freunde.“
Linda stieß lachend an. „Aber nein, auf die zukünftigen glücklichen Eltern.“
„Wir werden Ihnen nie genug danken können.“ Mel sah von Linda zu Gumm. „Ihnen beiden nicht.“
„Unsinn.“ Gumm tätschelte ihre Hand. „Linda hat doch lediglich einen Bekannten angesprochen. Wir freuen uns beide, dass eine solch kleine Geste so wunderbare Folgen hat.“
„Da sind immer noch die Papiere, die unterzeichnet werden müssen“, merkte Sebastian an. „Die leibliche Mutter muss noch ihr Einverständnis geben. Ganz sicher ist die Sache noch nicht.“
„Aber darüber werden wir uns heute keine Sorge machen.“ Linda wischte diese unwichtigen Details mit einer Handbewegung fort.
„Stattdessen sollten wir eine Baby-Party planen. Ich würde sehr gern als Gastgeberin für Sie im Penthouse fungieren, Mary Ellen.“
Obwohl ihr diese ständige Heulerei langsam wirklich auf die Nerven ging, brachte Mel auf Kommando Tränen in ihre Augen. „Oh, das ist so …“
Die Tränen rollten, und sie stand hastig auf. „Entschuldigt mich.“ Völlig aufgelöst, als emotionales Wrack – eine wahre Meisterleistung! –, eilte Mel zum Waschraum. Wie sie gehofft hatte, folgte Linda ihr keine Minute später.
„Ich bin einfach eine Närrin.“
„Aber nein.“ Linda schlang den Arm um Mels Taille. „Man sagt doch, werdende Mütter seien immer den Tränen nahe.“
Mit einem zittrigen Lachen tupfte Mel sich die Augen trocken.
„Wahrscheinlich. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir ein Glas Wasser zu besorgen, während ich in Ruhe den angerichteten Schaden wieder repariere?“
„Setzen Sie sich, ich bin gleich wieder zurück.“
Mel wusste, ihr blieben knapp zwanzig Sekunden. Also handelte sie schnell. In Lindas Abendtasche kramte sie hektisch zwischen Lippenstift, Puderdose und Parfüm nach dem Schlüssel zum Penthouse.
Sie ließ ihn in ihrer Hosentasche verschwinden, gerade rechtzeitig, bevor Linda mit dem Glas Wasser zurückkam.
„Danke.“ Mel lächelte zu Linda auf. „Vielen Dank.“
Der nächste Schritt war, sich für zwanzig Minuten von der Gruppe zu entfernen, ohne Verdacht zu erregen. Mel schlug eine kleine Runde durch das Casino vor, sozusagen als Vorspeise für das Dinner. Gumm bestand darauf, die Vorbereitungen im Speisesaal selbst zu überwachen. Nach einem Blick auf ihre Uhr schaffte Mel es, sich am Würfeltisch unter die Menge zu mischen und aus Sebastians und Lindas Sichtfeld zu verschwinden.
Sie nahm den schnelleren Außenlift, darauf bedacht, ihren Rücken zur Glaswand zu halten. Das oberste Stockwerk lag ruhig da, als sie auf den Korridor trat. Noch ein Blick auf ihre Uhr, bevor sie den Schlüssel in das Schlüsselloch der Penthouse-Wohnung steckte.
Sie brauchte nicht viel. Unter den Beweisen, die sie schon gesammelt hatten, fehlte nur noch die Verbindung von Gumm und Linda zu Silbey und den Breezeports. Sie schätzte Gumm als einen Mann ein, der über alles genaue Aufzeichnungen machte – und diese irgendwo sehr clever versteckte.
Vielleicht ist es überstürzt, dachte sie, als sie auf den großen Ebenholzschreibtisch zueilte. Aber
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