Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
müssen.“
„Sofort.“ Sie hatte schon lange ein Bedürfnis unterdrückt, das sie nun endlich befriedigen konnte. Sie holte aus und versetzte Linda eine schallende Ohrfeige. „Die ist für Rose.“
Nein, Sebastian war alles andere als zufrieden mit Mel. Das machte er den restlichen Abend über sehr klar, trotz all ihrer Erklärungen. Devereaux war auch nicht gerade begeistert, obwohl Mel das für recht kleinlich hielt.
Schließlich hatte sie ihm sämtliche Beweise übergeben. Alles, was fehlte, waren Geschenkpapier und Schleife.
Vermutlich hatte Sebastian sogar ein Recht darauf, sauer zu sein. Sie war allein vorgeprescht, ohne ihn. Aber schließlich war das ihr Beruf, und sie war erfahren genug. Außerdem war doch alles genau so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Wo also lag das Problem? Worüber regte er sich noch so auf?
Genau diese Frage hatte sie ihm mehrfach gestellt, als sie nach Monterey zurückgeflogen waren und er sie vor ihrem Büro abgesetzt hatte.
Als Antwort hatte sie lediglich finstere Blicke von ihm erhalten. Und das Letzte, was er zu ihr gesagt hatte, ließ sie sich mies vorkommen und hatte sie endgültig zum Schweigen gebracht: „Ich habe mein Wort gehalten, Mary Ellen. Du deines nicht. Es geht hier um Vertrauen.“
Das war vor zwei Tagen gewesen. Jetzt saß Mel an ihrem Schreibtisch und brütete vor sich hin. Von Sebastian hatte sie nicht einmal ein „Piep“
gehört.
Sie hatte ihren Stolz überwunden und angerufen, aber nur den Anrufbeantworter erreicht. Nein, sie glaubte nicht, dass sie zu einer Entschuldigung verpflichtet war, aber immerhin wollte sie ihm die Chance geben, vernünftig zu sein.
Sie überlegte, ob sie bei Morgana oder Ana vorbeischauen sollte.
Vielleicht könnten sie ja vermitteln. Aber das wäre schwach. Sie wollte die Dinge zwischen Sebastian und sich wieder ins rechte Lot bringen.
Nein, so stimmte das nicht. Sie wollte viel mehr.
Sie stieß sich im Stuhl vom Schreibtisch ab. Sie würde Sebastian auftreiben und nötigenfalls an der Wand festnageln. Er würde ihr zuhören.
Auf der gewundenen Straße hinauf zu seinem Hügel ging sie in Gedanken immer wieder durch, was sie ihm sagen wollte und wie sie es ihm sagen wollte. Sie versuchte es auf die entschlossene Art, auf die ruhige, ernste und spielte sogar kurz mit der betretenen, reumütigen. Da ihr das alles nicht passend erschien, entschied sie sich schließlich für die aggressive. Sie würde an seine Tür hämmern und ihm klipp und klar zu verstehen geben, dass sie sein Schweigen unmöglich fand. Dass sie keine Lust mehr hatte, sich weiter von ihm schneiden zu lassen.
Und sollte er nicht zu Hause sein, würde sie eben warten.
Sebastian war zu Hause. Allerdings war er nicht allein, wie Mel feststellen musste, sobald sie vor seinem Haus vorfuhr. Da standen bereits drei andere Autos, eines davon musste die längste Limousine sein, die die Welt je gesehen hatte.
Mel stieg aus, blieb neben ihrem Wagen stehen und fragte sich, was jetzt wohl zu tun sei.
„Habe ich es dir nicht gesagt?“
Mel drehte sich um und erblickte eine hübsche rundliche Frau in einem Cocktailkleid.
„Eine Blondine mit grünen Augen.“ Die Befriedigung in der Stimme der Frau war nicht zu überhören. „Ich wusste, dass ihn etwas beschäftigt.“
„Stimmt, meine Liebe.“ Der Mann neben ihr war groß und hager, dramatische Geheimratsecken verliehen ihm eine hohe Stirn. Eine auffallende Erscheinung in Reiterhosen und kniehohen Stiefeln. Ein Monokel baumelte um seinen Hals und blitzte im Licht auf. „Aber ich war es, der dir gesagt hat, dass es um eine Frau geht.“
„Wie auch immer.“ Die Frau kam mit ausgestreckten Händen auf Mel zugeeilt. „Hallo, hallo und willkommen. Wie geht es Ihnen?“
„Danke. Ich … äh … suche nach …“
„Aber natürlich“, unterbrach die Frau mit einem heiteren Lächeln. „Das kann jeder sehen, nicht wahr, Douglas?“
„Hübsch“, antwortete er stattdessen. „Und nicht so leicht aus der Fassung zu bringen.“ Er musterte sie aus Augen, die so sehr Sebastians ähnelten, dass Mel zwei und zwei zusammenzuzählen begann. „Er hat uns nichts von Ihnen erzählt. Das allein besagt genug.“
„Ja, wahrscheinlich“, sagte Mel nach einem Moment. Ihr Mut sank. Ein Familientreffen war nicht der richtige Augenblick für eine Konfrontation. „Ich möchte nicht stören, wenn er Besuch hat. Wenn Sie ihm bitte nur sagen würden, dass ich hier war.“
„Unsinn. Ach, übrigens, ich
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