Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
nicht vorzutäuschen. „Nun, wir haben schon so lange gewartet …“
Er unterbrach sie mit einem milden Lächeln. „Aber heute Abend könnte ich noch eine Stunde erübrigen.“
„Wirklich?“ Sie griff nach seiner Hand. „Das wäre wundervoll. Ich bin Ihnen ja so dankbar. Donovan und ich … Danke, Mr. Silbey.“
„Ich hoffe, ich kann Ihnen helfen. Passt es um sieben Uhr?“
„Ja, natürlich.“ Sie presste eine Träne der Dankbarkeit hervor.
Als er sie verließ, spielte sie ihre Rolle weiter. Sie war sicher, dass sie beobachtet wurde. Sie tupfte sich mit einer Serviette die Augen und hielt sich die Hand vor die zitternden Lippen. Sebastian fand sie, als sie gerade in ihren Eistee schluchzte.
„Mary Ellen.“ Beim Anblick ihrer verweinten Augen und der zitternden Lippen war er sofort besorgt. „Darling, was ist denn passiert?“
Kaum hatte er ihre Hände gefasst, als ihn ein Energiestoß aus purer Aufregung fast von den Füßen geworfen hätte. Nur mit seiner immensen Willenskraft gelang es ihm, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen.
„Oh, Donovan.“ Sie rappelte sich aus dem Liegestuhl hoch und erblickte dabei Gumm, der sich ihnen näherte. „Ich mache wohl eine Szene.“
Lachend wischte sie sich die Tränen fort. „Entschuldigen Sie, Jasper.“
„Aber nein.“ Galant bot er ihr sein seidenes Taschentuch. „Hat jemand Sie aufgeregt, Mary Ellen?“
„Nein, nein.“ Sie schluchzte ein letztes Mal auf. „Es sind gute Neuigkeiten. Ganz wunderbare Neuigkeiten. Ich reagiere einfach nur übertrieben. Würden Sie uns bitte entschuldigen, Jasper? Sagen Sie bitte Linda, dass es mir leidtut, aber ich muss mit Donovan reden. Ich möchte ihm sofort alles erzählen.“
„Selbstverständlich.“ Er ließ sie allein, und Mel barg ihr Gesicht an Sebastians Schulter.
„Was, zum Teufel, ist hier eigentlich los?“, fragte er murmelnd.
„Unser Kontakt.“ Sie bog den Kopf zurück, ihr Gesicht ganz tränenfeuchte Augen und zitternde Lippen. „Dieser schleimige Anwalt – falls er überhaupt Anwalt ist! – hat sich neben mich gesetzt und mir angeboten, bei einer privaten Adoption behilflich zu sein. Er sah sehr zufrieden aus.“
„Das bin ich auch.“ Er küsste sie, weil er es wollte und weil sie ein Publikum zu bedienen hatten. „Wie geht es jetzt weiter?“
„Er will heute Abend zu uns kommen und die Details besprechen.
Natürlich nur aus der Güte seines Herzens und aus Mitgefühl für eine verzweifelte Frau.“
„Das ist wirklich sehr selbstlos von ihm.“
„Oh ja. Ich habe vielleicht nicht deine Gabe, aber ich konnte es in seinem Kopf arbeiten sehen. Er hält mich für die perfekte Beute. Ich konnte regelrecht die Kasse in seinem Kopf klingeln hören. Lass uns nach Hause gehen. Die Luft hier ist widerlich.“
„Also?“, wandte sich Linda an Gumm, als sie den beiden nachsahen, wie sie Arm in Arm davongingen.
„Das ist wie Fische in einem Eimer angeln.“ Zufrieden rief Gumm einen Kellner herbei. „Die beiden sind so aufgedreht, dass sie ein Minimum an Fragen stellen und das Maximum an Honorar bezahlen werden. Er wird vielleicht ein bisschen vorsichtiger sein, aber er ist so verrückt nach ihr, dass er alles tun wird, um sie glücklich zu machen.“
„Ach ja, die Liebe.“ Linda lächelte verächtlich. „Das ist wie eine Schlinge um den Hals. Ist die Ware schon lieferbar?“
Gumm bestellte zwei Drinks und steckte sich genüsslich eine Zigarette an. „Er will einen Jungen, also werde ich ihm den kleinen Gefallen tun, da er ja auch genug dafür bezahlt. Wir haben eine Krankenschwester in New Jersey, die darauf wartet, einen kräftigen Jungen direkt aus der Babystation auszusuchen.“
„Gut. Weißt du, ich mag Mary Ellen. Vielleicht sollte ich eine Babyparty für sie organisieren.“
„Nette Idee. Würde mich nicht wundern, wenn sie sich in ein oder zwei Jahren wieder auf dem Markt umsehen.“ Er blickte auf seine Armbanduhr.
„Ich muss Harriet anrufen, damit sie alles in die Wege leiten kann.“
„Ja, mach du das.“ Linda zog eine Grimasse. „Bei der alten Schachtel kriege ich immer Gänsehaut.“
„Diese alte Schachtel leitet ein sehr einträgliches und absolut reibungsloses Unternehmen“, erinnerte er sie.
„Stimmt. Und Geschäft ist Geschäft.“ Linda hob das Glas, das der Kellner für sie gebracht hatte. „Auf die zukünftigen glücklichen Eltern.“
„Auf einfach verdiente fünfundzwanzigtausend Dollar.“
„Darauf trinke ich noch
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