Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
gedauert, bis du wirklich eingetaucht warst. Das nächste Mal wird es schneller gehen.“ Mit einem lautlosen Befehl löschte er das Feuer. „Wir werden herausfinden, wo genau deine Fähigkeiten liegen.
Nachdem ich gefrühstückt habe.“
„Liam.“ Sie wandte sich ihm zu und presste ihre Lippen auf seinen Hals.
„Danke.“
Sie lernte schnell. Liam hätte sich nie als guten Lehrer angesehen, aber sicherlich hatte es auch etwas mit der Schülerin selbst zu tun.
Diese hier war vom ersten Augenblick an eifrig, wissbegierig und aufnahmefähig.
Es dauerte nicht lange, um zu bestimmen, auf welchem Gebiet ihre Talente lagen – die Zauberei, so wie bei Morgana. Für das Sehen hatte sie keine Begabung. Sie konnte Liam zwar ihre Gedanken geben, konnte seine aber nur lesen, wenn er sie ihr telepathisch übermittelte.
Und auch wenn sie es nicht schaffte, selbst nach mehr als eine Stunde schweißtreibender Konzentration, sich eine andere Gestalt zu geben, so verwandelte sie doch einen Fußschemel mit einem entzückten Lachen im Nu in einen Rosenbusch.
Zeig ihr die Freuden, hatte Ana gesagt. Doch genau das tat sie für ihn, als sie über die Lichtung tanzte und die frühen Sommerblumen in einen Teppich aus Farben und Formen verwandelte. Felsen und Steine wurden zu glitzernden bunten Kristallen, Knospen explodierten wie Feuerwerke zu üppiger Blütenpracht in strahlenden Farben, der kleine Fluss ergoss sich plötzlich in einem wunderschönen Wasserfall in schimmerndem Tiefblau.
Liam hielt sie nicht zurück. Sie hatte es verdient, das Wunder auszukosten. Die Verantwortung, die Entscheidungen würden noch früh genug kommen. Bis dahin konnte sie ihre Gabe genießen.
Sie erschuf sich ihr eigenes Märchen. Es war plötzlich so einfach, sich alles genau vorzustellen. Und allein, indem sie es sich vorstellte, es wahr werden zu lassen. Da war das kleine Blockhaus mit dem Zaubergarten, dem Wasserfall, dem freien Wind.
Und der Mann.
Sie drehte sich zu ihm um, ohne zu ahnen, wie Aufsehen erregend sie aussah, mit dem offenen Haar, schimmernd und wirr, die Arme ausgebreitet und mit dem Leuchten der neu entdeckten Macht in ihren Augen.
„Nur heute. Ich weiß, es kann nicht so bleiben, aber bitte nur heute. Ich habe davon geträumt, an einem Ort wie diesem hier zu sein, mit dem brausenden Wind und dem Wasserfall und Blumen, die so bunt und prachtvoll sind, dass das Auge es kaum erfassen kann. Und ihr Duft …“ Ihre Stimme erstarb, als ihr klar wurde, dass sie tatsächlich diesen Traum gehabt hatte. Und sie hatte von ihm geträumt, von Liam Donovan, der die Verandatreppen eines hübschen Blockhauses herunter- und auf sie zukam, unter einem Bogen, von dem rosa Blütenblätter auf ihn herabregneten.
Er würde eine Rose, weiß wie Schnee, von einem mannshohen Busch pflücken und sie ihr reichen.
„Ich habe geträumt“, sagte sie noch einmal. „Als ich ein kleines Mädchen war.“
Er pflückte eine Rose, weiß wie Schnee, und reichte sie ihr. „Wovon hast du geträumt, Rowan Murray?“
„Hiervon.“ Von dir. So oft von dir.
„Heute, nur heute, kannst du dir diesen Traum erfüllen.“
Sie seufzte und strich sich mit der Rose über die Wange. Nur heute, dachte sie, aber das war genug. „Ich trug ein langes blaues Kleid, eigentlich war es mehr ein Umhang. Und deiner war schwarz, mit goldenem Saumbesatz.“ Sie lachte, entzückt, als sie die Seide auf ihrer Haut fühlte.
„Habe ich das gemacht oder du?“
„Ist das wichtig? Es ist dein Traum, Rowan. Ich hoffe nur, dass ich dich darin auch geküsst habe.“
„Oh ja.“ Noch ein Seufzer, als sie sich in seine Arme schmiegte. „Es war die Art Kuss, aus dem Träume gemacht sind.“
Er legte seine Lippen auf ihre, sanft zuerst. Dann tiefer, fester, als Rowan die Arme um ihn legte und die Finger träge in sein Haar schob.
Und während er sie an sich presste, regte sich eine Erinnerung in ihm.
Ein Bild, das er einmal gesehen hatte oder das er sich gewünscht hatte. Als er sich dem öffnete, begann er in Träumen zu schweben, zusammen mit ihr. Und zog sie noch enger zu sich heran.
Gemeinsam drehten sie sich, ein anmutiger Tanz, zwei Herzen, die den gleichen Takt schlugen.
Ihre Füße berührten den Boden nicht mehr, als sie sich zusammen drehten. Die Träume eines romantischen jungen Mädchens leuchteten auf, veränderten sich und nahmen die Form der Bedürfnisse einer erwachsenen Frau an. Wärme lief über Rowans Haut, als sie sich fester an ihn klammerte, ihn in
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