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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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»Ihr habt respektvoll von der Ordinary Farm zu sprechen wie auch von denen, die den Fluss überquert haben. Zu seiner Zeit war Octavio Tinker ein sehr berühmter Mann – und ein sehr, sehr weiser Mann zudem.«
    Den Fluss überquert? Tyler dachte sich, dass dies wohl die Art war, wie so komische alte Farmtypen »tot« sagten. Dass dieser Tinker berühmt gewesen sein sollte, beeindruckte ihn allerdings. Aber außer berühmt musste er ziemlich abgefahren gewesen sein – das Haus war es auf jeden Fall. Sein Grundriss wirkte beinahe wie der Natur abgeguckt, wie ein Spinnennetz von Nebengebäuden, Schuppen und viereckigen Türmen oder wie die Korallen im Biologieaquarium in der Schule.
    Sie rollten den langen Halbkreis der Auffahrt hinunter. Die Hofgebäude und die einzelnen Teile des Hauses schienen in viele verschiedene Richtungen zu stehen, als ob sie fast wahllos hingesetzt worden wären, und die Nachmittagssonne wurde von den Fenstern auf so unerwartete Weise reflektiert, dass Tyler schwindlig und ein wenig übel wurde. Ungefähr in der Mitte des Gebäuderings, fast hundert Meter von der langgezogenen Front des Hauses entfernt, stand etwas, das in einem Psychokillerfilm hätte vorkommen können, ein mehrstöckiger grauer Holzbau mit einem großen Rohr, das von weit oben schräg nach unten lief, und ohne Fenster.
    »Guck mal da, das Spukhaus«, flüsterte er Lucinda hinter vorgehaltener Hand zu. »Was meinst du, wer da wohnt, Freddy Krueger?«
    »Oder vielleicht der Typ aus Freitag der 13.«, flüsterte Lucinda zurück.
    »Es ist ein Getreidesilo, aber es wird nicht mehr benutzt«, teilte Mr. Walkwell ihnen mit. »Ich kenne die Namen nicht, die ihr genannt habt. Niemand wohnt dort. Und für Kinder ist es gefährlich. Mr. Goldring würde sehr böse werden, wenn ihr versuchen würdet hineinzugehen.«
    Sie waren von seinen scharfen Ohren so eingeschüchtert, dass sie verstummten.
    Der Wagen kam rumpelnd neben einer langen Veranda zum Stehen, die sich an der Vorderseite des Hauses hinzog, aber an beiden Enden einfach … abbrach, als hätte sie einst zwei andere Teile des Hauptgebäudes verbunden, die nicht mehr existierten. Die wuchtige Haustür war von Buntglasscheiben eingefasst.
    »Steigt jetzt ab!«, sagte Mr. Walkwell, als hätte er nun wirklich lange genug geduldig gewartet.
    Die Kinder sprangen ab und schauten sich weiter um. Alssie auf die Veranda traten, kam in einiger Entfernung ein Traktor mit einem kolossalen Anhänger um eine Hausecke gebogen und tuckerte nicht viel schneller als ein Fußgänger über das freie Gelände. Der bärtige Hüne am Steuer drehte sich auf dem Sitz um, als er sie sah, und winkte Mr. Walkwell zu. »Ich habe sie in den Krankenstall gebracht!«, schrie er.
    Mr. Walkwell hob die Hand zum Zeichen, dass er ihn verstanden hatte. »Das ist Ragnar«, erklärte er den Kindern. »Ihr werdet ihn noch gut kennenlernen.«
    »Ragnar? Wow«, sagte Tyler. »Hört sich an wie ein Barbarenheld aus RuneQuest. Und wen hat er in den Krankenstall gebracht? Eines der Tiere? Eine der Kühe?« Ihm war, als hielte er sich schon seit Tagen mit Fragen zurück. »Überhaupt, was läuft hier eigentlich mit den Kühen: Fangen sie ständig Feuer oder was?«
    Mr. Walkwell sah ihn scharf an, dann deutete er mit einem braunen Finger auf die Haustür. »Mrs. Needle erwartet euch drinnen. Sie wird euch zu Mr. Goldring bringen, eurem Onkel. Hebt euch eure Fragen für ihn auf.«
    Tyler war ein wenig erleichtert: Der Traktor bewies, dass es doch so etwas wie Technik auf der Farm gab, ob Mr. Walkwell das nun passte oder nicht. Tyler brauchte nichts weiter als ein bisschen Strom, um den GameBoss aufzuladen. Und diese Mrs. Needle, die war bestimmt so eine kleine, pummelige, freundliche alte Dame wie die Mrs. Santa Claus aus irgendeiner Weihnachtssendung für Kinder. Sie würde sie mit Plätzchen und Limonade begrüßen und ständig »Du liebe Güte!« sagen.
    Die Haustür ging auf, bevor sie klopfen konnten, und sie sahen sich einem jungen Burschen mit dünnem blassen Gesicht gegenüber. Er trug ein kurzärmeliges weißes Hemd und eine graue Bügelfaltenhose, als ob seine Eltern ihn gerade gezwungen hätten, sich zur Kirche feinzumachen. Seine dichten schwarzen Haare waren vor längerem mit Wasser heruntergekämmt worden, fingen aber an, in komischen krummen Schüppeln abzustehen.
    »Aha«, sagte er. »Ihr müsst die Kinder sein.«
    Tyler gefiel die überhebliche Miene des älteren Jungen nicht, und ein Kind

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