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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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ist warmblütig.«
    Sie überquerten den Eingangsbereich und stiegen zusammen die Treppe empor, angeführt von Ragnar, der in diesem Gebäude nicht ganz so hünenhaft wirkte. Das Obergeschoss lief nach Art einer Galerie an der Innenseite des Stalls herum, so dass die Mitte frei blieb. Von dort oben sah Lucinda die verlassene strohbedeckte Betonfläche, wo der Drache gewöhnlich lag.
    »Gideon ist wahrscheinlich im Basiliskenkäfig«, sagte Colin.
    »Na, dann zeigen wir euch die vielleicht, wenn Gideon dortist«, meinte Ragnar zu Lucinda und Tyler. »Aber alle müssen Augendeckel aufsetzen.«
    »Schutzbrillen«, übersetzte Colin.
    Ein großes Drahtgehege nahm diese Seite des Obergeschosses zum großen Teil ein, und jemand bewegte sich darin herum. Die Gestalt richtete sich auf, als sie die Ankömmlinge wahrnahm, hob ruckartig die Hand, die in einem Gartenhandschuh steckte, und winkte. Lucinda erkannte Gideon nur an der hageren Statur und dem Bademantel, da sein Kopf in etwas wie einem Imkerhut steckte, was ihm das Aussehen eines sehr nachlässig gekleideten Außerirdischen verlieh. Ihr ging auf, dass sie gar nicht wusste, was ihr mehr Angst machte: die Tiere oder dieser Fremde, dieser angebliche Verwandte, der auf einmal mir nichts dir nichts über ihr Leben bestimmte.
    Auf einem Tisch neben dem Drahtverhau lagen mehrere dicke Kunststoffschutzbrillen mit Gummiband sowie Papiermasken, wie sie die Leute in Krankenhäusern trugen. Ragnar händigte Lucinda und Tyler je eine von beiden aus, aber Lucinda beäugte ihre mit Misstrauen. »Haben diese Baskidingsbums irgendwelche Krankheiten? Ich möchte mir keine Schlangenkrankheit einfangen.« Sie hörte Tyler abfällig schnauben, ignorierte es aber. Jemand musste auch praktisch denken.
    »Nicht gegen Krankheiten.« Ragnar zog sich die Brille und dann die Maske über – das Gummiband ging nur knapp über seinen großen Kopf und den buschigen Bart. »Gegen Spucke.«
    »Was?«
    »Du wirst schon sehen«, sagte Colin. »Keine Bange, Lucinda, wir gehen nicht in den Käfig hinein. Sie sind zu heimtückisch – und sie beißen auch. Aber worauf man wirklich aufpassen muss, ist das Spucken.«
    »Igitt!«, sagte sie.
    »Klasse!«, sagte Tyler.
    Onkel Gideon kam aus dem Käfig, wobei er darauf achtete, dass die Tür hinter ihm zuschnappte. Lucinda sah, dass sich im Innern etwas regte, aber das Gehege war voll von Kisten und vollgestapelten Borden, so dass man nur schwer erkennen konnte, was sich darin aufhielt. Gideon zog seinen Hut ab und warf ihnen einen skeptischen Blick zu, den Lucinda, obwohl sie innerlich bebte, entschlossen erwiderte. »Wie fandet ihr die Einhörner?«, fragte er.
    »Umwerfend«, sagte Lucinda. »Sie sind wunderschön!«
    Ein Grinsen breitete sich auf Gideons Gesicht aus. »Nicht wahr?«, sagte er. »Nicht wahr?«
    »Wie sind sie hergekommen?«, wollte Tyler wissen.
    »Ja, wenn ich sie laufen sehe, glaube ich, dass unsere Arbeit hier jeden Dollar und jeden Schweißtropfen wert ist.« Gideon wischte sich mit dem Ärmel die Stirn. Unter seinem Bademantel trug er eine normale Hose, doch an den Füßen hatte er Pantoffeln statt richtiger Schuhe. »Und hier drin haben wir die Basilisken. Nehmt eure Schutzbrillen erst ab, wenn wir es euch sagen.«
    »Was sind das für Tiere?«, fragte Lucinda. »Ragnar hat gesagt, sie spucken.«
    »Ja, ja. Aber das macht gar nichts.« Er legte die Stirn in Falten. »Habt ihr etwa noch niemals von diesen Tieren gehört? Zum Donnerwetter, werden denn die Klassiker gar nicht mehr unterrichtet? Basilisken sind schon bei Plinius dem Älteren im alten Rom erwähnt – wobei der gute Plinius von einem Rundgang durch unseren kleinen Zoo durchaus so manches hätte lernen können.«
    »Wir haben sie in der Schule jedenfalls nicht gehabt«, sagte Lucinda, wobei sie noch angestrengter durch den Maschendraht spähte, ohne ihn jedoch zu berühren. Sie hatte große Sorge, irgendetwas könnte sie anspringen. Trotz der hellenDeckenbeleuchtung war das Gehege ziemlich dunkel, und man konnte schwer etwas erkennen. »Backilixen?«
    »Ba-si-lisk«, sagte Gideon, »ein mittelalterliches Ungeheuer. Jedenfalls ist es im elften, zwölften Jahrhundert erstmals in Bestiarien aufgetaucht. Mit dem Kopf eines Hahns und dem Schwanz einer Schlange. Basilisken waren angeblich Drachen, die mit dem Blick töten konnten – einfach indem sie jemanden ansahen.«
    Lucinda trat einen Schritt zurück. »Aber das stimmt nicht, oder?«
    Gideon lachte. Er machte einen

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