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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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sie reagiert hatte.
    »Was ist denn das?«, fragte Tyler. »Das ist ja … riesig!«
    Lucinda blickte auf, jäh von der Furcht erfasst, sie könnten zu etwas noch Schrecklicherem als dem Drachen geschleppt werden – zu einem gefesselten Riesen aus dem Märchen vielleicht oder einem ungeheuerlichen Gorilla, der Frauen entführte. Stattdessen sah sie nur ein langes weißes Gebäude auf der Talsohle unter ihnen – aber was für eines! Es war ein halb in den Hang gegrabener Holzbau, der an zehn aneinandergestellte überdimensionale Schuhschachteln denken ließ, das Dach von vorn bis hinten mit Sonnenkollektoren gedeckt. Er kam ihr so lang vor wie der ganze große Sportplatz in ihrer Schule. »Es ist … ein riesiger Stall«, sagte sie.
    Ragnar nickte. »So ist es, mein Kind. Das ist der Drachenstall. Ohne Drachen zur Zeit, da Meseret im Krankenstall ist, aber ihr werdet sehen, wer sonst noch dort wohnt.«
    »Ist er extra für den Drachen gebaut worden?«, fragte Tyler, als der Wagen knirschend anhielt.
    »Nein, er wurde von einem früheren Besitzer des Anwesens gebaut, einem Rinderzüchter. Wir haben viele der Boxen herausgerissen, um für Meseret Platz zu schaffen. Ihr werdet sehen.«
    »Da führen Bahngleise hinein«, sagte Lucinda, während sie durch das niedrige trockene Gras zum hohen Eingangstor gingen.
    »Gewissermaßen«, sagte Ragnar. »Auf ihnen fährt ein Flachwagen, der Futter bringt. Und der Meseret transportiert, wenn es sein muss.«
    »Warum tut ihr euch das an?«, fragte Tyler. »Dieser Drache muss doch so viel wiegen wie ein Wal!«
    »Wie ein kleiner, ja. Aber diese Tiere sind empfindlich, und wenn eines krank wird, kann es damit alle anderen anstecken. Deshalb bringen wir die kranken in den eigens dafür vorgesehenen Stall. Aber du hast recht, es ist nicht einfach, Meseret zu transportieren, nicht einmal mit diesem Hebeding.«
    Lucinda war zu überwältigt von dem Geruch und der Hitze, die ihr entgegenschlugen, als sie durch das große Tor traten, um sich zu fragen, was ein »Hebeding« sein mochte. Die Decke dieses Stalls war unheimlich hoch, doppelt so hoch wie die im Krankenstall, und gitterartig überzogen von Metallträgern mit Unmengen von strahlend hellen Hängelampen. Von dem Geruch im Innern kitzelte ihr die Nase und tränten ihr die Augen. Er war ähnlich wie der des Drachen, nur noch stärker, dumpfer, säuerlicher … fremdartiger.
    Fremdartiger als ein Drache?, musste sie denken. Vor einem Tag hätte sie nicht einmal im Traum daran gedacht, einen Drachen zu sehen. Da hörte sie ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Es war Colin Needle, der hinter ihnen hereinkam.
    »Hallo, Lucinda«, sagte er. »Sieht so aus, als hätte ich euch eingeholt.«
    »Solltest du nicht an der Futterbedarfsrechnung arbeiten, Freund Needle?«, fragte Ragnar streng.
    Der blasse Junge bedachte den blonden Hünen mit einem bösen Blick, der ihn nicht sehr sympathisch erscheinen ließ. »Zufällig hat meine Mutter mich hergeschickt, damit ich Gideon etwas frage.«
    Ragnars Stirn blieb gerunzelt. »Gideon ist hier? Ich dachte, er wäre krank und wollte heute das Bett hüten.«
    Colin zuckte die Achseln. »Er hat es sich anders überlegt. Meine Mutter war nicht begeistert davon, aber du weißt ja, wie Gideon ist –«
    In dem Moment ertönte ein Kreischen, das sich wie versagende Autobremsen anhörte. Lucinda fuhr zusammen. »Was war das?«, rief sie. »Sie haben gesagt, der Drache wäre nicht da!«
    »Stell dich nicht so an«, knurrte Tyler.
    Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Als ob er nie vor etwas Angst hätte! Zum Beispiel wenn Mama ihn dazu bringen wollte, Sushi zu essen.
    Ragnar tätschelte ihre Schulter. »Ich habe gesagt, kein Drache. Aber die anderen Schlangen, die wohnen hier auch.«
    »Und nicht nur Reptilien«, ergänzte Colin hilfsbereit. »Fast alle unsere kaltblütigen Tiere leben hier. Es gibt Amphibien und einige … na ja, so richtige Fische sind es nicht.«
    »Deren Wasser muss ja kochen«, sagte sie, »so heiß, wie es hier drin ist.«
    »Wir stellen die Heizlampen höher, solange Meseret fort ist«, erklärte Ragnar.
    »Warum?«, fragte Tyler.
    Colin nutzte die Gelegenheit, sein Wissen zu demonstrieren. »Normalerweise wärmt sie diesen Stall zu einem guten Teil alleine.«
    Tyler blickte skeptisch. »Wie das, pustet sie alle mit Feuer an?«
    »Nein, Tyler.« Colin sprach das »Tyler« wie ein Lehrer aus. »Einfach mit ihrer Körperwärme. Sie ist außerordentlich groß, und sie

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