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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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mit einem bloßen Blick zu Stein erstarren lassen.« Er nickte lebhaft. »Hungrig. Wollt ihr sehen, wie ich sie füttere?«
    Plötzlich wurde es Lucinda zu viel. Sie wich so weit wie möglich vor den durcheinanderwuselnden Kreaturen zurück, bis sie mit dem Rücken an das Galeriegeländer stieß. Ihr war, als würde sie gleich ohnmächtig werden oder sich übergeben.
    »He, bist du okay?«, fragte Tyler. Es klang tatsächlich, als meinte er es ehrlich.
    »Ja, mir ist nur …« Sie holte tief Luft.
    »Kommt mit und seht euch etwas anderes an«, sagte Colin leutselig. »Die fliegenden Schlangen sind im nächsten Käfig. Sie sind ziemlich hübsch.«
    Er hatte recht. In einem geräumigen Behälter wuchs ein Baum, und die roten, schwarzen und goldenen Schlangen hingen an den Ästen. Ab und zu ließ eine von ihnen helle Flügel aufschnappen wie zwei japanische Fächer und schwebte zu Boden. Die größte war nicht viel länger als Lucindas Unterarm, und ihr Gehege stank nicht so wie das der Basilisken.
    »Das ist eine Boswellia sacra «, sagte Onkel Gideon. Er hatte die Basilisken fertig gefüttert und sich wieder zu ihnen gesellt. »Anders gesagt, ein Weihrauchbaum, dessen Harz, wie es heißt, die drei Weisen aus dem Morgenland dem Jesuskind als Geschenk mitbrachten.« Ein hartes Lächeln spielte um seine Lippen. »Es ist schwerer, den Baum am Leben zu erhalten, als die geflügelten Schlangen.«
    »Boah eh«, sagte Tyler unvermittelt. »Fliegende Schlangen. Gibt es hier auch fliegende Affen?«
    »Nur einen auf der ganzen Farm«, sagte Onkel Gideon. »Eine Äffin. Sie ist eine echte Seltenheit.«
    »Ich hab sie gesehen! Am Abend, als ich den Drachen gesehen habe!«
    »Tatsächlich?« Gideon schüttelte den Kopf. »Das erstaunt mich. Zaza ist normalerweise sehr scheu, selbst uns gegenüber. Deshalb lassen wir ihr auch ihre Freiheit. Manchmal sehen wir sie wochenlang nicht.«
    »Sie heißt Zaza?« Tyler sprach den Namen aus, als prägte er sich etwas Wichtiges ein – einen Cheatcode für eines seiner Computerspiele zum Beispiel, dachte Lucinda. Sie wollte nurwieder hinaus an die frische Luft, irgendwohin, wo es nicht nach Reptilien roch.
    Auf ihrem Rundgang durchs Obergeschoss kam als nächstes wieder ein Käfig, diesmal nur mit einem billigen Hühnerdrahtzaun. Auf dem Boden standen flache Becken mit Wasser. Etliche träge, zahm aussehende Tiere saßen im Wasser oder krabbelten steifbeinig über den Boden. Erst als Lucinda eines betrachtete, das bewegungslos dasaß, erkannte sie, was sie so ungewöhnlich machte.
    »Sie haben an beiden Enden Köpfe!«
    »Krass!« Tyler beugte sich über den Zaun, worauf der schwache Draht etwas einknickte und er sich einen Rippenstoß von Onkel Gideon einhandelte.
    »Mach den Zaun nicht kaputt, Junge, sonst haben wir hier überall Amphisbänen herumwuseln. Ja, sie scheinen wirklich zwei Köpfe zu haben, nicht wahr? Der hintere Kopf einer Amphisbäne ist allerdings nur Schein: ein Schwanz mit Schuppen, die Augen, Mund und Nase des Tiers am anderen Ende genau nachbilden. Ein Mythos mehr, der damit erledigt wäre. Trotzdem gibt es sie nicht mehr auf der Erde, nur noch hier.«
    »Wie kommt das, Onkel Gideon?«, fragte Tyler.
    »So, so, so«, sagte Gideon mit einem harten Lächeln. »Deine lästige Neugier gibt wirklich keinen Moment Ruhe, was?«
    Lucinda sah den Blick in Tylers Augen. »Was erwartest du?«, sagte er. »Wir sind hier umgeben von magischen Tieren, aber du willst nicht mal –«
    »Damit fang gar nicht erst an!«, rief Onkel Gideon, was den Käfigen ringsumher fremdartige Erwiderungslaute entlockte. »Magisch, was für ein Unsinn! Alle diese Tiere, Junge, alle, haben zu irgendeinem Zeitpunkt der Erdgeschichte einmal gelebt. Abgesehen von unserer Station hier sind sie mittlerweile allesamt ausgestorben, soweit wir wissen. Dies sindechte Tiere, wie von der Natur erschaffen, und wenn ich noch einmal solchen Märchenquatsch von dir zu hören bekomme«, ereiferte er sich zusehends, »dann werde ich –«
    »Na schön«, sagte Tyler. »Das heißt, ihr macht mit Gen-Splicing oder so an der DNA rum, um Monster zu erschaffen, stimmt’s?«
    Onkel Gideon lief feuerrot an. »Freundchen«, sagte er, »du hast offensichtlich zu viel sogenanntes ›Reality-TV‹ geguckt. Oder Schundzeitschriften gelesen. Ich weiß nicht, was. Kein Wort mehr von diesem Unfug, wenn ich bitten darf!« Er holte tief Luft; seine Röte klang ab. »Gut«, sagte er, wieder um gute Laune bemüht, »genug gestritten.

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