Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
entkleidet und durften vom ganzen Volk geschändet werden und Dämonen wurden so lange durch die Straßen gehetzt bis ihr Körper ihnen den Dienst verweigerte, um dann tot getrampelt zu werden. Bei all diesen Vorgängen saß der Adel dabei und genoss den Anblick in einer perversen Freude.
Gerechtfertigt wird diese Art der Auslöschung, indem behauptet wird, dass die jeweils anderen Völker ebenfalls schlimme Dinge taten oder sogar noch widerlicher waren. Und natürlich stahlen sie ihnen das Essen weg! Auf ein Mal war jeder Schuld an dem Untergang der Welt nur nicht man selbst. Und wo eins Gnade und Harmonie herrschten, gab es nur noch Chaos, Zerstörung und Angst.
Doch wenn der Regen aufgehalten und der Pflanzenwachstum wieder angetrieben werden würde... Wenn man dafür sorgte, dass sich die Erze und Berge wieder regenerieren und die Tiere wieder neue Lebergeister finden... Dann wäre es wahrhaft möglich die Welt zu retten. Es würde Zeit in Anspruch nehmen und es wäre natürlich schwierig, aber es wäre nicht unmöglich. Das Gift würde mit der Zeit aus dem Erdreich weichen und die Krankheiten würden dadurch nachlassen. Nach und nach wäre es kein Überleben, sondern ein Leben.
Aber nützt es wirklich etwas eine Welt zu retten, die so verdorben ist? Werden sich die Völker ändern und ihre Einstellung zueinander, wenn sie dem sicheren Tod entgehen? Wird der Hass für das Glück des Überlebens weichen? Bisher haben sie nur bewiesen, dass sie sich selbst die Nächsten sind. Es zeigt sich, dass sie zu unaussprechlichen Grausamkeiten fähig sind, aber unfähig zu erkennen, dass das ein fataler Fehler ist.
Wenn man betrachtet, wie sehr sich die Rassen gegeneinander stemmen und dabei neue Wege der Grausamkeiten erfinden, ist es diese Welt dann wert, gerettet zu werden? Sind sie es wert, gerettet zu werden?
Mit diesen Fragen im Kopf und einem Ziel vor Augen müssen wir uns dieser Reise stellen, egal welches Ergebnis sie auch erzielen mag. Dem Schicksal kann man sich nicht erwehren... Auch dann nicht, wenn es zum unausweichlichen Ende führt.
Kapitel 1 Erbe des Drachen
Argrim Jalgat war sogar für einen Zwerg ein stattlicher Mann. Er gehörte unter ihnen mit zu den Größten und Stärksten und war durch seinen beruflichen Werdegang ein sehr ehrbarer Kerl. Als Waffenschmied und Krieger genoss er stets hohes Ansehen unter den Seinen. Argrims langer, struppiger, brauner Bart war geschmückt mit Perlen und geschmiedeten Ringen und anderen Zierstücken. Hier und da war auch ein unsauber geflochtener Zopf. Dazu passend fiel ihm das längere, braune Haar stets vom Nacken herunter oder sogar über die Schultern, das ebenso rau und ungepflegt wirkte, wie sein Bart. Früher war das mal anders gewesen... Da hatte er seine Haare und den Bart pflegen und hegen können, aber dazu fehlte heutzutage leider die Zeit und die Mittel. Genauso unschön sah auch sein langes Kettenhemd aus, das unsauber fast bis zu seinen Knie ging und sich nach all der Zeit des dauerhaften Tragens unheimlich schwer auf seinen Schultern anfühlte. Das war mal nicht so gewesen, aber früher musste der Zwerg auch nicht Tag und Nacht seine Rüstung tragen. Eins war auch seine wettergegerbte Haut etwas brauner gewesen, aber dadurch, dass die Sonne nicht mehr schien, sondern stattdessen immer dunkle Wolken den Himmel verdeckten, verlor er immer mehr an Farbe. Vorsichtig schirmte Jalgat seine Augen ab und blickte hinauf in den Himmel, der schwarz und unheilvoll wirkte, während eine Schneeflocke nach der anderen fiel. Es gab keine Aussicht dafür, dass die Wolken sich heute noch verziehen würden – das hatten sie auch in den letzten Wochen nicht mehr getan. Alles ging zu Ende.
Es war schwieri g in dem kniehohen Schnee voranzukommen, aber der Zwerg fand dennoch die Zeit, sich umzudrehen und nach seiner Truppe zu sehen. Seine Kameraden waren bester Laune und sangen fröhliche Lieder über Bier, warme Betten und üppige Zwergenfrauen. Das stand im starken Widerspruch dazu, dass sie auf ihrem Weg hierher eigentlich nur Leichen und Verderben gesehen hatten. Es trübte jedoch nicht ihre Stimmung, weil sie alle an diesen Anblick gewöhnt waren. Es herrschte eben Krieg der Völker und da war es vollkommen normal, dass das seine Opfer forderte. Dennoch wollten die Zwerge sich nicht davon in die Knie zwingen lassen. Egal, wie viele Kinder sie erfroren und verhungert in Straßengräben fanden und egal, wie oft sie mitbekamen, dass Frauen
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