Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
Wahrscheinlich waren es nicht mal halb so viele, wie er glaubte, aber es fühlte sich einfach so an als habe er bereits mit eigenen Händen einen Völkermord begangen. So viel Blut klebte an ihm und seiner Axt, aber dennoch versagten sie Beide nie ihren Dienst. Sie kämpften, sie überlebten und sie verfehlten nicht ihr Ziel.
Über all die Toten nachzudenken, war anstrengend und es würde sie auch weder zurückbringen noch die Taten wieder gutmachen. Deshalb rutschte sein Blick genau im richtigen Moment hinab auf die Goldhaarige, die sich genau dann wieder zu bewegen begann und dabei klagende und müde Laute von sich gab. Es erinnerte ihn etwas an ein Kind, das morgens von den Sonnenstrahlen geweckt wurde, sich aber strampelnd und jammernd dagegen wehrte als würde es so verhindern, dass es aufstehen musste. Trotzdem wich Jalgat instinktiv zurück, weil er nicht wusste, wie viel Fassade dahinter steckte und ob sie nicht vielleicht doch gefährlich war.
Die Blondine hörte, wie Feuer nach Holz lechzte und es tanzend und lodernd langsam verschlang. Ihm würde die Nahrung nicht ausgehen, denn dort war Jemand, der sich darum kümmerte und immer wieder neue Holzscheite hinein warf. Das krachte so laut, dass ihr gutes Gehör mit Kopfschmerzen darauf reagierte. Sie hörte, wie der peitschende Wind gegen Felswände schlug und so unnachgiebig die Kälte in das Lager und ihre Einwohner brachte. Dennoch spürte sie nichts... Weder die Kälte noch Schmerzen – sah man von ihrem Kopf und den Ohren ab. Trotzdem wusste sie noch genau, dass sie vor ihrer Ohnmacht furchtbar gefroren hatte und dass ihr Körper wahrscheinlich immer noch vollkommen unterkühlt war, weshalb sie probeweise ihre Finger zu bewegen versuchte. Erleichtert stellte die Elfe fest, dass sie reagierten und sich ohne große Beschränkungen bewegten. Dann versuchte sie blinzelnd ihre Augen zu öffnen und spürte richtige Euphorie, weil auch das klappte. Ihr Blick war zwar etwas verschwommen und unklar, aber das würde sich wieder aufklaren, das wusste sie. Orientierungslos versuchte sie festzustellen, wo sie war und ob sie sich sorgen müsste, aber ihr Blick war noch nicht wirklich deutlich genug, um wirklich handfeste Merkmale in der Umgebung wahrzunehmen. Doch wenn sie ihren Ohren glauben konnte, dann befand sie sich in einem Lager in einer Senke und sie war nicht alleine. Gerade in dem Moment, wo sie das Gehörte als Halluzination abtun wollte, beugte sich plötzlich ein Mann über ihr Gesicht. Sie erkannte die Merkmale sofort und das selbst mit verschwommener Sicht: Ein Zwerg. Und auch so wusste sie sofort, dass es der Zwerg war mit dem sie zuvor noch gesprochen und der sie verschont hatte.
„He, Mädel!“, schnaubte Argrim recht laut, „Bist du ja doch noch aufgewacht! Ist der Arsch nicht abgefroren und spürst du deine Titten noch?!“ Man konnte viel über sie sagen, aber sicher nicht, dass sie prüde war. Dennoch brachte der Zwerg sie zu einem betretenen Schweigen. Das lag aber auch daran, weil sie erstmal Herrin über ihre Sinne und die Situation werden musste. Deshalb versuchte sich die Elfe erstmal aufzurappeln und der unhöfliche Zwerg war ihr dabei behilflich. Doch er versuchte sie dabei so wenig zu berühren, dass es einem auffallen musste! Es kam ihr etwas so vor als wäre sie mit einer Krankheit infiziert oder etwas besonders Ekelhaftes... Aber sie hatte von dieser Art von Zwergen schon gehört. Jene, die nach Außen den Harten machten und allen gegenüber feindlich gesinnt waren, aber eigentlich innerlich eher weich und warm waren. Dennoch war er bisher nie einem solchen Zwerg begegnet. Wenn sie ganz ehrlich war, dann war sie generell noch nie einem begegnet, aber sie erkannte ihn dennoch anhand von Zeichnungen und Beschreibungen aus Büchern als solchen... Schlimm fand sie es nun aber nicht, wie er mit ihr umsprang. Sie war weitaus Schlimmeres gewohnt...
Vorsichtig hob sie also den Kopf und bewegte ihn etwas, um den Hals aus der Starre zu bekommen: „ Mir geht es gut.“
„So sollte es auch sein, Mädel, nachdem ich dich die Klippe hoch geschleppt habe!“, fuhr Argrim fort und gestikulierte beunruhigend mit der Axt, „Wiegst ja nichts, Mädel und hast mehr als genug, wo man dich beim Tragen packen kann. Trotzdem war es nicht einfach! Was hat also so ein zierliches Elflein hier zu suchen und woher kommst du?“
Es wurde still zwischen ihnen und Jalgat meinte, dass er an ihrem Gesicht ablesen konnte, dass sie sich gerade ihre Worte
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