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Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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P ROLOG
    Sie sprachen leise. Kein Flüstern, aber ihre Stimmen klangen gedämpft, und sie waren zu zweit, wie Roman herauszuhören meinte. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn, legte die Farbrolle beiseite und schob die Tür vom Waschraum ein Stück auf. Später würde er darüber nachdenken, ob er bereits in diesem Moment darauf achtete, kein Geräusch zu machen, das seine Anwesenheit verraten könnte. Er bekam zunächst nur einzelne Wortfetzen mit, obwohl sein Russisch für den Alltagsgebrauch nach einem guten Dreivierteljahr in Sankt Petersburg ganz passabel war, und ging davon aus, dass die beiden Männer nebenan mit gesenkten Stimmen ein vertrauliches Gespräch führten, dessen Inhalt niemanden etwas anging, und schon gar nicht für die Ohren eines zwanzigjährigen Jungen aus Deutschland bestimmt war, der ein freiwilliges soziales Jahr in Russland absolvierte.
    In dem Augenblick, in dem ihn der Gedanke streifte, dass er gut daran täte, sich mit einem höflichen Gruß bemerkbar zu machen und wie selbstverständlich den Schlafsaal des Kinderheims zu betreten, machte einer der Männer – ein Mitarbeiter des Waisenhauses –, dessen Stimme Roman nun als die Igors erkannte, eine deutlich lautere Bemerkung, die er gut verstand und die ihn zögern ließ.
    »Alles in Ordnung und wie besprochen«, meinte er, und Stolz schwang in seiner Stimme mit. »Wir kriegen die Papiere, sobald die Namen eingetragen werden können. Mit dem richtigen Stempel natürlich. Zwei Kinder zwischen sechs und acht Jahren für die Vermittlung. Genau so, wie du es wolltest.«
    Der zweite Mann lachte. »Sehr gut. Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.« Auch er klang plötzlich lauter. Vielleicht hatten die beiden sich in Romans Richtung gedreht.
    »Einfach war es nicht, aber jeder hat seinen Preis.«
    »Das war schon immer so, und das wird immer so bleiben. Ich melde mich wieder auf dem üblichen Weg, sobald ich Näheres weiß und der Kontakt steht. Dann müssen die Kinder untersucht und ausgewählt werden, und bis dahin: kein Wort zu niemandem.«
    »Was denkst du von mir? Natürlich nicht. Komm, ich bring dich hinten raus. Das ist unauffälliger.«
    Hinten raus bedeutete, dass die beiden den Weg durch den Waschraum nehmen würden. Roman wich auf leisen Sohlen zurück, ein Anflug von Panik ließ sein Herz erzittern. Er war felsenfest davon überzeugt, dass Igor und sein Gesprächspartner erbost wären, wenn sie feststellten, dass er – wenn auch unfreiwillig – Zeuge ihrer Unterredung geworden war. Jegliche Entschuldigung seinerseits käme entscheidende Minuten zu spät. Außerdem mochte Igor ihn nicht. Er hielt nicht viel von Deutschen, und Romans soziales Engagement war ihm suspekt. Zumindest erweckten manche Bemerkung und Igors häufig zynisches Lächeln diesen Eindruck.
    Hinter einer langen Reihe von Waschbecken befand sich eine Abstellkammer, in der Farbeimer, Werkzeug, Leitern und sonstiges Renovierungsmaterial untergebracht waren. Roman schlüpfte, ohne lange nachzudenken, in das Kabuff, löschte das Licht und kauerte sich hinter eine Leiter, über der mehrere Bahnen Abdeckfolie ausgebreitet waren. Sein Puls beschleunigte auf mindestens hundertachtzig Schläge, während er den Schritten der Männer lauschte, die, ohne innezuhalten, an der Kammer vorbeigingen, leiser wurden und schließlich verklangen. Kurz darauf fiel eine Tür ins Schloss.
    Roman atmete stoßweise aus und starrte in die Dunkelheit. Seit er seinen Dienst in dem Kinderheim angetreten hatte,um beim Sanieren der Gebäude und beim Betreuen zu helfen, nebenbei an der Uni Russisch zu lernen und seinen Horizont beträchtlich zu erweitern, war es erst einmal vorgekommen, dass ein Kind adoptiert worden war – ein zweijähriges Mädchen, das ein neues Zuhause bei einem Moskauer Ehepaar gefunden hatte. Das seltene Ereignis war gebührend gefeiert worden.
    Was immer die heimliche Besprechung bedeuten mochte – mit einem normalen Adoptionsverfahren hatte sie wenig gemein, eigentlich gar nichts. Fragte sich nur, was Roman mit dieser Erkenntnis anfing.

1
    Die Umrisse eines Containerschiffs schoben sich durch den Morgennebel. Hannah zog die Schuhe aus und ging hinunter zum Elbufer, während der Schiffsriese still vorüberzog und Wellen über den Strand schickte.
    Ausgerechnet in Hamburg würde sie ihren ersten Vermisstenfall bearbeiten – der Stadt, in der sie geboren und aufgewachsen war, ihre Ausbildung zur Kommissarin absolviert hatte und

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