Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Menge hinein: „Ruhe.“
Von einer Sekunde auf die andere blickten ihn sämtliche Augenpaare an.
„Petar mag König der Rülunder sein, so wie ich König der Wolfinger bin. Es mag Versprechen gegeben haben. Aber wir sollten die Braut fragen, was ihre Meinung ist. Denn es ist ihr Leben, über das bestimmt wird.“
Als ob sie ein lang verloren gegangenes Amulett wiedergefunden hätten, einen Wollstrumpf, der in einer dunklen Ecke wieder auftaucht oder einen Sommer, der nach einem langen Winter nicht wi ederzukehren schien, erinnerten sich die Menschen von Birkesund wieder ihrer Königstochter, die inmitten der streitenden Masse ruhig neben dem Altar gestanden hatte. Sie warf Ketill einen dankbaren Blick zu und schenkte ihm ein Lächeln. Dann sagte sie: „Ich habe eine Frage. Wie hast du es, Petar, geschafft, König der Rülunder zu werden?“
Petar, fast befreit, dass endlich die entscheidende Frage gestellt worden war, drehte sich zu Sveia und sagte: „Dies ist eine Geschichte, die ganze Winterabende füllen könnte, schönste Sveia. Aber so viel soll st du wissen. In meiner Heimat angelangt und zu meinen Eltern zurückgekehrt, habe ich jeden Moment, jede Faser meines Körpers nur einer Sache gewidmet: Die Krone zu erlangen, um dich für mich zurückzugewinnen.“
„Dann bist du also nur zurückgefahren, um mich als Braut werben zu können?“
„Ja, so ist es, mein Morgentau.“
Sveia schaute Petar einen langen Moment an, dann hob sie ihre Arme und fiel, seinen Namen r ufend, in die seinen.
Und so hatte Ketill eine Braut und ein Königreich verloren.
Nachdem sie sich aus der Umarmung mit Petar gelöst hatte, drehte sich die Tochter Gunnars erneut zu Ketill und schaute ihn mit dankbarem Blick an. „Es tut mir leid, Ketill Stikleson. Ich glaube, wir wären ein gutes Paar geworden und ich hätte meine Hochzeit mit dir sicher keine Sekunde meines Lebens bereut. Doch nun ist alles anders. Nun habe ich den wieder, der mir seit meiner Kindheit seine Liebe geschenkt hat. Verzeih mir.“
Ketill konnte nur nicken. Neben ihm fing allerdings sein Vater wieder an zu keifen: „Fordere ihn zum Duell heraus. Los, fordere ihn heraus.“ Sogar Eirik, der sonst die Ruhe in Person war, trat vor, um Stikle, der sich bedrohlich nahe vor seinem Sohn aufbaute, zurückzuhalten.
„Vater“ sagte Ketill „was erhoffst du dir davon? Willst du, dass ich von diesem blonden Hünen getötet werde und willst du, dass dann die alte Fehde zwischen Drakingern und Wolfingern wieder ausbricht? Oder soll ich den Mann töten, den Sveia, die fast deine Schwiegertochter geworden wäre, liebt? Was wäre damit gewonnen?“ Stikle schnaufte und prustete, wusste aber keine Antwort.
Ketill ging, die betroffenen Blicke der Birkesunder missachtend das Kirchenschiff hinab ins Freie und schaute auf die Meeresbucht, in der neben den vielen anderen ein weiteres Schiff mit hellem blauen Segel lag. Er hatte nicht einmal mitbekommen, wie all die anderen ebenfalls die Kirche verließen, Diener und Mägde hektisch durch die Gegend liefen, um Vorbereitungen für die Abreise der Königstochter zu treffen und die Menschenmenge gespannt in Richtung Hafen zog, um dem Abschied beizuwohnen. Irgendwann hatte ihn Eirik am Arm gepackt und mit sich geschleift, bis er am Hafen stand, das Schiff fortfahren sah und nun den Untergang der Sonne beobachtete.
Erst als Gunnar auf ihn zutrat und ihm seine Hand auf die Schulter legte, wachte Ketill aus seiner Lethargie auf. Mit müden Augen schaute er den König der Drakinger an, der heute älter aussah, als ihn Ketill jemals wahrgenommen hatte. „Zwischen uns hat sich nichts verändert, König Ketill. Ihr habt meine Unterstützung und ich werde Euch auf einem Schiff nach Throndje bringen lassen, um dort zu regieren. Ich bin zu alt für diese Reise, aber mein Sohn Svein wird Euch begleiten.“
Ketill wollte Worte der Dankbarkeit aussprechen, aber es gelang ihm nicht auch nur einen Ton herauszubringen. Erst viel später, als selbst Eirik und Linja schon zurück in den Ormshof zurückgekehrt waren, rollten die ersten Tränen über Ketills Wangen.
79. Höhlenwesen
as Kichern hatte aufgehört. Auf der einen Seite war das ein Segen, denn An’luin wusste nicht, wie lange er das penetrante Gackern ihres Gefangenen noch ertragen hätte, ohne ihn anzuspringen. Auf der anderen Seite hatte Darren das Kichern mit einem Wimmern und Flehen ersetzt, das nicht minder nervtötend war. Aber anscheinend schien auch er nicht mehr daran
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