Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
Geschirr bliebe und daß sie bei ihrem Tratsch bis morgen früh brauchen würden.
Menolly suchte ein großes Sieb, schüttete das gewaschene Frischgemüse hinein und brachte es ihrer Mutter.
»Na, das wird für den Gästetisch reichen«, meinte Mavi und stocherte mit einer Gabel im Sieb herum. Dann starrte sie ihre Tochter an.
»So kannst du dich unmöglich sehen lassen! He, Bardie, nimm das Grün und übergieß es mit Marinade! Die in der braunen Flasche auf dem vierten Regalbrett. Und du, Menolly, sei so gut, wasch dich und zieh dir was Ordentliches an! Du kümmerst dich um Onkelchen. Sobald er den Mund aufmacht, schiebst du ihm einen Happen hinein, sonst redet er den ganzen Abend.«
Menolly stöhnte. Onkelchen redete nicht nur viel, er roch auch entsetzlich.
»Sella versteht es viel besser mit ihm, Mavi …«
»Sella muß am Gästetisch servieren. Du tust, was ich sage. Sei froh, daß dir Schlimmeres erspart bleibt!«
Mavi musterte ihre Tochter mit strengem Blick und erinnerte sie schweigend an ihre Schmach. Zum Glück rief in diesem Moment die Köchin nach ihr.
Menolly ging zu den Baderäumen und versuchte sich zu freuen, daß man sie an diesem Abend nicht ganz aus dem Großen Saal verbannte. Obwohl es fast einer Verbannung gleichkam, wenn man Onkelchen versorgen mußte. Aber die Tradition verlangte, daß der Burgherr seinen gesamten Haushalt versammelte, um den neuen Harfner zu begrüßen.
Menolly streifte ihren schmutzigen Kittel und die lange Hose ab und legte sich in den warmen Badeteich. Vorsichtig spülte sie Sand und Schweiß aus den Striemen, die Rücken und Schultern bedeckten. Auch in ihrem Haar klebte der Sand, und so wusch sie es gleich mit. Sie beeilte sich, denn mit Onkelchen würde sie alle Hände voll zu tun kriegen. Es war einfacher, wenn er bereits an seinem Platz am Kamin saß, ehe sich die anderen zum Abendessen versammelten.
Splitternackt rannte sie zu den Schlafräumen hinüber. Sie wußte, daß sie kaum jemandem begegnen würde, da alle mit den Festvorbereitungen beschäftigt waren.
Als sie später Onkelchen abholte, mußte sie ihm noch Gesicht und Hände waschen und einen sauberen Kittel über die knochigen Schultern streifen. Die ganze Zeit über sabberte er, daß frisches Blut in der Burg nicht schaden könne und welches der Mädchen – hihi – der neue Harfner wohl heiraten würde. Er habe ein oder zwei Wörtchen mit dem Neuen zu reden, und verflixt nochmal, mußte sie ihn unbedingt so grob behandeln?
Sämtliche Knochen taten ihm weh. Sicher schlug das Wetter wieder um. Das spürte er allemal in den alten Beinstümpfen. Und hatte er sie damals nicht vor dem großen Sturm gewarnt? Zwei Boote mit allen Mann an Bord versunken!
Wenn sie auf ihn gehört hätten, wäre das nie passiert! Weshalb hetzte sie ihn denn so? Er ließ sich gern Zeit. Und konnte er nicht den blauen Kittel anziehen, den ihm seine Tochter genäht hatte? Der paßte besser zu seinen Augen. Und warum hatte ihn Turlon heute nicht besucht, obwohl er immer wieder nach ihr gefragt hatte? Aber ihn beachtete ja keiner!
Der Alte war so hager, daß er keine Last für ein kräftiges Mädchen wie Menolly darstellte. Sie trug ihn die Treppe hinunter, und er schimpfte die ganze Zeit über Leute, die längst tot waren.
Onkelchens Zeitgefühl stimmte nicht mehr; das hatte Petiron ihr erklärt. Am besten erinnerte sich der alte Mann an die früheren Zeiten, als er noch Burgherr in der Halbkreis-Bucht gewesen war. Doch dann hatte ihm ein Trawler-Tau beide Beine unterhalb der Knie abgetrennt.
***
Der Große Saal war bereit für die Gäste, als Menolly mit ihm nach unten kam.
»Sie haben die Dockhöhle erreicht«, sagte jemand, während Menolly Onkelchen in seinem Sessel am Kamin verstaute. Sie deckte ihn mit weichen Wherlederdecken zu und befestigte den Riemen, der den alten Mann vor dem Umkippen bewahrte. Wenn Onkelchen sich erregte, vergaß er manchmal, daß er keine Beine mehr hatte.
»Wer ankert in der Dockhöhle? Was ist das für ein aufgeregtes Durcheinander heute?«
Menolly erklärte es ihm, und er gab eine Weile Ruhe, doch dann quengelte er, warum ihm keiner was zu essen brächte.
Sella schwebte herein. Sie trug das Kleid, an dem sie den ganzen Winter über genäht hatte, und drückte Menolly ein kleines Päckchen in die Hand.
»Da – steck ihm das Zeug in den Mund, wenn er schwierig wird!«
Und sie wirbelte davon, ehe Menolly Zeit zu einer Antwort fand.
Als Menolly das Paket aufmachte, fand sie darin
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