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Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Titel: Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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rechtzeitig zum Schweigen gebracht hatte?
    Ihre Zweifel wuchsen so sehr, daß sie abends, als die Schiffe endlich Segel gesetzt hatten und alle ein wenig verschnaufen konnten, ihre Schwester ins Vertrauen zog.
    »Wütend wegen Onkelchen?«
    Sella zuckte die Achseln.
    »Was um Himmels willen bildest du dir ein, Kleine? Ich glaube, dein Hauptproblem liegt darin, daß du dich zu wichtig nimmst. Was sollte Yanus sich schon deinetwegen den Kopf zerbrechen!«
    Der abschätzige Tonfall brachte Menolly schmerzhaft zu Bewußtsein, daß sie nur ein Mädchen war, zu ungelenk und langbeinig für ein richtiges Mädchen und obendrein die Jüngste in einem großen Haushalt. Aber sie fand es alles andere als tröstlich, daß Yanus sie deshalb wie ein Nichts behandelte – auch wenn er vielleicht ihre Schandtaten schneller vergaß. Nur ihr Lied, das hatte er nicht überhört. Ob Sella von diesem Vorfall überhaupt wußte?
    Wahrscheinlich schon, dachte Menolly, als sie sich auf dem alten Strohsack hin und her wälzte, um ein bequemes Plätzchen für ihre müden Glieder zu finden.
    Und ausgerechnet Sella warf ihr vor, daß sie sich zu wichtig nahm! Ihre Schwester, die den ganzen Tag vor dem Spiegel stand und nur an ihr Aussehen dachte! Sie stand jetzt im heiratsfähigen Alter, und Yanus versuchte sie sicher mit Gewinn an den Mann zu bringen.
    Er selbst zog im Moment drei Pfleglinge auf, während vier von Menollys sechs Brüdern in anderen Burgen lebten. Nun, auch das war eine Aufgabe des neuen Harfners – Ehen zu stiften. Vielleicht gab es in der Halbkreis-Bucht bald eine Hochzeit.
    Am nächsten Tag hatten sie dann große Wäsche. Der Fädeneinfall war vorbei, die Sonne schien, und man konnte damit rechnen, daß die Sachen in der Meeresbrise rasch trockneten. Menolly hoffte auf ein Gespräch mit ihrer Mutter; sie wollte herausfinden, ob der Harfner ihren Unterricht kritisiert hatte. Aber nie ergab sich die Gelegenheit.
    Statt dessen geriet Mavi in Wut, weil Menollys Kleider nicht geflickt waren und sie das Bett nicht gelüftet hatte – weil sie ungepflegt und verschlampt aussah. Am Abend verkroch sich Menolly mit ihrer Suppenschale in den dunkelsten Winkel der großen Küche und überlegte bitter, warum immer nur sie die Schelte abbekam.
    Ihre größte Sünde war es wohl gewesen, daß sie ein paar Takte ihrer eigenen Musik gespielt hatte – und daß sie, ein minderwertiges Mädchen, den Harfner vertreten hatte, weil es weit und breit keinen Mann gab, der das konnte.
    Jawohl, entschied sie nach langem Nachdenken, das war der Grund, weshalb sie immer und überall Mißfallen weckte! Der neue Harfner sollte unter keinen Umständen erfahren, daß ein Mädchen die Jüngsten unterrichtet hatte.
    Aber wenn ihr dabei ein Fehler unterlaufen war, dann lag die Schuld bei Petiron. Und sie glaubte nicht, daß er ihr etwas Falsches beigebracht hatte. Außerdem, wenn der alte Mann wirklich ihretwegen an den Meister-Harfner geschrieben hatte – würde sich dann der neue Mann nicht wenigstens nach ihr erkundigen? Vielleicht waren die Balladen doch nicht so gut gewesen.
    Oder Petiron hatte sie nie abgeschickt. Und in jener Botschaft an den Harfner war mit keinem Wort von ihr die Rede gewesen. Das Päckchen lag jedenfalls nicht mehr im Archivraum. Und so wie sie die Lage einschätzte, würde sie es nie schaffen, auch nur in Elgions Nähe zu gelangen.
    Menolly konnte sich ausrechnen, welche Arbeiten Mavi als nächstes für sie bereit haben würde: Grünzeug sammeln, irgendwo weit draußen im Morast, oder getrocknete Binsen in Strohsäcke füllen. Die widerwärtigsten und langweiligsten Aufgaben fielen nämlich immer ihr zu.
    Sie täuschte sich. Es kam noch schlimmer. Im Morgengrauen lief die Flotte ein, und in den Laderäumen wimmelte es von Gelbstreifen- und Stachelschwanz-Fischen. Alle versammelten sich in der Dockhöhle, um beim Ausnehmen und Pökeln zu helfen, während die Mägde die Räucherkammer einheizten.
    Es gab einen Fisch, den Menolly haßte wie die Pest, und das war der Stachelschwanz – ein glitschiges Biest, über und über mit Widerhaken bedeckt; der fettige Schleim, der von seinen Schuppen tropfte, zerfraß die Hände, bis sich die Haut schälte. Stachelschwänze schienen vor allem aus einem Riesenmaul zu bestehen, aber wenn man den Kopf abtrennte, ließ sich der Rest locker vom Grätenstrang abziehen. Frisch gegrillt stellte er eine Delikatesse dar; aber auch geräuchert schmeckte das Fleisch noch hervorragend. Leider war das

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