Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
beiseite buddelte, entdeckte sie die gesprenkelten Schalen von Feuerechsen-Eiern.
Sie schaute sich nach der älteren Königin um, doch die war nirgends zu sehen. Vorsichtig tippte Menolly mit dem Finger gegen das oberste Ei. Die Schale war noch weich. Rasch deckte sie wieder Sand über das Gelege und entfernte sich von dem Fleck. Der Saum der Flut reichte längst nicht bis hierher; und die Kinder der Halbkreis-Bucht kamen bestimmt nicht in diese abgelegene Gegend. Die Eier waren also sicher.
Menolly entfachte ein Feuer und legte die Spinnenklauen auf einen flachen Stein. Während die Schalentiere in der Glut rösteten, unternahm sie einen Streifzug.
Der Wasserlauf ergoß sich breit ins Meer. Den Sandbänken und Gräben nach zu schließen, änderte er von Zeit zu Zeit sein Bett. Menolly folgte ihm ein Stück landeinwärts. Sie hoffte, an seinen Ufern ein paar saftige Kresse-Büschel zu finden. Frische Kresse und Spinnenklauen – das Wasser lief ihr im Mund zusammen.
Sie fand die begehrten Kräuter ein gutes Stück stromaufwärts, wo mehrere kleine Rinnsale aus dem Marschland zusammentrafen. Gierig rupfte sie ein paar Händevoll aus und verschlang sie … doch dann richtete sie sich entsetzt auf. Am Horizont zuckten Blitze gegen eine graue Wand.
Fäden! Das Entsetzen ließ sie wie angewurzelt dastehen; um ein Haar hätte sie sich an der Kresse verschluckt. Sie atmete tief durch. Wenn die Drachenreiter bereits am Werk waren, dann kam die Sporenfront vielleicht nicht bis hierher.
Aber wie groß mußte der Abstand zur Gefahr überhaupt sein? Sie hatte sich damals, beim ersten Fädeneinfall, gerade noch in Sicherheit gebracht. Heute dagegen – selbst wenn sie wie ein Pfeil dahinschnellte, schaffte sie es nicht mehr bis zur Klippe. Hinter ihr war das Meer, neben ihr floß der Bach.
Wasser!
Fäden ertranken im Wasser. Nur – wie tief mußten sie sinken, bis sie ihre Ätzwirkung verloren?
Nur jetzt nicht in Panik geraten! sagte sie sich vor. Sie zwang sich, die Kresse zu kauen und ganz langsam zu schlucken. Aber dann gehorchten ihr die Beine nicht mehr. Sie rannte los, in einer schrägen Linie zwischen dem Meer und der fernen Höhle.
Prinzeßchen tauchte auf, angesteckt von ihrer Furcht. Gleich darauf kamen Rocky, Taucher und Spiegel. Aufgeregt umkreisten sie Menolly und stießen ihre hellen Kampfschreie aus. Dann verschwanden alle zugleich. Das erleichterte Menolly, denn nun konnte sie besser auf den Weg achten.
Sie überlegte kurz, ob es nicht besser sei, einfach entlang der Küstenlinie zu rennen. Dort war sie der zweifelhaften Sicherheit des Wassers näher. Sie übersprang einen Graben, stolperte, fing sich wieder und lief weiter. Nein, in Küstennähe gab es zu viele Felsen, die sie zu Umwegen zwangen und die Sturzgefahr erhöhten. Ein verstauchter Knöchel hätte ihr gerade noch gefehlt … Zwei Königinnen schimmerten golden über ihr. Auch Rocky und Taucher kehrten zurück, gefolgt von Faulpelz, Spiegel und Brownie. Die beiden Königinnen schimpften ärgerlich, und die Männchen flogen ein Stück höher, wo sie Menolly nicht behinderten. Sie rannte und rannte.
Sie erreichte eine Anhöhe und mußte ihre Schritte verlangsamen. Seitenstechen plagte sie, aber irgendwie stolperte sie weiter. Die Drachen-Steine vor ihr nahmen Gestalt an, aber sie hatte noch einen langen Weg vor sich. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, daß die Sporenfront immer näher rückte.
Sie begann wieder zu laufen. Die beiden Königinnen kreisten dicht über ihrem Kopf, und seltsamerweise fühlte sie sich beschützt. Sie hatte jetzt wieder Luft und schnellte dahin. Wenn sie es nur schaffte, die Distanz zwischen sich und den Fäden zu halten … Sie richtete den Blick fest auf die Drachen-Steine. Es hatte keinen Sinn, wenn sie sich umdrehte; die drohende Gefahr preßte ihr den Atem ab, den sie so dringend zum Laufen brauchte.
Sie rannte jetzt ganz nahe an der Bruchkante der Küstenklippen. Sie war schon einmal in die Tiefe geschlittert, ohne sich den Hals zu brechen: sie würde es noch einmal riskieren, wenn das Wasser die letzte Rettung bedeutete.
Sie lief, und ihre Aufmerksamkeit wanderte hin und her zwischen den Drachen-Steinen und dem Terrain.
Sie hörte das Sausen, das erregte Kreischen der Feuerechsen, sah den Schatten und warf sich zu Boden. Instinktiv warf sie beide Arme über den Kopf und wartete auf den sengenden Schmerz der Fäden. Dann roch sie Feuerstein, und eine Sturmböe fegte über sie hinweg.
»Los, steh
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