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Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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C-Dur?«
    Als sie auch darauf geantwortet hatte, begann er neue Fragen abzufeuern, gereizt, wenn sie nur Sekundenbruchteile mit der Antwort zögerte. Aber Petiron hatte sie zu oft in ähnlicher Weise gedrillt. Morshals überhebliche Miene machte sie nervös, doch als seine Fragen schwerer und schwerer wurden, merkte sie plötzlich, daß er Beispiele aus verschiedenen traditionellen Sagen und Balladen wählte. Da sie ein gutes Gedächtnis besaß, kannte sie die meisten Stellen auswendig und konnte sie herunterschnurren.
    Mit einemmal räusperte er sich, winkte ab und wollte wissen, ob sie die Trommel schlagen könne. Als sie bejahte, stellte er eine Menge zermürbender Fragen über die einzelnen Zeit-und Schlagfolgen. Sie hätte ihm das alles viel leichter zeigen als erklären können, aber dazu gab er ihr keine Gelegenheit.
    »Halt dich still, Mädchen!« knurrte er, als sie ihre schmerzenden Sohlen bewegte. »Schultern zurück, Füße nebeneinander, Kopf hoch!«
    Er hörte ein leises Zischen, aber da er Menolly die ganze Zeit über wütend anstarrte, stand eindeutig fest, daß sie den Mund nicht aufgetan hatte. Er blickte umher, um den Ursprung der Störung zu suchen. Inzwischen beruhigte Menolly heimlich Prinzeßchen. »Steh nicht so krumm da! Was hatte ich gefragt?«
    Sie wiederholte es, und er setzte sein Kreuzverhör fort. Je rascher sie antwortete, desto rascher prasselten die Fragen auf sie ein. Ihre Sohlen schmerzten so sehr, daß sie ihn einfach bitten mußte, ihr eine kleine Ruhepause zu gönnen. Doch ehe sie dazu kam, deutete Morshal zu ihrer Verblüffung auf einen Hocker. Sie zögerte.
    »Los, los, setz dich!« fauchte er. »Nun wollen wir mal sehen, ob du auch schreiben kannst, was du so glatt herunterleierst!«
    Also waren ihre Antworten richtig gewesen, und er ärgerte sich, weil sie soviel wußte. Ihre Niedergeschlagenheit wich, und als Meister Morshal diktierte, zog sie den Stab mit flinken Strichen durch den Sand. In ihrem Innern hörte sie eine andere, sanftere Stimme; die Übung war plötzlich ein Spiel und kein Verhör durch einen befangenen Richter.
    »Geh zur Seite, damit ich sehen kann, was du geschrieben hast!«
    Er warf einen Blick auf den Sandkasten, preßte die Lippen zusammen und räusperte sich. Dann befahl er ihr, die Fläche wieder glattzustreichen, und begann mit schwierigeren Aufgaben.
    Aber nach den ersten Takten erkannte sie den »Rätsel-Gesang«, und sie war froh, daß Petiron ihr die düstere Melodie so gründlich beigebracht hatte.
    »Das reicht!« Meister Morshal zerrte seinen Umhang fester um die Schultern. »Hast du ein Instrument?«
    »Ja, Meister.«
    »Dann hol es und bring die Noten da aus dem oberen Regal mit. Beeil dich!«
    Menolly stöhnte leise, als sie die ersten Schritte machte. Ihre Knöchel fühlten sich steif und geschwollen an.
    »Los, los – du verschwendest meine Zeit!«
    Prinzessin zischte warnend, und Menolly merkte, daß auch die anderen Echsen aufgeregt waren. Sie versuchte noch einmal, ihre Schar zu beruhigen.
    So rasch sie konnte, kam sie mit der Gitarre und den Noten zurück. Sie erkannte, daß es sich um eine neue Abschrift handeln mußte, denn die Häute waren noch weiß, und die Noten ließen sich klar lesen. Mit verkniffenem Mund blätterte Meister Morshal das Material durch.
    »Da! Spiel mir das!«
    Menolly zuckte zusammen, als sie sah, wie nachlässig er ihr die kostbaren Pergamente zuwarf.
    Der böse Zufall wollte es, daß er ausgerechnet »Moretas Ritt« gewählt hatte. Sie wußte, daß sie die Begleitgriffe mit der linken Hand niemals schaffen würde.
    »Sir, meine …«, begann sie und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Ich will keine Ausreden hören. Entweder du spielst vom Blatt, oder ich muß annehmen, daß du nicht in der Lage bist, die Traditionsballaden in angemessener Qualität wiederzugeben.«
    Menolly fuhr mit den Fingern über die Saiten, um zu hören, ob sie noch richtig gestimmt waren.
    »Komm, komm! Wenn du das Zeug lesen und schreiben kannst, wirst du es auch spielen können.«
    Eine übertriebene Schlußfolgerung, fand Menolly, aber sie schlug den Anfangsakkord an, und da sie damit rechnete, daß er ihr eine Falle stellen würde, spielte sie nicht auswendig, sondern vom Blatt. Es waren in der Tat einige Variationen eingetragen; die ersten meisterte sie mühelos, aber bei der vierten und fünften patzte sie, weil die Narbe einen schnellen Griffwechsel einfach nicht zuließ.
    »Aha, aha«, murmelte er, und das klang merkwürdig

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