Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
Prinzeßchen.
Es wimmelte von Menschen, die das Schiff entluden, und Piemur sah Sebell erst, als er direkt vor ihnen stand, schwer beladen mit Bündeln und Taschen. Ein Matrose legte vorsichtig zwei prall gefüllte Säcke neben ihm ab. Genug Zeug, um einen Renner damit zu beladen, stellte Piemur fest.
»War die Reise angenehm, Sebell?«
Menolly nahm einen der Säcke auf und schlang ihn sich mit einer geschickten Bewegung über die Schulter.
»Gib Piemur einen Teil deines Gepäcks«, fügte sie hinzu, und Piemur trat rasch neben Sebell, um ihm die Bündel abzunehmen. Wie zufällig glitten seine Finger über die Außenfläche. Vielleicht ließ sich der Inhalt ertasten …
»Aber wirf das Zeug nicht herum, Piemur!« ermahnte ihn Menolly. »Die Kräuter werden noch früh genug zerstampft.«
Kräuter?
»Piemur? Was machst du denn hier?« fragte Sebell überrascht. »Solltest du nicht für die Festaufführung proben?«
Er war braun gebrannt, und wenn er lächelte, blitzten seine Zähne schneeweiß.
Kräuter? Sonnenbräune?
Piemur hätte seine gesamte Habe verwettet, daß Sebell soeben aus dem Süd-Kontinent heimkehrte.
»Bei Piemur hat der Stimmwechsel eingesetzt.«
»Tatsächlich?«
Sebell nahm die Neuigkeit mit sichtlicher Freude auf. »Und Meister Robinton ist mit dem Plan einverstanden?«
»Ja – bis auf eine kleine Abwandlung, die wieder einmal typisch für seine weise Voraussicht ist.«
»Welche denn?« Sebells Blicke wanderten zwischen Piemur und Menolly hin und her.
»Nach außen hin gehört Piemur jetzt zu Meister Olodkeys Lehrlingen.«
Sebell nickte und lachte leise vor sich hin. »Schlau von Meister Robinton, sehr schlau! Nicht wahr, Piemur?«
»Sieht so aus.«
Bei dieser mürrischen Antwort warf Sebell den Kopf zurück und lachte schallend. Kimi, die eben zu einer Landung auf seiner Schulter angesetzt hatte, flog wieder auf und begann zu schimpfen, unterstützt von Prinzessin und den beiden Bronze-Echsen. Sebell legte einen Arm um Piemur und einen um Menolly und ging mit ihnen in Richtung der Ställe los.
Die Miene des Harfners ließ Piemur ahnen, daß der freundschaftliche Arm um seine Schultern nur ein Vorwand war, damit Sebell Menolly an sich ziehen konnte. Diese Beobachtung heiterte Piemur wieder auf. Er wußte etwas, wovon keiner der anderen Lehrlinge eine Ahnung hatte.
Vielleicht nicht einmal Meister Robinton.
Oder doch?
Derartige Gedanken beschäftigten Piemur auf dem ersten Stück ihres Rückwegs zur Harfner-Halle. Die letzten drei Stunden verbrachte er allerdings in einer wenig beneidenswerten Verfassung. Er hatte je einen Sack vor und hinter sich auf dem Sattel festgebunden und noch ein großes Bündel über die Schulter geworfen. So fiel es ihm schwer, sich auch nur einigermaßen ruhig im Sattel zu halten und die Bewegungen des Renners abzugleichen. Ziemlich unfair von Menolly, dachte er verärgert, daß sie ihm nach einer so langen Reitpause gleich eine Achtstunden-Strecke zumutete.
Er war unendlich erleichtert, daß er bei der Ankunft wenigstens nicht mehr die Tiere versorgen mußte; Banak nahm ihm diese Aufgabe ab.
Und dann wünschte Piemur, er wäre im Hof der Harfnerhalle abgestiegen, denn der kurze Fußweg von den Stallungen bis zur Halle wurde für seine steifen Beine zu einer Tortur. Verdrießlich hörte er zu, wie Menolly und Sebell vor ihm herumalberten. Sie plauderten über völlig belanglose Dinge, so daß Piemur sich nicht einmal aufs Lauschen konzentrieren mußte und ständig sein schmerzendes Hinterteil spürte.
»Nun, Piemur, du kannst wirklich reiten«, meinte Menolly, als sie die Stufen erklommen.
»He, beim Ei, was ist denn los mit dir?«
»Gar nichts! Es ist bloß fünf verdammte Planetenumläufe her, seit ich zum letzten Mal auf einem Renner saß!« sagte Piemur und versuchte sich durchzustrecken.
»Menolly! Das grenzt ja an Sadismus!« rief Sebell, aber es fiel ihm schwer, ein ernstes Gesicht zu machen.
»Ab in den Baderaum mit dir, bevor die Muskeln völlig steif werden!«
Menolly zeigte sich zerknirscht und schuldbewußt. Sebell führte Piemur in den Badesaal, und später kam Menolly mit einem schwerbeladenen Essenstablett zu ihnen. Piemur blieb im Wasser sitzen, während er aß. Verlegen ließ er es zu, daß Silvina ihm Heilsalbe auf die wundgerittenen Stellen strich und ihn gründlich durchmassierte.
Das Kneten und Walken schmerzte mehr als der ganze Ritt, und eben als er fürchtete, er könne nie wieder richtig gehen, befahl ihm Silvina
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