Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
…«
Saneter nickte Piemur freundlich zu. »Falls er nicht die Geduld mit einem alten Harfner verliert…«
»Toric, Sie sind der Burgherr. Was meinen Sie dazu?« Sebell hatte bemerkt, wie sich die Augen Torics verengten, und er fragte sich, ob er seine Befugnisse überschritten hatte.
»Ein Unruhestifter bist du also?«
Toric runzelte die Stirn und starrte Piemur so lange an, bis der Lehrling rot anlief.
»Nun, nicht gerade ein Unruhestifter, Toric«, beschwichtigte Menolly. »Er besitzt nur eine Menge Energie.«
Toric zuckte die Achseln. »Die Sache mit den Trommelbotschaften gefällt mir wirklich«, sagte er gedehnt. Dann wandte er sich an Sebell: »Kann der Junge die Instrumente selbst herstellen?«
»Ich würde lieber hierbleiben und ihm dabei auf die Finger sehen«, murmelte Sebell.
»Nun, ich hatte mir eigentlich geschworen, keine Nordländer mehr aufzunehmen, aber da Piemur bereits bewiesen hat, daß er hier zurechtkommt, will ich eine Ausnahme machen.«
Piemur jubelte los, und der Burgherr hob beide Hände.
»Immer vorausgesetzt, daß der Meisterharfner einwilligt«, bremste er den jungen Harfner. »Er wird erleichtert sein, daß Piemur lebt und wohlauf ist«, rief Menolly und kramte ein Messingröhrchen aus ihrer Gürteltasche.
»War doch alles halb so wild« , meinte Piemur.
»Du hast so oft von deinen Feuer-Echsen und dem Leben in der Felsenhöhle erzählt…«
»Piemur entgeht nichts!« grinste Sebell und gab dem Jungen einen liebevollen Klaps. »Der Kerl scheint ein einziges Ohr zu sein.«
»Und berichte Meister Robinton, daß ich eine Echsenkönigin und ein Rennerfohlen besitze!« wandte sich Piemur an Menolly, die bereits eifrig schrieb.
»Ich dürfte Dummkopf doch mitnehmen, wenn ich wieder zurück in die Harfnerhalle muß, oder?«
Sebell beruhigte ihn und beobachtete dann, wie Menolly die Kapsel an Prinzeßchens Bein befestigte. Sie befahl der Königin, zu Meister Robinton zu fliegen und so rasch wie möglich zurückzukommen.
»Glaubst du, er ist einverstanden?« flüsterte Piemur, der zwischen Angst und Hoffnung schwankte.
»Du hast droben auf den Trommelhöhen eine Menge gelernt«, meinte Menolly. Auch sie hoffte, daß Meister Robinton die Pläne für Piemurs nähere Zukunft gutheißen würde. Der Junge war in den wenigen Siebenspannen größer und kräftiger geworden und hatte an innerer Reife gewonnen. Auch waren die Veränderungen aufgefallen. Sicher teilte er ihre Ansicht, daß der große, unerforschte Süden eine größere Herausforderung für die Energien und die Intelligenz ihres jungen Freundes darstellte als die von Traditionen geprägte Harfnerhalle.
»Du hast wohl selbst nicht geglaubt, daß dein Abenteuer so enden könnte«, sagte sie.
Piemur schüttelte ernst den Kopf, doch in seinen Augen blitzte schon wieder der Übermut. »Du auch nicht, oder?«
Doch nun bestürmten die Südländer die Harfner, ihnen die neuesten Balladen aus dem Norden vorzutragen; die Zeit bis zu Prinzeßchens Rückkehr verging wie im Fluge.
Sobald die kleine Goldechse in den Speisesaal schoß, verstummte jeder Laut. Die meisten Anwesenden hatten inzwischen erfahren, worum es ging, und alle fieberten Meister Robintons Entscheidung entgegen.
Aber Prinzeßchen strahlte solche Freude aus, daß die Wartenden Bescheid wußten, noch ehe Menolly die Antwort vorlas: » Gut gemacht, Piemur! Ich wünsche dir einen schönen Aufenthalt als Trommler-Geselle im Süden! «
Man umarmte Piemur, klopfte ihm auf die Schultern und gratulierte ihm von allen Seiten zu seiner Beförderung. Nach der langen Zeit in der Stille des Dschungels machte ihn der Menschenansturm ganz schwindlig. Bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, entwischte er dem Lärm und verließ die Höhle. Sebell wollte ihm folgen, aber Menolly, die näher am Ausgang saß, schüttelte unauffällig den Kopf.
Und so hörte niemand außer ihr, wie Piemur seiner erschöpften kleinen Königin zuflüsterte: »Ich wollte, ich hätte eine Trommel, mit der ich ganz Pern verkünden könnte, wie froh ich bin!«
ENDE
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