Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern
jeder zu Hause das gleiche zur Verfügung hatte. Es ging um das Prinzip des Anbietens.
»Wer ist hier?« fragte er. »Ich bin Alemi.«
Ein Delphin, dessen Haut in der untergehende Sonne einen rosa Ton angenommen hatte, hob sich schlängelnd aus dem Wasser. »Kenn dich! Rette dich nun Jung!«
Alemi warf ihm einen Fisch zu. »Nochmals danke.«
»Rette Menschen ich auch!« quietschte ein zweiter Delphin und hob sich bis zur Schwanzflosse aus dem Wasser.
»Und ein Fisch für dich! Ein Fisch für jeden, der auf die Glocke reagiert hat!«
»Gillocke! Gillocke.« Die Delphine schienen dem Wort noch einen Vokal hinzuzufügen, und Alemi warf ihnen lachend die Fische zu.
»Berriichet?« fragte einer von ihnen. Alemi glaubte, daß es wieder der erste war, der mit ihm gesprochen hatte, war sich aber nicht sicher: In dem Dämmerlicht schienen sie alle gleich auszusehen. Doch als der Eimer leer war, hatte er an mehreren Schädeln bereits unverwechselbare Narben entdeckt - manche schienen denen zu ähneln, die er auf See von seinem Schiff aus bei den vordersten Delphinen bemerkt hatte -, und außerdem bekam er einen Blick dafür, daß sie unterschiedlich groß waren und auch von etwas unterschiedlicher Gestalt.
»Ich wollte nur wissen, ob ihr kommen würdet, wenn ich die Glocke läute.«
»Gillocke holt Schule. Imma! Höeer Gillocke, komm.«
Alemi verstand zwar die Worte, die sie benutzten, doch wurde ihm klar, was Akki mit Sprachverschiebung gemeint hatte. Verstanden sie wirklich, was er ihnen sagte? Sollte er ihre Aussprache verbessern? Akki hatte sich dazu nicht geäußert. Es blieb ihm wohl nichts übrig, als es zu versuchen; er würde sprechen wie immer - und vielleicht würde sich im Laufe der Zeit dadurch ja ihre Sprache verbessern. »Gut! Bitte kommt immer, wenn ihr die Glocke hört. Ich lasse eine größere machen.«
»Uu-ir läuten? Uu-ir läuten Glocke. Menschen antworten?«
Alemi brach bei dieser selbstbewußten Frage in Gelächter aus und war so frei, die Hand auszustrecken und dem Delphin, der gesprochen hatte, über den Schnabel zu streicheln.
»Guuut. Guuut. Kraaaatz blufiss jetzt?…«
Wieder diese merkwürdigen Worte, die den Delphinen offensichtlich sehr am Herzen lagen.
»Blufiss?« Wiederholte er. »Was sind Blufiss?«
»Dieda…«
Kib rollte sich halb zur Seite, so daß ihr hellerer Bauch sichtbar wurde. Dort, in ihrer Flanke, war ein häßlich aussehender Fleck, den Alemi, als er genauer hinsah, als einen vollgesogenen Schiffshalter erkannte, einen Fisch, der, wie jeder Seemann weiß, sich an einer offenen Wunde festsaugt.
»Blutfisch… Natürlich, blufiss!« bemerkte Alemi und ahmte dabei die höhere Stimmlage der Delphine nach. »Wie konnte ich nur so schwer von Begriff sein!« Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. Dann packte er den Blutfisch am Kopf und versuchte ihn herauszuziehen, doch er haftete an der Flanke des Delphins wie angewachsen. »Der sitzt aber wirklich fest. Ich habe kein Feuer hier…« Seeleute berührten normalerweise den Kopf eines Schiffshalters mit einem Stück Glut oder einem brennenden Hölzchen.
Kib drehte den Kopf nach oben und hob den Oberkörper aus dem Wasser. » Misssa.«
»Wird ein Messer nicht eine zu große Wunde machen?«
»Aaalte Fisch. Klein Loch.«
»Es wird weh tun«, erwiderte Alemi, der vor dieser Operation zurückschreckte.
»Nicht weh mehr gut weg.«
»Wenn du es sagst…«
»Uu-ir sagen es. Gut gut gut. Menschen mach Delphine gut gut gut.«
Und Kib legte sich zur Seite, damit Alemi an den Parasiten herankam.
Die Schneide seines Messers war scharf genug, den Blutfisch abzuschaben. Er mußte ein wenig ins Fleisch schneiden, um den Saugmund zu entfernen, doch das hinterließ nur ein kleines Loch in einer schon verheilten Narbe.
Zwei weitere Delphine ließen sich begeistert Blutfische entfernen; einer saß direkt neben den Genitalien des einen Delphins. Nachdem Alemi die Parasiten herausgeschnitten hatte, drehte jeder Delphin sich vor Freude in der Luft um die eigene Achse, tauchte und sprang wieder hoch. Allmählich konnte er sie als Individuen unterscheiden. Kib hatte am Unterkiefer einen verheilten Riß und war das größte Männchen. Mul wies eine fleckige Färbung auf, und der Parasit hatte nahe der Schwanzflosse gesessen. Mel hatte den längsten Schnabel, während Afo das kleinste Weibchen war. Jim schien ein besonders guter Akrobat zu sein - das zeigte er, indem er eine größerer Strecke auf der Schwanzflosse stehend
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